Zwei Jahre nach dem gelungenem Debütalbum gibt es nun mit Einblick in den Qualenfall einen düsteren Nachschlag. Denn so großartig, irre und dunkel wie das Debüt, etwa im genialen Lied Blutrunst,
war, beginnt das neue Album. Die einleitende Melodie, die so düster,
tief und schwer ist, könnte direkt dem Vorgänger entstammen. Diese
bedrückende Atmosphäre wird dann auch noch vertieft, indem das
Schlagzeug druckvoll aber ruhig, und sehr sonorer Chorgesang einsetzen.
Diese düstere Atmosphäre wechselt sich dann mit etwas verstörtem ab, als
der verzerrte Kreischgesang den Chor ersetzt und auch die instrumentale
Spielweise intensiver und lauter wird. Eine Zeit lang wechseln sich
diese beiden Parts dann ab, bis eine Passage mit klarer Flüsterstimme
das stampfende und polternde Finale einläutet.
Mit Im Zwiespalt folgt ein sehr langes und durchgängig
ruhiges Lied. Dann und wann kommt es natürlich zu rhythmischen
Veränderungen, die zuweilen auch etwas schneller sind, doch über die
Spielzeit von knappen 16 Minuten bleibt es ein ruhiges Lied. Das liegt
aber nicht nur an der rhythmischen Beschaffenheit sondern auch an der
Hülle und Fülle an Melodien, die teilweise sehr offensichtlich im
Mittelpunkt stehen, aber auch sehr subtil und unauffällig aus dem
Hintergrund nach vorne schwappen. Manche dieser Melodieführungen wirken
sehr sphärisch, haben etwas sehr träumerisches und beruhigendes.
Da ist Der Quell dann schon von Anfang an sehr viel
energischer. Das Schlagzeug stampft vom ersten Takt an einen
schleppenden aber antreibenden Rhythmus, der von einem interessant
inszenierten, dualen Gesang begleitet wird. Die eine Stimme ist klar und
recht hoch, sie hat ansatzweise etwas Opernhaftes. Die zweite Stimme
ist im typischen Gesangsstile Verdunkelns, verzerrt, aber leiser als sonst und der hohen klaren Stimme entsprechend angeglichen. Rhythmisch ist Der Quell
ein sehr eingängiges Stück, das komplett ohne Variationen auskommt.
Dafür wurden die Gitarren phasenweise sehr lebendig und
abwechslungsreich gespielt, am Ende ist gar ein längeres – sphärisches –
Soli zu hören.
Ein weiteres durchgängig ruhiges Lied folgt mit Die Saat der Klinge.
Es gibt zwar rhythmische Veränderungen, doch sind diese alle von einer
ruhigen Natur. Dafür gibt es harmonische Vielfalt, hervorgerufen durch
stimmliche und melodische Veränderungen. Während Die Saat der Klinge
rhythmisch betrachtet, ein ruhiges Lied ist, sorgt die melodische
Ausarbeitung und Umsetzung für dunkle Stimmungen, die ab und an auch vom
druckvollen Einsetzen des Schlagzeugs oder sphärischen
Hintergrundklängen verstärkt und gefördert werden.
Der Herrscher ist mit etwas mehr als 17 Minuten
Spielzeit das längste Lied der CD. In diesen 17 Minuten gibt es viele
Facetten die zum Vorschein kommen und dazu beitragen, dass man es hier
in gewisser Weise mit einem recht komplexen Gebilde zu tun hat. Denn die
einzelnen Elemente, die man vorgetragen bekommt, sind auf eine
unsichtbare und geisterhaftete Art und Weise miteinander verzahnt,
wirken im Gesamtbild zusammen. Da ist zum Beispiel diese leise, leichte
aber schauderhafte Melodie im Hintergrund, die sich durch das komplette
Lied durchzieht. Manchmal fällt sie mehr auf, manchmal weniger, da sie
sich leicht verändert oder aber von einem harten, kraftvollen Riffing
zeitweise überlagert wird. Der Herrscher hat sowohl sehr ruhige, beinahe schon liebliche Parts, wie auch kraftvolle, beklemmende und verstörende Passagen.
Zu guter letzt folgt mit Auf freiem Felde ein orchestral
arrangiertes Lied. Es ist ein wunderbarer Chor zu hören, der eine
erhabene und mächtige Ausstrahlung besitzt und hervorragend mit der
schleppenden, dunklen Spielweise harmoniert.
Verdunkeln hat mit Einblick in den Qualenfall einen gelungenen Nachfolger kreiert, auch wenn es erhebliche Unterschiede zum Debüt gibt. Einblick in den Qualenfall
ist bei weitem nicht mehr so rau und vordergründig dunkel und
beklemmend, wie es der Vorgänger war. Dies liegt aber auch zu einem
Großteil am Klang, der nun klarer, leiser und auch etwas steriler ist.
Das Debüt hatte einen sehr warmen, lauten und dunklen Klang, der
maßgeblich zur Atmosphäre der Musik beitrug. Diesmal wird diese düstere
und tiefe Atmosphäre viel mehr aus der Musik selbst bezogen, da auch die
wunderbaren Melodien nun viel leiser und versteckter sind.
Lediglich den einen oder anderen schnellen Schub vermisse ich. Über die Dauer ist mir Einblick in den Qualenfall eine
Spur zu ruhig und harmonisch, da würde meinem Empfinden nach, ein
wüster Part an der richtigen Stelle, diese dunkle und qualbehaftete
Atmosphäre zusätzlich betonen. Aber vielleicht hat Verdunkeln ganz bewusst darauf verzichtet, wer weiß.
01. In die Irre
02. Im Zwiespalt
03. Der Quell
04. Die Saat der Klinge
05. Der Herrscher
06. Auf freiem Felde
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