25.06.2012

Lento - Live Recordings 08.10.2011 | 2012 | Denovali | CD | Instrumental Post Metal / Sludge

Wer bereits in den Genuss kam LENTO einmal live zu erleben, der wird wissen, dass LENTO eine großartige Liveband ist. Ich konnte LENTO dreimal auf der Bühne bewundern und war jedes Mal begeistert, gerade die Konzerte gemeinsam mit UFOMAMMUT waren damals grandios, denn LENTO spielten ihr Material (auf den besagten Konzerten mit UFOMAMMUT nur vom Debütalbum Earthen) einen Tick schneller und härter, was angesichts des warmen und kräftigen Klanges live eine Offenbarung war. Dementsprechend dürfte nicht nur bei mir die Freude über die Ankündigung eines Livealbums groß gewesen sein. Das nun vorliegende Livealbum Live Recording 08.10.2011 wurde im italienischen Perugia aufgenommen und enthält Lieder von Earthen und Icon sowie das Stück Vault, welches auf keinem der beiden Alben vertreten ist.

Live Recording 08.10.2011 ist ein gutes und ein schönes Livealbum welches zunächst durch die gute Klangqualität auffällt. Die kräftigen und tiefen Töne erklingen schön satt, das Riffing der Saiteninstrumente kommt fein zur Geltung und auch das wahnsinnige Schlagzeugspiel ist gut zu hören. Nebenbei angemerkt, lohnt sich ein LENTO-Konzert immer auch schon, nur um den Schlagwerker zu beobachten, der die Felle voller Hingabe bis zur vollkommenen Erschöpfung malträtiert. Klanglich und spielerisch handelt es sich hierbei um ein einwandfreies Album und die einzelnen Stücke weichen leicht von den Studioversionen der Alben ab. Dies fällt zwar nicht immer unbedingt auf, doch gibt es Stücke wie Least, wo es offensichtlich ist. Die Liveversion von Least ist ungefähr anderthalb Minuten länger als auf Icon. Bereits die Icon-Version ist sehr kraftvoll, doch live ist Least noch wüster und brachialer, die verlängerte Liedführung, das in die Länge ziehen und Hinauszögern macht einfach nur Spaß und ist auch das Besondere an solchen Liveaufnahmen. Das Lied Earth von Earthen ist der Originalversion sehr nahe, doch Need vom selben Album, ist hier in der Liveausgabe etwas kürzer und härter, einige atmosphärische Parts im Mittelteil wurden gekürzt und anders gestaltet. Solche kleineren Abweichungen gibt es auch in anderen Liedern, die nicht immer offenkundig sind. Das bisher unveröffentlichte Lied Vault ist ein riffgewaltiges Lied, welches atmosphärisch sehr gut zu Earthen passt. Atmosphärische Riffs, die phasenweise gar verträumt wirken, wechseln sich mit harten Brachialriffs ab und auch ein Soli, vielleicht speziell für diese Liveversion, fehlt nicht.

Wie schon mehrfach erwähnt, ist Live Recording 08.10.2011 ein verdammt gutes Livealbum, welches sich jeder LENTO-Anhänger nicht entgehen lassen sollte. Der Klang ist sehr gut, die Liedauswahl ebenfalls und die leicht veränderteren Versionen machen einfach jede Menge Spaß. Sowohl das Digipak als auch die Vinylversion sind jeweils auf 500 Kopien limitiert, weshalb man nicht allzu lange mit dem Kauf warten sollte.


9/10
Aceust

01. Icon
02. Earth
03. Hymen
04. Hymn
05. Still
06. Need
07. Vault
08. Hadrons
09. Least

20.06.2012

Heresiarch Seminary - Dark Ages Of Witchery | 2012 | Infernal Kommando Records

Dark Ages Of Witchery ist das erstmals 2010 auf CDR erschienene Debütalbum des russischen Duos HERESIARCH SEMINARY. 2011 gab es eine Wiederveröffentlichung auf CD und nun gibt es das Album auch auf Kassette mit vier Bonusstücken.

HERESIARCH SEMINARY spielen geradlinigen und schnörkellosen Black Metal, bestehend aus den Saiteninstrumenten, Schlagwerk und Gesang. Mehr gibt es nicht, selbst auf stimmungsvolle Ein- und Ausklänge wurde verzichtet. Stattdessen dominieren antreibende Rhythmen und ein giftiger, stark verzerrter Kreischgesang das Geschehen. Der Gesang erinnert mich manchmal an Gruppen wie MORTIFERA, jedoch ohne deren depressive oder hysterische Attitüde. HERESIARCH SEMINARY spielen gerne schnell und geradlinig. Das hohe Tempo wird mit dezenten melodischen Riffs kombiniert, so dass die Atmosphäre, die das Duo erzeugt, oftmals kalt und unheilvoll ist. Mich kann Dark Ages Of Witchery jedenfalls auf Anhieb überzeugen, da sich das Album absolut wie unverfälschter und authentischer Black Metal ohne Firlefanz anhört. Manchmal erinnert mich die Verbindung von rohem Black Metal, Gesang und dezenter Melodik an Gruppen wie SATANIC WARMASTER.

Dark Ages Of Witchery ist ein gutes Album, das nicht nur musikalisch ansprechend ist sondern auch vom Klang her überzeugt. Der Klang ist natürlich roh aber dennoch differenziert, die grellen Riffs der Gitarre kommen schön zur Geltung, das Schlagwerk ertönt ebenfalls gut und der Gesang wurde richtig, also nicht zu laut oder leise, abgemischt. Dark Ages Of Witchery hätte so auch vor zehn Jahren erscheinen können, was mir das Album zusätzlich sympathisch macht.

Das Bonusmaterial ist klanglich und spielerisch wesentlich harscher und räudiger als das Albummaterial. Dies gilt auch für das von JUDAS ISCARIOT nachgespielte From Hateful Visions, das klanglich um ein vielfaches roher und dünner als das Original ist. Man erkennt das Original nur an den speziellen melodischen Riffs im Refrain, ansonsten kommt von der ursprünglichen, düsteren Atmosphäre des Originals nur wenig an. Das Bonusmaterial scheint aus der Anfangszeit von HERESIARCH SEMINARY zu bestehen.

HERESIARCH SEMINARY haben mit Dark Ages Of Witchery jedenfalls ein sehr gelungenes Debütalbum abgeliefert. Das Album enthält gute, stets dezente Melodien, geradlinige aber abwechslungsreiche Strukturen. HERESIARCH SEMINARY verstehen es Andeutungen von Schwermut und Melodik mit Härte und Hass zu vermischen. In jedem Fall verdient das Album mehr Aufmerksamkeit, weshalb die Neuauflage auf Kassette richtig ist. Allerdings gibt es nur 150 Kopien, weshalb man nicht allzu lange warten sollte.

01. Dark ages of witchery
02. Hyperborean nostalgia
03. Obscure wallachian woods
04. Funeral march of rats
05. Hordes of the winter wolves
06. At the walpurgis night
07. Darkened abyss of eternal solitude torment
08. Dark ages of witchery (Rehearsal)
09. Hyperborean nostalgia (Rehearsal)
10. Hell's maw chamber
11. From hateful visions (Judas Iscariot Cover)

http://infernalkommando.blogspot.com/

19.06.2012

Heresiarch Seminary - Spill The Cursed Wine | 2012 | Self Mutilation Services / Deathcult Records

Nachdem mir das Debütalbum Dark Ages Of Witchery so gut gefiel, war ich auf die neue, kürzlich erschienene EP Spill The Cursed Wine, natürlich sehr gespannt. Doch recht schnell musste ich feststellen, dass HERESIARCH SEMINARY eine grundlegende Sache verändert haben. Während das Album ohne Ein- und Ausklang ausgekommen ist, gibt es auf der EP nun sehr viel instrumentalen Ambient zu hören. Genau genommen besteht die Hälfte aus ruhigen Ambientklängen. Die andere Hälfte hingegen beinhaltet eben jenen Black Metal, mit dem die Russen schon auf dem Album gefielen.

Stilistisch hat sich am Black Metal kaum etwas verändert. HERESIARCH SEMINARY spielen auch auf Spill The Cursed Wine geradlinigen Black Metal mit harschem Gesang. Allerdings wurde am Klang geschraubt, der nun etwas wärmer, druckvoller und voluminöser ist. Die drei Black Metal Stücke überzeugen aber nach wie vor, da HERSIARCH SEMINARY weiterhin auf leicht melodische Gitarren, antreibende Rhythmen und den bissigen Gesang setzen.

Part I: Cry of the Bleeding Raven und Part II: Far Tower Beacon sind zwei lange, vornehmlich rhythmisch eingängige aber schnelle Stücke, die von den Riffs und dem Gesang leben. Die Gitarren spielen leicht melodische Riffs, die gern auch kalt sind und gemeinsam mit dem Gesang und dem hohen Tempo, für eine hasserfüllte Atmosphäre sorgen. Part III: Spill the Cursed Wine ist da etwas anders. Das Lied ist über weite Strecken langsam, fällt streckenweise durch sehr präsente und melodische Riffs sowie den radikalen Kreischgesang auf. Ich würde nicht unbedingt behaupten, es wäre DSBM, geht aber partiell schon in eine melancholisch eingehauchte Richtung. Aber nicht nur, es gibt auch schnelle und harsche Wutausbrüche, womit sich HERESIARCH SEMINARY quasi treu bleiben und zurück zum direkten Black Metal kehren.

Abgesehen von den drei Ambientstücken ist die EP ebenso wie das Album überzeugend, in Teilen auch überaus energisch und eindringlich. Die Ambientstücke hätten meiner Meinung nach nicht sein müssen, da der Black Metal gut genug ist, es viele gute Riffs und eine dichte Atmosphäre gibt, für die es gar keinen Ambient bedarf. Aber diese „Pausenfüller“, so empfinde ich den Ambient jedenfalls, kann man ja einfach überspringen. Für die Zukunft von HERESIARCH SEMINARY hoffe ich nur, dass man dem Ambient nicht noch mehr Raum gibt, denn der Black Metal ist hörenswert genug und davon sollte man nicht ablenken.