31.12.2014

Chalice Of Blood - Helig, Helig, Helig | 2015 | Daemon Worship Productions | Vinyl | Black Metal



Erst vor drei Wochen wurde an dieser Stelle die Split EP von CHALICE OF BLOOD und ISRATHOUM besprochen und nun steht die MLP „Helig, Helig, Helig“ an, welche Mitte Januar erscheinen wird. Auf jener EP konnten CHALICE OF BLOOD mit ihrem geradlinigen und kalten Schweden Black Metal überzeugen. „Helig, Helig, Helig“ steht dem in nichts nach und CHALICE OF BLOOD heizen mit den fünf neuen Liedern ordentlich ein.

Während die Einleitung „Hoor-Paar-Kraat“ noch milde gestimmt ist, legen die Schweden in „Nightside Serpent“ sogleich los und versprühen eine grimmig-kalte Atmosphäre, wie man sie etwa von WATAINS „Casus Luciferi“ her kennt. Das Schlagwerk peitscht erbarmungslos seinen rasenden Rhythmus, während die Gitarren eisige Riffs schmettern und der Kreischgesang unheilvoll und böse erklingt.

Obwohl das Tempo die meiste Zeit über hoch ist, verlieren sich CHALICE OF BLOOD nicht in plumpem Geballer. Im Gegenteil, die Schweden verstehen es hervorragend, eine konstante und dichte Atmosphäre zu erzeugen, die trotz der Geschwindigkeit nicht einfach nur aggressiv ist. „Helig, Helig, Helig“ ist überdies nämlich auch wunderbar grimmig und kalt, was den dezenten und rau klingenden Gitarrenmelodien sowie dem differenzierten aber dennoch rauen und grellen Klang, geschuldet ist.

CHALICE OF BLOOD brauchen sich absolut nicht hinter bekannten Größen wie ihre Landsmänner von ONDSKAPT oder FUNERAL MIST zu verstecken. Im Gegenteil, mit „Helig, Helig, Helig“ legen CHALICE OF BLOOD besten, schwedischen Black Metal vor, der Hässlich- und Boshaftigkeit mit wohldosierter spielerischer Vielfalt und einer eindringlichen Präsenz vereint. Vinyljäger und Liebhaber des orthodoxen Black Metals sollten sich „Helig, Helig, Helig“ keinesfalls entgehen lassen und sich den Namen CHALICE OF BLOOD merken. Da kann noch großes kommen.


1. Hoor-Paar-Kraat
2. Nightside Serpent
3. Shemot
4. The Communicants
5. Transcend The Endless


29.12.2014

At Dusk - Anhedonia | 2014 | Kunsthauch | CD | Black Metal



AT DUSK ist ein amerikanisches Einmannprojekt, welches sich dem depressiven Black Metal verschrieben hat und nach vierjähriger Existenz nun mit „Anhedonia“ sein Debütalbum feiert. Das Album enthält vier lange Lieder, die zusammen auf knapp 60 Minuten Spielzeit kommen.

Mit „Anhedonia“ richtet sich AT DUSK ganz klar an Anhänger kalter und depressiver Klänge. Man muss diese Spielart des Black Metals in jedem Fall mögen um Gefallen an dem Album zu finden. Denn das was AT DUSK hier macht, ist weder neu noch besonders, aber auch alles andere als schlecht. Trotz der Länge der Lieder gibt es abwechslungsreiche Strukturen, also harmonische und rhythmische Veränderungen. Neben den obligatorischen langen und langsamen Passagen gibt es auch mal kurzweilige Tempoausbrüche. Was ich persönlich sehr interessant an dem Album finde, ist das Spiel am Schlagwerk. Denn gerade während der Breaks und schnellen Passagen kommt es überraschend vielfältig und spielerisch zur Geltung. Dies ist ja bei solchen depressiven Einmannkapellen eher unüblich. Somit hat AT DUSK durchaus Wiedererkennungswert, auch wenn die langen und atmosphärischen Passagen harmonisch noch nicht brillant sind.

Während ich die rhythmische Vielfalt als sehr ansprechend empfinde, so erscheinen mir die Melodien und Harmonien noch nicht ausgereift genug. Sie sind auf die Dauer etwas zu flach. Dies führt einerseits dazu, dass „Anhedonia“ zwar sehr homogen und in sich geschlossen wirkt, doch gelingt es nicht, mich am Kragen zu packen und zu fesseln. Dennoch, kalt, trist und grau ist die Atmosphäre allemal. Nur fehlt mir persönlich noch die harmonische Intensität. Richtig gut und richtig interessant wird es phasenweise im dritten Stück „Miseria“. Hier gibt es wieder die von mir bereits positiv bewertete rhythmische Vielfalt, doch diesmal in der Kombination mit eindringlichen Riffs und eisigen Harmonien. Hier wird es phasenweise intensiv, packend und morbide. So stelle ich mir derlei Black Metal vor.

AT DUSK hat definitiv Potenzial. Für ein Einmannprojekt empfinde ich die Leistung als sehr ansprechend, ich habe schon wesentlich schlechteres im DSBM gehört. Mir gefällt zwar nicht alles, gerade die langsamen Passagen sind mir in ihrer Länge etwas zu flach und langweilig. Allerdings arbeitet AT DUSK eben mit rhythmischer Vielfalt und Kontrasten, was mir wiederum sehr gut gefällt. Für Anhänger des DSBM ist „Anhedonia“ somit in jedem Fall zu empfehlen, auch wenn es natürlich noch Luft nach oben gibt.

1. Anhedonia
2. Agonia
3. Miseria
4. Melancholia

Kalmankantaja - Viimeinen Virsi | 2014 | Kunsthauch | CD | Black Metal



Gemeinsam mit „Viimeinen Virsi“ erschien auch „Musta Lampi“. Obwohl die Alben am gleichen Datum erschienen, unterscheiden sie sich doch recht deutlich. „Viimeinen Virsi“ ist klanglich rauer und unsauberer als „Musta Lampi“, weshalb „Viimeinen Virsi“ mehr in die Richtung von „Ahdistus“ sowie „Ikuinen Taival“ geht.

Diese klangliche Rohheit wird ziemlich schnell und vor allem im ersten Stück deutlich, denn das monotone Schlagwerk vermischt sich gelegentlich mit den grell-rauen Gitarren zu einem gewaltigen Rauschen. Durch diesen ungeschliffenen und direkten Klang entwickeln die, durch das Rauschen ein wenig in den Hintergrund gedrückten Melodien, einen besonderen und ergreifenden Sog, wie ich ihn etwa bei LYRINX liebe. „Viimeinen Virsi“ unterscheidet sich aber nicht nur klanglich vom anderen neuen Album. Es ist auch dynamischer und gesangsintensiver. Hier ist wesentlich häufiger Gesang zu hören. Aber auch rhythmisch und harmonisch agieren KALMANKANTAJA viel differenzierter als auf „Musta Lampi“. Es gibt häufigere Tempowechsel und unterschiedliche atmosphärische Arrangements. Einerseits spielen KALMANKANTAJA gelegentlich grell und rau, manchmal gar kraftvoll, während andernorts melancholische Passagen zum Tragen kommen.

„Viimeinen Virsi“ ist stilistisch und atmosphärisch wohl am ehesten mit „Ikuinen Taival“ zu vergleichen, wobei „Viimeinen Virsi“ klanglich aber wesentlich präsenter, da kraftvoller und lauter ist. Da das Album in einer Auflage von 100 Stück erschien, sollte man nicht zu lange abwarten, sofern man melancholischen, kalten und atmosphärischen Black Metal mag.


1. Elämä, Kuolemantuoja
2. Musta Mieli
3. Viimeinen Virsi
4. Ikuini

Kalmankantaja - Musta Lampi | 2014 | Kunsthauch | CD | Black Metal



Langsam wird es inflationär, was das finnische Duo KALMANKANTAJA da an Alben dieses Jahr raus haut. Mit „Musta Lampi“ und „Viimeinen Virsi“ sind kürzlich die Alben #5 und #6 erschienen, wobei allein in diesem Jahr vier Alben veröffentlicht wurden. Dies ist natürlich kein Novum, zumal im DSBM, wo es des Öfteren zu absurden Veröffentlichungsfrequenzen kommt; beachtlich und ungewöhnlich hingegen ist es in diesem Fall aber schon, wenn man bedenkt, dass KALMANKANTAJA nicht die einzige Wirkungsstätte des Duos Grim666 und Nagh ist.

Genug geschwafelt, nun zur Musik. KALMANKANTAJA haben bisher noch nie enttäuscht oder gar schlechte Musik abgeliefert, allerdings gefielen mir einzelne Elemente des Vorgängers nicht. Auf „Ahdistus“ erschienen mir die gelegentlichen Orgelklänge als viel zu dick aufgetragen und überflüssig. Dies ist nun anders, da man das Instrument einfach wegließ. Atmosphärisch sind die beiden überlangen Stücke aber dennoch, da sie lange Ein-und Ausleitungen besitzen und es ruhige, traurige und hypnotisierende Gitarrenmelodien gibt. Außerdem ist der Klang von „Musta Lampi“ wesentlich differenzierter als auf den Vorgängern. Dadurch klingen und wirken KALMANKANTAJA weniger rau, dafür aber auf die ruhigen und Minuten andauernden Gitarrenläufe fokussierter, welche schwermütig und hypnotisierend zugleich sind. Gerade im zweiten Lied „Menetyksen Laulu“ laufen KALMANKANTAJA zu Höchstleistungen auf, da man hier überaus geschickt mit feinen melodischen und harmonischen Abstufungen arbeitet. Da das Lied über 16 Minuten lang ist, und Veränderungen nach und nach, und dann auch mit einer kühlen Gelassenheit stattfinden, kann es zunächst etwas langweilig wirken. Doch das ist es nicht. Das erste Lied, welches über 25 Minuten währt, ist hingegen nicht ganz so gelungen, da mir dort die Differenzierung ein wenig fehlt. Aber „Menetyksen Laulu“ ist ein tolles und abwechslungsreiches Lied, welches tiefste Gefühle berührt und ausdrückt.

Auch mit Album #6 wissen KALMANKANTAJA zu überzeugen. Es unterscheidet sich in Details von den beiden Vorgängern „Ikuinen Taival“ und „Ahdistus“, was KALMANKANTAJA insgesamt interessant macht, da nicht jedes Album dem anderen gleicht. Für Anhänger der Finnen und für Freunde melancholischer, ruhiger Klänge wärmstens zu empfehlen. Zu lange sollte man mit einem Kauf nicht warten, da das Album auf 100 Kopien limitiert ist.


1. Hiljaisessa Syvänteessä
2. Menetyksen Laulu

24.12.2014

Seelenfrost - ☽ | 2014 | Talheim Records | CD | Black Metal



Zuletzt konnten mich SEELENFROST mit ihrem 2012er Album „Nostalgia: Zwischen Zukunft und Vergangenheit“ voll und ganz überzeugen. Seitdem sind inzwischen fast drei Jahre vergangen und mit „ gibt es nun das bereits vierte Album. SEELENFROST konnten sich von Album zu Album immer ein Stück steigern, klanglich als auch spielerisch und strukturell. Diese Entwicklung wurde konsequent fortgesetzt.

Als erstes fällt auf, dass „ klanglich viel klarer und weniger rau als seine Vorgänger klingt. Dies kommt natürlich der abwechslungsreichen Spielweise zugute, die melodisches Gitarrenspiel mit atmosphärischen Cello-Passagen und dezidierter Direktheit verbindet. Überhaupt ist „ ein relativ atmosphärisches Werk geworden. Es gibt zwar nach wie vor schnelle Parts, die eine grimmige Stimmung versprühen, doch sind diese im Verhältnis zu den harmonischen und melodischen Arrangements etwas in der Unterzahl. Dies gehört offenbar zur Entwicklung, sich kontinuierlich zu steigern – wobei ich persönlich ein wenig die rauen und schroffen Elemente der früheren Alben vermisse. Ich mag es immer sehr, wenn eine Gruppe Gegensätze miteinander vermischt und diese dann musikalisch auflöst. Auf „ ist hingegen ein kleines Ungleichgewicht zugunsten der atmosphärischen Töne entstanden, jedenfalls meinem Empfinden nach.

Spielerisch und klanglich ist „ ein rundum gelungenes Werk und auch die vielen Harmonien wissen zu überzeugen. Ganz gleich ob an der Gitarre oder an der Violine, SEELENFROST besitzen nach wie vor ein feines Gespür für gute, unaufdringliche Melodien mit Tiefgang. Mit Liedern wie „Nacht“ oder „Rausch“ gibt es aber auch herrliche Lieder, in denen SEELENFROST auf wunderbare Art und Weise direkte Schnelligkeit und Rohheit mit stimmungsvoll akzentuierten, subtilen Melodien kombinieren und so einen ergreifenden Kontrast erschaffen. Streng genommen haben sich SEELENFROST auch gar nicht allzu sehr verändert respektive entwickelt, auch auf dem Vorgänger gab es viele melodische und atmosphärische Arrangements. Doch auf den früheren Alben war der Klang teils wesentlich roher, weshalb der Kontrast zwischen harmonischer Atmosphäre und harscher Rohheit einfach größer war. Durch den  weniger rauen und differenzierteren Klang verlor der Kontrast ein wenig an Kontur, weshalb „ insgesamt harmonischer und atmosphärischer wirkt.

ist ein stimmungsvolles Album, auf dem es neben vielen atmosphärischen und melodischen Momenten auch grimmige Schnelligkeit gibt. Es ist ein gutes und schönes Album, dies steht außer Frage. Doch für meinen persönlichen Geschmack hätte es insgesamt betrachtet etwas mehr Rohheit, wie etwa in „Nacht“ und „Rausch“, geben dürfen.  Positiv an dieser Entwickling hingegen ist, dass SEELENFROST sich nicht selbst kopieren und jedes Album ein wenig anders klingt. Das macht das musikalische Schaffen insgesamt betrachtet natürlich interessanter und deshalb kann ich mich auch gar nicht entscheiden, welches Album mir am besten gefällt. Sie haben alle ihre ganz eigenen, positiven Merkmale und je nach Stimmung, gefällt das eine mehr und das andere weniger. SEELENFROST sind jedenfalls eine angenehme, vielseitige und unterstützend werte Untergrundgruppe!


1.
2. Nacht
3. Lethargie
4. Erde
5. Rausch
6. Geist
7. Kryostase
8. Himmel