20.12.2010

Grave Desecrator - Insult | 2010 | Ketzer Records | CD | Black Death Metal

as Debütalbum Sign of Doom war für mich eines der besten Alben 2008 und nun gibt es mit Insult den Nachfolger. Grave Desecrator verkörperte ja schon von Anfang an absoluten und bedingungslosen Old School Metal. Die 2004er EP Cult of Warfare and Darkness war absolute Klasse, roher Blackthrash vom Feinsten. Sign of Doom war brutal, sehr riffbetont und eine exzellente Mischung aus Black, Thrash und Death. Insult ist gleichfalls Old School, wobei Grave Desecrator den Schwerpunkt ein wenig weg vom Thrash hin zum Death Metal verschoben hat. Insult ist nicht ganz so aggressiv und spritzig wie das Debütalbum, dafür reicher an tiefen, dunklen Tönen des Death Metals. Dies trifft auch auf den Gesang zu, der auf Insult tiefer, gedämpfter und auch gezähmter ist. Durch diese Tatsachen wirkt Insult nicht so bissig und vereinnahmend wie seinerzeit Sign of Doom. Im direkten Vergleich zum Vorgänger wirkt Insult insgesamt nüchterner, zumal es auf dem neuen Album keine Killerlieder wie Holocaust oder Christ's Blood gibt.

Insofern mag Insult erst mal etwas enttäuschend sein, da es mit Sign of Doom nicht mithalten kann. Doch losgelöst von diesem Vergleich entpuppt sich Insult als gute und direkte Old School Scheibe, die ihre eigenen Akzente besitzt, die auch böse und heftig sind. Geradlinige Stücke wie Stared to Hell sind zwar wenig spektakulär, dafür aber absolut kompromisslos, authentisch und atmosphärisch einfach nur stimmig. Und auch an den Soli hat man nicht gespart. Es wird immer wieder mal das eine und andere Soli eingestreut, auch wenn das reguläre Riffing insgesamt nicht so lebendig und thrashig wie beim Vorgänger ist.

Insult ist etwas anders geraten als das Debüt, aber nach wie vor guter, böser und authentischer Old School Metal!


7/10
Aceust

01. Black vengeance
02. Stared to hell
03. Hellbound breed
04. Insult
05. Stained by blood
06. Dangerous cult
07. Serpent seedline
08. Decline of faith
09. Jesus joint
10. Poisoned purit
11. The satanic coven
12. Baphomet

Thy Final Pain - Desire, Freedom And Confusion | 2010 | STF Records | CD | Death Metal

Es ist noch gar nicht so lange her, dass Thy Final Pain mit dem Vorgängeralbum ...of Life and Death meine Aufmerksamkeit erregen konnte. Das Album war zwar wenig spektakulär aber sehr kraft- und schwungvoll, was mir gut gefiel. Auf dem jüngst erschienen dritten Album Desire, Freedom and Confusion hat sich grundsätzlich wenig am Stil geändert. Thy Final Pain steht nach wie vor für schwungvollen Death Metal mit sattem, kraftvollem Klang. Desire, Freedom and Confusion ist die konsequente Fortsetzung und bietet auch diesmal nichts neues oder innovatives. Mittelschnell mit einigen Tempoeinlagen spielt man sich durchs Album, dann und wann an den Old School angelehnt. Der Klang ist auf dem neuen Album rauer ausgefallen, gerade wenn man sich die Gitarren anhört, ertönen diese unsauberer und verzerrter als beim Vorgänger. Dafür ist der Klang insgesamt aber massiver und lauter, was den Raum, gerade bei hoher Lautstärke, stark zum Beben bringt.

Auch wenn sich nicht allzu viel verändert hat, wirkt Thy Final Pain auf der aktuellen Scheibe nicht ganz so treibend wie auf dem Vorgänger. Mit Scars Inside oder Bury Your God enthält zwar auch das neue Album schnelle und brachiale Schübe, doch ist das Tempo insgesamt etwas zu gleichförmig und gemäßigt ausgefallen. Mir fehlt eine latente treibende Note, die durch ganze Album geleitet. Auf der anderen Seite gefallen die rhythmisch eingängigen Passagen, die sehr schwungvoll inszeniert wurden, ganz gut. Psychotic! schlängelt sich zwar eher langsam aus den Lautsprechern, besitzt aber eine sehr mächtige, schwungvolle Rhythmik. Maneater hingegen ist von Beginn an eine schneller gespielte, antreibende Nummer. In Maneater ist es Thy Final Pain sehr gut gelungen, hohes Tempo mit langsameren, dafür sehr schwungvollen Passagen zu kombinieren. In Bury Your God ist dies leider nicht so gut geworden, da die schnellen Parts zu technisch und zu gewollt sind, da fehlt die spielerische Eleganz und Leichtigkeit.

Desire, Freedom and Confusion ist für mich ein ambivalentes Album. Die minimalistischen, schwungvollen und rhythmisch eingängigen Parts gefallen mir gut, obgleich sie auf die Dauer etwas langweilig werden können. Spielerisch ist es kein schlechtes Album und im mittelschnellen Spiel liegen auch ganz klar die Stärken der Band. Allerdings kann nicht jede Tempoeinlage glänzen. Desire, Freedom and Confusion kommt nicht ganz an den Vorgänger ran, auch wenn es seine guten Lieder hat. Allerdings ist das Album 13 Lieder lang, weshalb sich die guten Lieder relativieren. Zudem finde ich den Klang phasenweise als etwas unglücklich. Gerade die Gitarren klingen in den schnelleren Passagen etwas zu rau und grell. Desire, Freedom and Confusion besitzt Höhen und Tiefen, weshalb es wohl nur für jene von Interesse sein dürfte, die voll und ganz auf schwungvollen Death Metal stehen.


5,5/10
Aceust

01. Desire
02. Bury your god
03. Psychotic!
04. Freedom
05. Maneater
06. Trigger the pain
07. Forever failing
08. Hell on earth
09. The certainty of death
10. Confusion
11. Scars inside
12. Book of pain
13. Final war

13.12.2010

Tattered Soul - Die Zerstörung des menschlichen Seins | 2010 | Naturmacht Productions | CD | Black Metal

Tattered Soul wurde 2007 gegründet und mit Die Zerstörung des menschlichen Seins hat man nun das Debütalbum veröffentlicht. Tattered Soul beschreibt den gespielten Stil als "Post Suicide Black Metal". Im Grunde kann dies alles und nichts bedeuten, auf die Texte mag das auch zutreffen, doch hat das Album in musikalischer Hinsicht nicht so viel mit Suicidal Black Metal zu tun. Die Zerstörung des menschlichen Seins ist ein langsames bis schleppendes Werk, auf dem sich roher, melodischer Black Metal mit Einflüssen aus Death und Doom die Klinke in die Hand geben. Als Einflüsse werden von Tattered Soul Shining, Mayhem und Verdunkeln geltend gemacht. Eine dunkle Atmosphäre besitzt die Musik durchaus, allerdings nicht auf eine für den DSBM typische Weise, denn Tattered Soul verzichtet auf selbstmitleidiges und von Schmerz und Trauer erfülltes Gewimmer und Gewese.

In den langsam gespielten Liedern, die durch rau und grell klingende Saiteninstrumente auffallen, tauchen immer wieder atmosphärische Passagen mit Klargitarre und Flüsterstimme auf. Diese Parts sind gut gelungen und werten das Material enorm auf. Denn manchmal wirken die Lieder etwas langatmig, da die melodischen Riffs nicht immer zu 100% überzeugen und zudem auch manchmal etwas unsicher wirken. Da geraten dann die energischen Ausbrüche, in denen es kurzweilig schneller und lauter wird, zu wahren Wohltaten.

Die Zerstörung des menschlichen Seins ist kein einfaches und homogenes Album und manchmal wirkt es so, als hätte man seinen Stil noch nicht so recht gefunden. Phasenweise ist es sehr melodisch, an anderer Stelle monoton und minimalistisch, klanglich als auch spielerisch, und an wieder anderer Stelle spielt man kraftvoll, knurrig und grimmig auf. Dann und wann kann Tattered Soul auch überzeugen und einzelne Passagen sind sehr gut geworden, doch insgesamt ist und bleibt es ein unsicheres und noch nicht vollends zur Reife gebrachtes Album. In jedem Fall beherrscht man es, düstere und bisweilen auch bizarre, groteske Stimmungen zu erzeugen, da man ab und zu auf recht eigenwillige Melodien zurückgreift. Gerade wenn man etwas weniger melodisch spielt und es eher direkt und geradlinig angeht, kann Tattered Soul überzeugen.

Das Debütalbum von Tattered Soul ist eigenwilliger Black Metal, der gute und interessante Ansätze besitzt, vollends aber noch nicht überzeugen kann. Insgesamt ist das Album etwas zu langatmig und sperrig und auch die merkwürdigen rockigen Anleihen im letzten Lied muten sehr seltsam, gar etwas experimentell an.


5/10
Aceust

01. God kills you (God must die)
02. Life ending
03. Verzweiflung
04. Terror Propaganda
05. Parts of myself want dying
06. Tattered soul
07. Fäulnis
08. Darkness
09. Froststurm
10. Everyone dies alone
11. In the front of death

Lugubre - Supreme Ritual Genocide | 2010 | Folter Records | CD | Black Metal

Als 2004 Lugubres Debütalbum Anti-Human Black Metal erschien, war ich hin und weg vor ekstatischer Verzückung. Anti-Human Black Metal ist und war die perfekte Mischung aus bestialischer Härte und großartiger, subtiler Melodik. Zudem konnte Hermits hasserfüllter Kreischgesang das Konzept des Albums hervorragend kommunizieren. Seitdem sind sechs Jahre ins Land gegangen und von der Besetzung des Debüts ist einzig und allein Gründer und Gitarrist Striid übrig geblieben. Ob Striid mit den neuen Mitstreitern adäquaten Ersatz gefunden hat, wird sich in der folgenden Besprechung zeigen.

Supreme Ritual Genocide ist in jedem Fall ein gleichfalls energisches Album auf dem man keine Gefangenen macht und stattdessen durch Schnelligkeit und bedingungsloser Härte alles und jeden in Grund und Boden stampft. Schon der Verzicht einer atmosphärischen Einleitung deutet an, womit man es bei Lugubre zu tun hat, sollte man die Niederländer noch nicht kennen. Denn bereits Chaoskult ist durchzogen von hohen Geschwindigkeit und rasenden Riffs, allerdings sehr anspruchsvoll und vielfältig verpackt und gespielt. Die Strukturen sind sehr komplex, an jedem Instrument ist vieles verschiedenes zu hören und neben aller Härte gibt es auch langsamere Passagen. Der erste Eindruck ist schon mal gut, auch wenn Sänger Asega erwartungsgemäß nicht an Hermit heranreicht. Dafür entzückt aber Striid erneut mit wunderbaren Riffs, wie er sie einem gleich in Enslavement um die Ohren feuert. In Enslavement entwickelt Lugubre eine ähnlich intensive und heftige Atmosphäre wie auf dem Debüt. Filigranes Gitarrenspiel und hohes Grundtempo verschmelzen zu einer wunderbaren Einheit. Allerdings wirken die teilweise langsameren Strophen nicht ganz so treffsicher, da Asegas Gesang nicht intensiv und hart genug ist - jedenfalls im Vergleich zu Hermit. Eine gute Figur macht Asega allerdings in Exterminate. Hier gibt es eine längere Passage, in der es für Lugubres Verhältnisse gemächlich zugeht, und in der es leicht melancholische Melodien zu hören gibt, wo Asegas Gesang sehr gut zu passt, als sei das Lied genau für ihn geschrieben. Selbst im schnellen Part kann er stimmlich die Härte und Aggression hervorragend wiederspiegeln.

Spielerisch und strukturell lässt Supreme Ritual Genocide keine Wünsche offen. Das Album ist enorm schnell, sehr riffbetont und alles andere als monoton oder langweilig. In den einzelnen Liedern gibt es sehr detailreiche Strukturen, vielfältige Riffs und Breaks. Technisch wurde das komplexe Material perfekt umgesetzt und auch die Klangproduktion hat reife Arbeit geleistet, obgleich Supreme Ritual Genocide klanglich nicht ganz so mächtig wie Anti-Human Black Metal ausgefallen ist. Das Debütalbum war zwar greller und roher, allerdings im Bereich der tiefen Töne voluminöser, weshalb es etwas mehr Druck und Härte besaß. Aber angesichts der Tatsache, dass sich Striid komplett neue Mitstreiter suchen musste, ist Supreme Ritual Genocide sehr gut geworden, auch wenn es erwartungsgemäß nicht ganz ans Debüt heranreicht. Aber das ist auch nur meine subjektive Einschätzung, denn umgesetzt wurde das komplexe und vielfältige Material einwandfrei. Supreme Ritual Genocide ist unmenschlich, bestialisch, gut.


8/10
Aceust

01. Chaoskult
02. Enslavement
03. Musterd gas ambrosia
04. Exterminate
05. Blade to blade
06. Twilight of the weapon
07. Via negativa
08. Supreme ritual genocide
09. Seperation of the flesh

http://www.lugubre.nl/

06.12.2010

Zornestrieb - Kalter Zeiten Ewigkeit | 2010 | Black Devastation Records | CDR | Black Metal

Kalter Zeiten Ewigkeit heißt die erste Demo von Zornestrieb, die sowohl als professionelle CDR als auch auf Kassette erschienen ist. Zornestrieb ist ein Dreier aus Thüringen, der hier auf vier Lieder verteilt atmosphärisch kalten Black Metal spielt. Für eine erste Demo machen die Lieder von Anfang an einen guten und stimmigen Eindruck, man hat nicht wirklich das Gefühl, es hier mit einer allerersten Demoveröffentlichung einer Band zu tun zu haben.

Gleich das Eingangsstück Verwelktheit weiß zu überzeugen, auch wenn die lange und ruhige Akustikgitarreneinleitung meiner bescheidenen Meinung nach überflüssig ist. Denn das eigentliche Lied überzeugt vor allem durch erstklassige Riffs, die kalt und atmosphärisch sind und sich wunderbar an den eingängig schnellen Rhythmus anschmiegen. Auch während der langsamer gespielten Strophen gibt es wunderbare, gefühlvolle Riffs zu hören, die den kehligen Gesang begleiten. Diese Black-Metal-Passage von Verwelktheit ist wirklich wunderbar, weshalb es mir unerklärlich ist, wieso man dem diese fünf Minuten lange Einleitung voranstellt, zumal das Lied auch mit Akustikgitarre ausklingt. Der Schlusspart ist aber wesentlich besser, da sich Klargitarre und metallische Parts vermischen und abwechseln.

Die drei anderen Titel können sich auch hören und sehen lassen. Vor allem Vor Eises Zeit sticht noch mal besonders heraus. Es ist ein gesangsarmes Lied da die acht Minuten weitgehend instrumental sind. Doch die Instrumentierung ist sehr ansprechend. Das Tempo ist antreibend und neben schönen Riffs gibt es im Hintergrund auch ein gut gespieltes und leises Keyboard. Im Schlusspart ist dann auch Gesang zu hören, welcher schnell und brutal vorgetragen wird.
Ein feines Gespür für gute Riffs ist also nicht nur in Verweltheit gegeben. Zornestrieb spielt sowohl schnellere, antreibende Passagen als auch dunkelatmosphärische, kalte Passagen. Gelungen ist aber nicht nur das Spiel an den Gitarren, auch Schlagzeuger Deimos kann punkten. Sein Spiel ist facettenreich und auch der Klang seines Schlagwerks ist sehr gelungen, da druckvoll und präsent.

Wie schon erwähnt, macht Kalter Zeiten Ewigkeit einen überaus stimmigen Eindruck. Sowohl klanglich als auch spielerisch und strukturell wirkt Zornestrieb sehr professionell und abgeklärt. Die drei Musiker verstehen also ihr Handwerk, und für ein erstes Demo klingt das alles so gut und rund, dass es mich nicht wundern würde, wenn die Thüringer nicht schon Erfahrungen in anderen Gruppen gesammelt hätten. Immerhin gibt es bekanntermaßen in Thüringen ja mehr Black-Metal-Gruppen als Einwohner. Wie dem auch sei,  Kalter Zeiten Ewigkeit ist eine sehr gute Demoveröffentlichung. Die vier Lieder beinhalten eine gute Mischung aus grimmigen Black Metal (Des Vertrauten Suche etwa erinnert mich ein wenig an Wolfsschrei) , Atmosphäre, Härte und Melodik. Mal schauen wie sich die Gruppe entwickeln wird, die Anfänge sind jedenfalls gemacht.


7,5/10
Aceust

01. Verwelktheit
02. Triebe der Befreiung
03. Vor Eises Zeit
04. Des Vertrauten Suche

Wintergewitter - Operation Wintergewitter | 2010 | Thor's Hammer Productions | Kassette | Black Metal

Wintergewitters Debütalbum Operation Wintergewitter hat mich sehr überrascht, da ich nach dem 2003er Demo Final Solution doch etwas anderes erwartet hatte. Final Solution war damals extrem minimalistisch und monoton. Davon ist nun, nach sieben Jahren, nicht mehr viel zu spüren. Sowohl spieltechnisch, stilistisch als auch klanglich hat sich Wintergewitter enorm entwickelt. Auf dem Album dreht sich alles um das "Unternehmen Wintergewitter", einer fehlgeschlagenen Militäroperation zur Befreiung der 6. Armee in Stalingrad. Informationen dazu, eine Karte und auch Texte sind abgedruckt, was bei einer Kassettenveröffentlichung ungewöhnlich ist und Anerkennung finden sollte.

Musikalisch ist Operation Wintergewitter atmosphärisch kalter War Black Metal mit leichten melodischen Anteilen. Das Tempo ist oft hoch und dabei dann streckenweise auch sehr monoton, was man von Final Solution her kennt. Doch gibt es hier nun viel mehr zu hören. Besonders interessant und ungewöhnlich ist Hypothermia (Silent Killer). Es ist ein anfänglich schleppendes Stück mit einem sehr kehligen und warmen Gesang, der mich immer wieder an Blackheim von Bewitched und Diabolical Masquerade erinnert. Da Hypothermia (Silent Killer) in der langsamen Anfangsphase auch melodisch und riffbetont ist, klingt Wintergewitter hier tatsächlich ein wenig nach Black Heavy Metal. Hohes Tempo und schnelles Riffing in der zweiten Hälfte, werten das Lied gekonnt auf und bringen Härte und Rohheit ein. In den anderen Liedern dominiert über weite Strecken geradlinige Geschwindigkeit, eingebettet in massive Gitarrenwände. Diese Hochgeschwindigkeitspassagen sind rhythmisch zwar teilweise monoton und überaus geradlinig, doch mit Wechseln und Breaks behaftet. So primitiv und minimalistisch wie auf Final Solution gibt sich Wintergewitter nicht mehr, auch wenn Operation Wintergewitter gleichfalls sehr übersichtliche und direkte Strukturen aufweist. Die Schnelligkeit wird aber immer wieder durch melodische Gitarren oder auch leisen Keyboardklängen im Hintergrund aufgelockert. Die Keyboardklänge selbst könnte man auch als minimalistisch bezeichnen, da sie sehr unauffällig sind und eigentlich nur aus ein, zwei langgezogenen Tönen bestehen.

Ich bin von Operation Wintergewitter richtig angetan. Der Klang ist für militanten Untergrund-Black-Metal sehr gut, das Material ob aller Schnellig- und Geradlinigkeit abwechslungsreich und atmosphärisch. Zudem überzeugt Wintergewitter auch mit gutem Gitarrenspiel und dem Gesang. Operation Wintergewitter ist eine gelungene Mischung aus kaltem War Black Metal mit leicht melodischen und atmosphärischen Anleihen, welche aber wirklich sehr dezent - und deshalb so gut sind!


8/10
Aceust

01. Intro
02. Wittmann (Tiger on attack)
03. Encircled in the coldness
04. Hypothermia (Silent killer)
05. Unknown soldier
06. The silvery eagle on the chest
07. Ju87
08. Operation Wintergewitter

Sigillum Diabolicum - Chroniques De L'Infamie | 2010 | Thor's Hammer Productions | CD | Black Metal

Chroniques de L'Infamie ist das Debütalbum der französischen Untergrundgruppe Sigillum Diabolicum, die 2002 gegründet wurde und sich aus Leuten von Ülfengard sowie Nemossos rekrutiert. Abzüglich des Intros enthält das Album feinen französischen Black Metal, der sowohl riffbetont und melodisch als auch aggressiv, geradlinig und harsch ist. Vor allem der französische, harsche Kreischgesang fällt zunächst als markantes Merkmal auf. Er ähnelt mehr oder weniger der Gesangsstile bekannter Gruppen wie etwa Sombre Chemin, Aorlhac oder Peste Noire, sicherlich gibt es noch weitere ähnlich gelagerte Gruppen. Mir gefällt das jedenfalls gut, da es vor allem an die Anfangszeiten der Gruppen erinnert, als sie noch wirklich guten Black Metal spielten.

Chroniques de L'Infamie ist eine abwechslungsreiches Album mit vielen Tempowechseln und einem gekonnten Wechsel von guter Melodieführung und roher, wüster Härte. Das Gitarrenspiel ist sehr lebendig und vordergründig, es gibt eine Menge guter sowie interessante Riffs und auch die Bassgitarre ist streckenweise sehr präsent. Aber nicht nur mit den Saiteninstrumenten und dem Gesang überzeugt man, auch am Schlagwerk weiß man zu glänzen. Das Spiel an der Rhythmusmaschine ist überaus vielfältig und bietet viele gute Momente, die zusammen mit den wunderbaren, teilweise sehr subtilen Riffs und Melodien, sowie dem Gesang, zu einer sehr dichten und eindringlichen Atmosphäre verschmelzen. Sigillum Diabolicum versteht es gleichermaßen gut, melancholische Stimmungen herauf zu beschwören, wie auch Aggressionen und Hass zu verbreiten.

Auch wenn man sich gesanglich an andere Gruppen erinnert fühlt, geht Sigillum Diabolicum einen eigenen Weg. Chroniques de L'Infamie ist französischer Untergrund-Black-Metal, der für Freunde und Kenner des Black Metals in unserem Nachbarland von höchstem Interesse ist. Die Scheibe ist atmosphärisch und melodisch, wie auch schroff, harsch und roh.


7/10
Aceust

01. Intro - ... sous le feu ardent
02. Conversation première : Le massacre des évangiles
03. Conversation seconde : Exhalaison de l'éterne
04. Conversation troisième : La danse des morts
05. Conversation quatrième : A tombeaux ouverts
06. Conversation cinquième : Purification par la torture
07. Conversation sixième : La théorie des rats

https://myspace.com/sigillumdiabolicum
http://www.thorshammerproductions.com/

Wolfsschrei - The Unknown Spectre Of Evil | 2010 | Black Devastation Records | CD | Black Metal

Die neuste Erscheinung aus dem Hause Wolfsschrei ist wohl die brutalste und technisch komplexeste und anspruchsvollste Veröffentlichung bisher. The Unknown Spectre of Evil ist schneller, brachialer und kompromissloser Black Metal, der mich so mit dieser Vehemenz schon ein wenig überrascht. Wolfsschrei war ja schon immer purer Black Metal, doch so technisch, komplex und heftig wie aktuell habe ich Wolfsschrei noch nicht erlebt. Heftig und brutal sind die vier Lieder nicht nur des Materials wegen sondern auch wegen der sehr warmen und druckvollen Klangproduktion. Klanglich war Wolfsschrei bisher immer auch - mal mehr, mal weniger - rau und grell. The Unknown Spectre of Evil hingegen wirkt viel professioneller. Dies verstärkt natürlich die brutale Atmosphäre der Lieder. Trotz aller Härte und Geschwindigkeit stecken die vier Lieder voller Riffs und Abwechslung. Taakens Spiel an der Gitarre ist extrem vielfältig und lebendig, alleine im Titelstück sind unzählige verschiede Riffs und Melodien zu hören, die mit einem nicht weniger vielfältig gespielten Schlagwerk einhergehen.

Die Strukturen sind stellenweise ziemlich komplex und technisch aber es wird damit nicht übertrieben. Geradliniges und direktes Spiel ist auch hier enthalten. Doch ist dieses lediglich ein Element neben der hochgeradigen Abwechslung. The Unknown Spectre of Evil besitzt sehr viele Tempowechsel, man höre sich nur Epitome of Instincts an. In dem Lied steht eigentlich nie etwas still, alle Instrumente werden mit energischer Innbrunst gespielt, das hohe Tempo ist einer Vielzahl an Variationen und Wechseln unterworfen. Dieses insgesamt recht hohe Maß an Komplexität und technischer Strukturen sollte in Zukunft aber nicht weiter ausgebaut werden. Zusammen mit dem satten und mächtigen Klang wirkt das Material eben enorm heftig. Allerdings geht dies zulasten der Roh- und Grimmigkeit, die ich immer an Wolfsschrei sehr zu schätzen wusste. Grimmige Stücke wie Foreseeing vom Debütalbum Feasting my Hatred oder Leichentanz von der Split EP mit Isaz gibt es auf The Unknown Spectre of Evil nicht mehr. The Unknown Spectre of Evil geht spielerisch vielmehr in die Richtung des letzten Albums Demons of my Inner Self, allerdings klanglich wesentlich imposanter und kräftiger.

Es fällt mir schwer zu einem Urteil zu kommen, da das Material für sich genommen sehr gut und anspruchsvoll ist, allerdings nicht mehr so atmosphärisch und rau ist, wie es bei den früheren Veröffentlichungen der Fall war. Spieltechnisch gibt es absolut nichts zu bemängeln, die Komplexität wurde sehr gut umgesetzt. Mir fehlt allerdings ein wenig der raue und grimmige Charme von früher, besonders von Feasting my Hatred. Aber Veränderungen lassen sich nicht aufhalten, zumal aus dem Einmannprojekt Wolfssschrei inzwischen eine Gruppe aus drei Musikern gewachsen ist.


7/10
Aceust

01. The unknown spectre of evil
02. As I won't ever be human
03. Epitome of instincts
04. May death be your purpose