30.07.2014

Winter Deluge - As The Earth Fades Into Obscurity | 2014 | Frozen Blood Industries | Vinyl | Black Metal



WINTER DELUGE aus Neuseeland dürften hierzulande wohl eher unbekannt sein. Die Gruppe existiert bereits seit 2005 und hat es seit dem auf drei Veröffentlichungen gebracht. Eine Demo, eine EP und das 2012 in Eigenregie veröffentlichte Debütalbum „As The Earth Fades Into Obscurity“. Dieses Album wird dieser Tage auf Vinyl neu veröffentlicht.

Es handelt sich dabei um ein vielfältiges Album, dessen Kern zwar roher und kalter Black Metal ist, welcher aber nicht stumpf und monoton vorgetragen wird. WINTER DELUGE verknüpfen traditionellen, rohen Black Metal der schnell, kalt und bissig ist mit dezenter Abwechslung. Diese Abwechslung äußert sich etwa durch unerwartete Breaks, die mitunter überaus technisch und komplex sein können, an anderer Stelle aber auch überraschend melodisch und atmosphärisch sind. Auf der einen Seite spielen WINTER DELUGE sehr geradlinigen Black Metal mit einfachen, direkten und ehrlichen Strukturen geradeaus: Schnelles Schlagwerk, einfaches und kaltes Riffing und dazu ein knarzender Keifgesang. Andererseits spielen die Neuseeländer jedoch auch komplexe und verschachtelte Parts, die recht chaotisch wirken können.

Am besten gefallen mir WINTER DELUGE jedoch, wenn es schnell und aggressiv vor sich geht. Dann entfaltet sich eine bissige, nordische Atmosphäre, wie man sie von den großen Vertretern der skandinavischen Raserei, etwa MARDUK oder TSJUDER, her kennt. WINTER DELUGE bleiben dabei jedoch relativ eigenständig, auch wenn das Dargebotene natürlich weder neu noch innovativ ist. „As The Earth Fades Into Obscurity“ ist vor allem ehrlicher und schnörkelloser Black Metal. Oft schnell, aggressiv und grimmig und dabei dann durchaus auch simpel im Spiel. Aber eben nicht ausschließlich.

„As The Earth Fades Into Obscurity“ ist zwar kein Überalbum das mich vom Stuhl haut, dennoch ist es authentischer und ehrlicher Black Metal mit klarer Kante. Wer sich für grimmigen und schnellen Black Metal interessiert und zudem Vinyl zu schätzen weiß, sollte WINTER DELUGE und dieser Wiederveröffentlichung nicht verpassen.

1. Winter March
2. Last Hour Of Raven
3. Fall To The Wyrm Of Time
4. Demonic Dweller Of Winter Plains
5. Triumph Of The Fallen Folk
6. Scathe Wrought By The Will Of Nature
7. A Sphere To Cleanse The Earth
8. The Fragments Of Mankind
9. Celestial Renewal

Cult Ov Mora - ...Is Coming | 2014 | Eigenproduktion | CD | Black Metal



Die polnische Gruppe CULT OV MORA wurde im vergangenen Herbst von Tailheg und Edward, beide ehemalige von HEGERØTH, gegründet. Die EP beziehungsweise die Promo „…Is Coming“ stellt deren erstes Lebenszeichen dar und beinhaltet eine dunkelromantische Mischung aus Industrial Metal, melodischem Black Metal mit partiellem Keyboard-Einschlag sowie düsteren Gothic.

Die CD ist in jedem Fall eine melodische und abwechslungsreiche Angelegenheit. Nachdem die düstere Einleitung „The Begining“ aus ruhigem Industrial abklang, folgt mit „Dancing With The Devil“ ein sehr melodisches Lied, in dem ein einfacher treibender Rhythmus mit melodischer Gitarre und dezentem Keyboard kombiniert wird. Die Strukturen und Melodien sind recht einfach gehalten und das Ganze wirkt trotz des verzerrten Gesanges ziemlich atmosphärisch, irgendwie aber auch leicht bizarr. CULT OV MORA erinnern mich nicht nur hier irgendwie an die 90iger Jahre, an Gruppen wie die schrägen Brasilianer von MALKUTH oder auch an DISMAL EUPHONY aus Norwegen.

Die Stücke sind teilweise sehr melodisch, geradezu sanft und lieblich, was verträumt wirkt. Andernorts greift man dann aber auf kurzweilig gehaltenen Industrial, der hart und mitunter bizarr anmutet. Auch wenn das Hauptcharakteristikum von „…Is Coming“ das Melodische ist, sind CULT OV MORA am Ende gar nicht immer so lieb und nett wie es scheint. Neben diesen dunkelromantischen Arrangements gibt es auch schwere und düstere Passagen, die es aber auch unbedingt braucht. CULT OV MORA bewegen sich auf einem schmalen Grat, von dem sie schnell in verkitschten Gothic abrutschen können. Dies geschieht zwar nicht, wird aber in „You Belong To Me“ gefährlich angedeutet. Das Lied ist dunkelatmosphärisch, melodisch und symphonisch und geht bisweilen in Richtung CREMATORY. Vor allem diese erste, für mich nervig wirkende, Keyboardpassage hätte man sich schenken können.

Interessant sind auch die beiden letzten Lieder. Als erstes der Klassiker „Ea, Lord Of The Depths“ von BURZUM. Man erkennt das Original eigentlich nur am Refrain. CULT OV MORA haben das Lied stark entfremdet und es vom rohen Black Metal des Originals in tanzbaren Industrial umgewandelt. Beim nachfolgenden „Fight“ von THE CURE bleiben CULT OV MORA wesentlich näher am Original, auch wenn die nachgespielte Version insgesamt düsterer und schwerer ausgefallen ist.

Ich weiß nicht so recht was ich von „…Is Coming“ halten soll. CULT OV MORA treffen damit nicht gerade meinen Geschmack, die EP ist mir einerseits zu melodisch und andererseits zu arm an Härte. Verteufeln will ich die EP allerdings auch nicht, da mich die Musik an die 90iger erinnert, was irgendwie nostalgische Gefühle in mir weckt. Man muss auf jeden Fall Interesse für die hier angesprochenen Gruppen und Musikstile mitbringen, sonst wird das nichts.

1. The Beginning
2. Dancing With The Devil
3. I Follow My Bride
4. Wake Up My Beauty
5. Time Has Come
6. You Belong To Me
7. The End
8. Ea, Lord Of The Depths (Burzum Cover)
9. Fight (The Cure Cover)

28.07.2014

The Great Sabatini - Dog Years | 2014 | Solar Flare Records | Vinyl / Digital | Sludge



Zugegeben, das Cover zum dritten Album „Dog Years“ ist absolut schräg und zunächst nichtssagend, sagt es doch nichts über die Musik aus. Vielleicht ließe sich daraus schließen, dass die vier Kanadier, die hinter THE GREAT SABATINI stecken, mit reichlich Humor gesegnet sind. Das wäre aber nur eine Vermutung, weshalb ich beim Attribut ‚schräg‘ verbleibe, denn das passt hervorragend zur musikalischen Darbietung. THE GREAT SABATINI spielen Musik jenseits von Konventionen und Schubladen. Es ist ja nicht neu, Doom Metal mit  70iger Rock und experimentellen Klängen zu verbinden, dies war das Ziel der Bandgründung im Jahr 2007. Doch „Dog Years“ ist viel mehr als nur eine psychedelische Melange düsterer und schwerer Klänge.

„Dog Years“ ist eine intensive Reise durch die abgefahrenen Schluchten gestörter Gitarrenmusik. Mit dem Eröffnungsstück „The Royal We“ beginnen THE GREAT SABATINI fordernd und zäh, schwere Sludge-Riffs gehen mit bissigem Gekreische und vielen Tempovariationen einher. Das hört sich schon ganz gut an und man denkt dabei, es hier mit einem Sludge-Vertreter zu tun zu haben, der eine schleppende Doom-Ästhetik mit bösen Wutausbrüchen kombiniert. Doch da wird man in die Irre geführt, denn fortan erklingt „Guest Of Honor“ tösend, und das Lied entpuppt sich als garstige und lärmende Mischung aus Punk, Hardcore und Grindcore. Noch punkiger wird es mit „Nursing Home“, wo THE GREAT SABATINI schön den aggressiven und rebellischen Charme des frühen Punks versprühen.

‚Oldschool‘ geht es auch mit „Periwinkle War Hammer“ weiter, wobei das Lied aber in eine gänzlich andere Richtung geht. Hier werden irgendwie Rock, Metal und Hardcore auf eine melodische und eigenwillige Art vermischt, die mich entfernt an die 80iger Jahre Gruppe WEHRMACHT denken lässt. Dann kommt ein Bruch und es folgt melodischer und von melancholischen Gitarrenläufen getragener Stoner. „Reach“ ist ein schönes, atmosphärisches und geradezu entspannendes Lied mit tollen Gitarrenläufen. Darauf folgt „Akela“, ein merkwürdiges Akustikgitarren-Lied mit leichtem Country-Einschlag. Ab hier wird es wieder zäher und doomiger und THE GREAT SABATINI schmettern schwere Riffs zu schleppenden Rhythmen.

Man könnte jetzt denken, THE GREAT SABATINI verwursten in barer Willkür alles und jeden zu einem überladenen Potpourri harter Gitarrenmusik. Doch das stimmt nur bedingt, denn wenn man dem Album Zeit gibt und es sich mehrmals anhört, erkennt man sehr wohl ein gewisses Muster. Es ist schräge und abgefahrene Musik die nicht selten bizarr und obskur anmutet. Dies und die stilistische Vielfalt wird es so manchem sicherlich sehr schwer machen, in den Genuss des Werkes zu kommen. Doch wer ein offenes Ohr für schräge und harte Musik hat, der wird hieran ganz sicher viel Freude haben. „Dog Years“ ist eben kein klassisches Album im gewöhnlichen Aufbau. Mir gefällt die Vermischung aus Sludge, Noise Rock, Hardcore und Rock jedenfalls verdammt gut. THE GREAT SABATINI spielen verdammt gute Riffs und auch der tolle, satte und warme Klang tragen zu einem besonderen Hörerlebnis bei. Wer auf der Suche nach düsterer, harter und schräger Musik ist, der ist mit „Dog Years“ bestens beraten.

1. The Royal We
2. Guest Of Honor
3. Nursing Home
4. Periwinkle War Hammer
5. Reach
6. Akela
7. Munera
8. Pitchfork Pete
9. Ditch Diggers Unlimited
10. Life During Wartime 



Sarkrista / Sielunvihollinen - Split | 2014 | Misanthropic Art Productions | CD | Black Metal



Das Hamburger Quartett SARKRISTA knüpft mit dieser Split nahtlos am Vorgänger, dem Debütalbum „The Acheronian Worhsip“, an. Es gibt drei neue Lieder, die allesamt rohen und hasserfüllten Black Metal finnischer Prägung bieten. Bei den Kollegen von SIELUNVIHOLLINEN handelt es sich um echte Finnen, deren Stil aber weniger harsch und melodischer ist.

Die beiden ersten Stücke von SARKRISTA sind schnell und wüst. Das Schlagwerk peitscht und prescht voran, während Sänger Revenant giftig keift und kreischt. Das Spiel an den Gitarren ist dezent melodisch, passt sich aber dem rohen und aggressiv stampfenden Spiel an. SARKRISTA wirken aggressiv und tosend, verlieren sich dabei jedoch nicht in plumper Raserei. Rohe Härte, dezente Melodik und ein gewisses Maß an Abwechslung halten sich ausgewogen die Waage. Nach zwei schnellen Titeln folgt mit „Ashen Woodland“ das längste und letzte Lied, welches im Vergleich zu den beiden vorangegangen Liedern schleppend und schwermütig ist. Eigentlich ist es nur die Instrumentierung, die schwermütig ist, denn auch hier ist der Gesang bissig, harsch und eindringlich. SARKRISTA haben erneut alles richtig gemacht und spielen auch auf ihrer zweiten Veröffentlichung besten finnischen Black Metal.

Von SIELUNVIHOLLINEN gab es zuvor zwei Demos und eine Kompilation, auf der beide Demos vereint wurden. Chronologisch ist diese Split das dritte Lebenszeichen der Finnen. Auch sie spielen recht rohen Black Metal, wobei dieser im Vergleich zu SARKRSITA wesentlich weniger aggressiv und langsamer ist. SIELUNVIHOLLINEN stellen gemäßigtes Tempo und melodisches Gitarrenspiel in den Vordergrund. Abgerundet wird das Ganze mit einem rohen Klang und harschem Keifgesang. SIELUNVIHOLLINEN sind nicht schlecht, es gibt das eine und andere interessante Riff, doch ist mir deren Beitrag insgesamt betrachtet etwas zu harmlos. SARKRISTA haben toll und energisch vorgelegt, da können SIELUNVIHOLLINEN nicht mithalten.  Da helfen auch kurze, schnelle Rumpelparts nicht mehr.

Diese Split ist vor allem wegen SARKRISTA eine gute Veröffentlichung. SARKRISTA konnten mich erneut von sich überzeugen. SIELUNVIHOLLINEN sind zwar nicht schlecht, gerade an den Gitarren gibt es Potenzial, allerdings müssten die Finnen für meinen Geschmack mehr auf Härte und Hässlichkeit als auf Melodik setzen.

SARKRISTA
1. My Eyes Turn Pure White
2. Diabolic Gathering
3. Ashen Woodland

SIELUNVIHOLLINEN
4. Hurmepolku
5. Hulluuden Portella
6. Murheen Laakso