30.11.2014

Taake - Stridens Hus | 2014 | Dark Essence Records | CD | Black Metal



Das einzige dauerhafte Mitglied Hoest hat mit TAAKE in all den Jahren für einige Kontroversen gesorgt und man kann von ihm persönlich halten was man will, musikalisch ist und war er wichtig für den norwegischen Black Metal. Vor allem das 1998 erschienene Debütalbum „Nattestid…“ hatte es in sich. Mit den beiden Nachfolgewerken „…Bjoergvin…“ und „…Doedskvad“ konnte mich TAAKE dann nicht mehr gänzlich überzeugen, mir war der Black Metal stellenweise zu melodisch und verspielt geworden. Ich verlor das Interesse an TAAKE, obwohl noch einige EPs und zwei weitere Alben erschienen. Nun wird am 12. Dezember im deutschsprachigen Raum mit „Stridens Hus“ das sechste Album veröffentlicht.

Eins vorweg: TAAKE kann mich mit „Stridens Hus“ positiv überraschen. Sicher, die Anfangszeiten sind längst vorbei und solch ein Werk wie einst das Debüt wird es nicht mehr geben. Dennoch ist es TAAKE gelungen, ein wenig an die ersten Alben, also auch „Nattestid…“, anzuknüpfen. Einerseits agiert Hoest an den Gitarren überaus vielschichtig und spielt zahlreiche melodische und atmosphärische Riffs, an einigen Stellen wird es gar regelrecht schwungvoll, dreckig und rockig, doch über allem wacht aber auch eine raue, grimmige und kalte Atmosphäre, wie man sie von den ersten Scheiben her kennt.

Hoest verbindet Elemente aus allen fünf Vorgängeralben und vereint diese im sechsten Werk. Und damit kann er mich ansprechen, trotz des Facettenreichtums und der steten melodischen Elemente. Denn klanglich ist „Stridens Hus“ etwas rauer und greller als zuletzt „Taake“ und „Noregs Vaapen“ ausgefallen, was eben ein wenig an die Atmosphäre der Frühwerke erinnert. Und obwohl das Tempo auf „Stridens Hus“ sehr variabel ist und es viele langsame und mittelschnelle Parts gibt, sind auch schnelle, direkte und grimmige Parts zu hören. Solche Einlagen sind klar in der Unterzahl und sie sind nur ein Element von vielen, doch sie sind wichtig und tragen wesentlich zur Atmosphäre des Albums bei.

Mit dem Instrumentalstück „En Sang til Sand om Ildebrann“ tut mir TAAKE hingegen keinen Gefallen. Das Lied ist rund fünf Minuten lang und kommt recht melodisch und verspielt daher. Neben melodischem Riffing ist auch ein Soli zu hören. Spielerisch ist das Lied sicherlich gelungen, aber atmosphärisch hätte es nicht sein müssen. Da sagt mir das direkt nachfolgende „Kongsgaard bestaar“ doch wesentlich mehr zu, vor allem des schnellen und rauen Anfangs wegen, der nordische Kälte mit einer dezidierten Geradlinigkeit verbindet. Dolch solche Passagen sind zumeist nur von kurzer Dauer, und so verändert sich das Tempo häufig und das grimmige Treiben wird etwa durch dunkelatmosphärische Breaks aufgebrochen. Erst mit dem Rausschmeißer „Vinger“ gibt es ein Lied, welches von Anfang bis Ende kompromisslos und schnell ist.

Ein Fazit zu finden ist nicht einfach. „Stridens Hus“ ist ein sehr abwechslungsreiches Album, welches einerseits melodisch und rockig, andererseits aber auch rau, schroff und kalt ist. Trotz einiger negativer Aspekte gefällt es mir in der Gesamtheit gut, gerade eben auch, weil TAAKE sich nicht nur auf melodische und rockige Riffs verlässt, sondern auch rohen norwegischen Black Metal spielt. So fühlt sich „Stridens Hus“ für mich ein wenig wie eine Verschmelzung von „Nattestid…“ und „Noregs Vaapen“ an.


1. Gamle Norig
2. Orm
3. Det fins en Prins
4. Stank
5. En Sang til Sand om Ildebrann
6. Kongsgaard bestaar
7. Vinger

28.11.2014

Aphonic Threnody - When Death Comes | 2014 | Doomentia Records | CD | Funeral Doom



APHONIC THRENODY sind eine noch junge, international besetzte Gruppe, deren Debütalbum „When Death Comes“ am 19. Dezember erscheinen wird. Mindestens zwei relativ bekannte Musiker sind mit von der Partie, nämlich die beiden Italiener Roberto (Gesang) und Marco (Schlagzeug). Beide kennt man von ARCANA COELESTIA, LOCUS MORTIS und URNA. Insgesamt zählen sechs Musiker zur Zusammensetzung und wie man an den Beteiligungen in andern Gruppen herleiten kann, ist (Funeral) Doom nichts Neues für die Musiker. Wer nun vielleicht denkt, APHONIC THRENODY würden ähnlich wie URNA oder ARCANA COELESTIA klingen, der irrt.

APHONIC THRENODY spielen überaus schwermütigen und leicht atmosphärischen Funeral Death Doom, der düstere Melodien mit Robertos markantem Gesang verbindet. Jedes der fünf Lieder geht über zehn Minuten und so gibt es viel Zeit und Raum, um sich von der ausbreitenden Schwärze des Albums umhüllen zu lassen.

Interessant finde ich vor allem die vielen Harmonien und Melodien. Stellenweise wirken sie aufgrund des Keyboards sakral und erhaben, andernorts gibt es leicht disharmonische Gitarrenläufe, die dann ein wenig an alte MY DYING BRIDE oder gar PARADISE LOST erinnern. Das alles geschieht aber im Gewand des Funeral Dooms, dem Roberto mit seinem warmen und erdigen Gesang einen besonderen Stempel aufdrückt. Wieder woanders geht es dann stellenweise in die atmosphärische Richtung von MORGION um woanders dann erdrückend zu sein wie EVOKEN oder DOLORIAN. Zwischendurch gibt es auch auflockernde Passagen, in denen dann Piano und Cello zu hören sind. Diese sind gut gemacht und angenehm kitschfrei.

„When Death Comes“ ist ein sehr interessantes und atmosphärisch dichtes Album. Ich empfinde die Mischung aus Death Doom und Funeral Doom mit dem atmosphärischen Anstrich als überaus ansprechend und gelungen. Trotz der Länge und Langsamkeit der einzelnen Lieder wirkt die Musik niemals langatmig oder künstlich in die Länge gezogen. Dafür sind einerseits die Melodien und Harmonien zu gut und überdies gibt es auch ein gewisses Maß an Abwechslung. Wer Funeral Doom mag, sollte sich APHONIC THRENODY mit „When Death Comes“ keinesfalls entgehen lassen!


1. The Ghost’s Song
2. Death Obsession
3. Dementia
4. The Children’s Sleep
5. Our Way To The Ground

https://www.facebook.com/pages/Aphonic-Threnody/527080693991442 
https://aphonicthrenody.bandcamp.com/ 
http://www.doomentia.com/ 

Morodh - The World Of Retribution | 2014 | Witching Hour Productions | CD | Black Metal



Der russische Vierer MORODH startete 2011 als Soloprojekt, veröffentlichte alsbald eine Split und erwuchs dann recht schnell zu einer echten Gruppe, die dann noch eine Demo einspielte. Vor wenigen Tagen ist nun mit „The World Of Retribution“ das Debütalbum erschienen. Bereits das Frontcover der CD lässt in etwa erahnen, dass man es hier mit modernem und melancholischem (Black) Metal zu tun hat.

Und so ist es dann auch. MORODH spielen melancholisch veranlagten und bisweilen auch leicht melodischen Black Metal. Die Lieder sind relativ lang und das Tempo ist fast immer langsam und schleppend. Doch mit gewöhnlichem depressivem Black Metal haben MORODH nicht wirklich etwas zu tun. Dafür sind Klang und Spielweise zu modern und bisweilen wirken die langen und langsamen Passagen gar etwas doomig. Die Atmosphäre ist durchgängig schwermütig, woran vor allem die Gitarrenmelodien schuld sind. Es gibt viele Gitarrenmelodien, sowohl recht dezente und schlichte als auch offene und spielerische, vereinzelt ist auch ein tragendes Soli zu hören.
Vor allem die dezent gehaltenen Riffs der verzerrten und grell klingenden Gitarren wissen zu gefallen. Dann gelingt es, eine subtile und bedrückende Atmosphäre in mir zu erzeugen, MORODH an diesen Stellen etwas kraftvoller und bestimmter werden. Die offenen und spielerischen Melodien hingegen sind mir jedoch zu melodisch und fokussiert. Dasselbe gilt für die seltenen kurzen Pianopassagen oder dem kurzweiligen Klargesang. Mit solchen Elementen können mich MORODH nicht überzeugen. Ich bevorzuge da eher die schlichten und übersichtlichen Parts mit eingängigen, schweren Melodien.

Obwohl es seit Jahren eine Vielzahl an Gruppen in diesem Bereich gibt, klingen MORODH für mich jedoch überraschend eigenständig. Zwar kenne ich nicht jede Band oder Platte in diesem Genre, doch soweit ich das beurteilen kann, scheinen MORODH eigene Wege zu gehen. Jedenfalls fühle ich beim Hören von „The World Of Retribution“ an keine andere Gruppe erinnert.

Man muss auf jeden Fall eine Vorliebe für melancholischen (Post) Black Metal mitbringen um Gefallen an MORODH zu finden. Mir gefällt zwar nicht alles, doch auch für mich gibt es gute Momente und ergreifende Melodien. Was mich neben dem melodischen Aspekt noch stört, ist der etwas flache und sterile Klang. Ein etwas wärmerer Klang mit mehr tiefen Tönen und ein druckvolleres Schlagzeug würden dem Spiel von MORODH gut tun und womöglich auch die Melodien etwas entschärfen.


1. Desperation
2. Ritalin
3. Regret
4. Fatality
5. Desolation
6. The End
7. Loneliness
8. Lie

24.11.2014

Karne - Faith In Flesh | 2014 | Quality Steel Records | CD / Vinyl | Black Metal



Für die französische Gruppe KARNE stellt das Debütalbum „Faith In Flesh“ nach einer Demo-CDR im Jahre 2012 die zweite Veröffentlichung dar. Obwohl es nichts Neues mehr ist, wenn eine Frau in einer Black Metal Gruppe singt, so kommt es dennoch nicht besonders oft vor. Gerade auch dann, wenn es sich um schnellen und teils aggressiven sowie giftigen Black Metal handelt. Man merkt es jedenfalls nicht unbedingt, dass hier eine Frau als Sängerin zu hören ist.

KARNE spielen schnellen Black Metal mit einer Vielzahl von melodischen Riffs. Das Tempo ist dabei oft kompromisslos schnell und rast einer Nähmaschine gleich nur so dahin. KARNE ballern zwar nicht unentwegt so dahin, doch das Tempo ist häufig überaus schnell. Sängerin Eingeweide fängt diese Geschwindigkeit mit ihrem kehlig-erdigem Gesang etwas ein und vermittelt eine verächtliche,  hasserfüllte und aggressive Atmosphäre. Die Kombination aus schnellem Batteriefeuer und aggressivem Gesang passt gut. Jedoch habe ich mit der Gitarre stellenweise meine Schwierigkeiten. Mir gefallen nicht alle Melodien, gerade wenn es offen melodisch wird, nervt mich die Gitarre. Leider beginnt das Album mit dem Lied „Agony“ mit einer sehr melodischen Gitarrenlinie, was ich als etwas misslungen empfinde. Denn diese Melodie vermittelt einfach nichts Aggressives oder Düsteres und weicht den sonst treibenden Black Metal unnötig auf. Für meinen Geschmack könnte man das melodische Spiel an der Gitarre etwas dezenter gestalten, aber das ist natürlich immer auch Ansichtssache.

Abgesehen von dieser teils offen melodischen Gitarre hinterlassen KARNE aber einen guten und sehr soliden Eindruck. Für ein Debütalbum ist „Faith In Flesh“ überaus gelungen, gerade auch die spielerischen Fertigkeiten der Musiker können sich hören lassen. Trotz des hohen Tempos gibt es eine spielerische Vielfalt und einige knifflige Wechsel und Riffs. KARNE besitzen in jedem Fall Potenzial und ob man die teils betont melodische Gitarre mag, ist einfach Geschmackssache. Spielen können sie jedenfalls. Wer schnellen, teilweise regelrecht rasenden, aber auch melodischen Black Metal mag, sollte mal beide Ohren riskieren.


1. Agony
2. Darkest Fear
3. The Mass Grave
4. Karne
5. Kill Me Again
6. Carnage Path
7. C.R.U.D.
8. Gore Me
9. Day & Night (Agony Part II)

Mortuary Drape - Spiritual Independence | 2014 | Iron Tyrant | CD | Black/Death Metal



MORTUARY DRAPE sind zu den dienstältesten Vertretern des italienischen extrem Metals zu zählen. Bereits 1987 gab es die ersten Demos und 1995 erschien mit „All The Witches Dance“ das Debütalbum. Es folgten zwei weitere, recht ähnliche Alben, ehe 2004 das vorerst letzte Album „Buried In Time“ erschien. Vor allem die ersten drei Alben überzeugten sehr, da MORTUARY DRAPE eine sehr eigenwillige Mischung von okkultem Black und Death Metal spielten und dabei stellenweise ein morbide und mystische Atmosphäre entwickelten, wie man sie damals auch bei Gruppen wie NECROMASS, VARATHRON oder OBSECRATION finden konnte.

Seitdem sind viele Jahre vergangen und genau eine Dekade nach „Buried In Time“ meldet man sich mit dem fünften Album zurück. MORTUARY DRAPE besinnen sich dabei auf die ersten drei Alben und kombinieren ihren damaligen dunklen Black/Death Metal mit einem modernen, neuen Klang. „Spiritual Independence“ ist ein abwechslungsreiches und zugleich auch stets düsteres Album, welches eine sehr eigenwillige Vermischung von schwarzem Death Metal, Doom Metal und ein bisschen Heavy Metal darstellt. Also genau das, was die Italiener schon immer auszeichnete.

Es treffen kraft- und schwungvolle Riffs auf schleppende oder treibende Rhythmen. Das Maß an Veränderung und Vielfalt ist sehr hoch, es ist eigentlich immer etwas in Bewegung und so etwas wie Eingängigkeit findet nicht statt. Stattdessen wird etwa ein klassisches Soli eingestreut, der Heavy Metal lässt grüßen, oder man bringt die knarzende Bassgitarre in Stellung, welche immer wieder für sinistre Harmonien gut ist. Die Übergänge von Death Metal und Doom und Black Metal sind absolut fließend und verwischen die Stilgrenzen, sodass am Ende einfach eigenwilliger, düsterer sowie obskurer Metal übrig bleibt. Trotz der Vielfalt gelingt es MORTUARY DRAPE aber ihre Musik homogen wirken zu lassen. Sofern man die eigenwilligen Arrangements und Melodien mag, ist „Spiritual Independence“ ein absolut stimmiges Album.

MORTUARY DRAPE sind zwar nicht ganz so obskur wie auf „Tolling 13 Knell“, dennoch verstehen es die Italiener hervorragend, wie man eigenständigen, düsteren und morbiden Black/Death/Doom-Metal spielt. Wem die ersten drei Alben gefielen, der wird sicherlich auch das neuste Album mögen und schätzen. Mich haben MORTUARY DRAPE jedenfalls positiv überrascht. Nach so langer Zeit und nach dem nicht ganz so gelungenem „Buried In Time“, hatte ich solch ein gelungenes Album nicht erwartet. Aber dennoch: Man muss in jedem Fall eine Vorliebe für eigenwillige Arrangements mitbringen. Wer es eher geradlinig, klar und direkt mag, der ist hier fehl am Platz.

01. The Hiss
02. Lithany
03. Once I Read (Marble Tomb)
04. Natural Death (1930-2011)
05. Mortal Remains (Your Bones)
06. Immutable Witness
07. Black Candle
08. Ignis Fatuus (Deaf Space)
09. 1600 Gnostic Year
10. Spiritual Independence (The Farewell)