Herbarium ist das Debütalbum des schwedischen Einfrauprojekts Turdus Merula,
welches bisher mit viel Lob seitens der Presse bedacht wurde. Aber
nicht nur, auch La Crépuscule Du Soir prophezeite zur Veröffentlichung
vergangenes Jahr, Herbarium würde eine neue Ära im Black Metal
einleiten. Schlecht ist das Album mit Sicherheit nicht, es enthält
alle Zutaten die man braucht, um ein rundum gelungenes Album zu
erschaffen.
Den Anfang macht Datura Stramonium, welches mittels
langem Pianopart beginnt und mit diesem auch endet. Das Spiel am Piano
ist schön, missfällt mir aber klanglich, da es übersteuert. Ähnliches
trifft auch auf das eigentliche Lied zu. Der gequälte und heisere
Gesang der Dame formt gemeinsam mit Gitarre und Schlagwerk eine
akustische Wand, die zu viele tiefe Töne besitzt und vor allem einfach
nur laut wirkt. Schade eigentlich, denn manch ein Riff erinnert mich in
seiner Art an Belmez. Datura Stramonium ist sehr lang und so nimmt sich Turdus Merula
für die einzelnen Passagen sehr viel zeit, weshalb sich das Lied
teilweise auch recht monoton anhört. Roh aber auch sphärisch und bizarr
wabern die Klänge dahin.
Wesentlich besser gefällt mir da schon Mandragora Officinarum,
das klanglich in die selbe urgewaltige Kerbe schlägt, mir aber
melodisch weitaus besser gefällt, zumal auch die überlangen
Pianopassagen fehlen. Rhythmisch pflanzt sich Mandragora Officinarum
gemächlich in einem treibenden und mittelschnellen Rhythmus fort, der
vom schönen, subtilen Gitarrenspiel umsäumt wird, der zunächst an Nachtmystium zu Zeiten von Demise erinnert und dann in eine traumhafte atmosphärische Passage übergeht, bei der ich an Sólstafir denken muss. Turdus Merula
entfaltet mit diesem Part eine ähnlich intensive und dichte Stimmung,
die eine Mischung aus Traurigkeit und Sehnsucht ist, wie es die
Isländer etwa mit 78 Days In The Desert tun.
Im nächsten Lied Colchicum Autumnale verändert sich im
Grunde gar nichts, es erscheint als Fortsetzung des vorangegangenen
Stückes mit leicht abgewandelter Melodieführung, die aber den selben
Tenor verfolgt. Etwas anders ist zwar Actaea Spicata, aber auch
nur weil die harmonischen und sphärischen Gitarren auf ein Minimum
runter geschraubt wurden und sich das Lied über weite Strecken monoton
dahin zieht. Gefällt mir, erreicht aber bei weitem nicht den Ausmaß an
Bedrückung wie etwa Blóðtrú auf dem großartigen Album The Death Of The Spirit. Mit Conium Maculatum
folgt dann abschließend noch mal ein fast 14 Minuten langes Lied,
welches vor allem aus eingängigen, monotonen atmosphärischen
Arrangements besteht.
Herbarium ist kein schlechtes Werk, phasenweise ist es
sogar richtig gut. Aber in der Summe erreicht es noch nicht die Klasse
um ein Meisterwerk zu sein oder gar eine neue Ära zu begründen, auch
wenn ich verstehe, wenn sich jemand in diese Scheibe verliebt. Ich habe
nichts gegen lange, monotone Passagen wie es sie hier häufig gibt,
aber denen fehlt noch das gewisse Etwas um minutenlang fesseln zu
können.
Interessant ist es sicherlich noch an dieser Stelle die Namensgebung von Turdus Merula zu erläutern: Turdus merula ist der wissenschaftliche Name der Amsel,
Herbarium ist der Begriff für eine Sammlung gepresster und getrockneter
Pflanzenteile und die Liednamen sind alles Giftpflanzen wie etwa der
Gemeine Stechapfel. Thematisch also durchaus interessant und mal etwas
anderes, was somit auch gut zur Musik passt.
7/10
Aceust
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