Everything ist das zweite Album des niederländischen Trios An Autumn For Crippled Children, welches offenbar mit dem Debütalbum Lost letztes Jahr ordentlich abräumen konnte. Für mich ist Everything jedoch die erste Berührung mit der Gruppe und als ich las, dass diese Scheibe für Fans von Lantlôs, Amesoeurs oder Alcest geeignet ist, wollte ich mich gar nicht mehr damit beschäftigen. Nachdem ich mich aber trotzdem an das Wagnis An Autumn For Crippled Children herangepirscht hatte, bin ich letztlich froh darüber, denn Everything
ist eine sehr interessante Veröffentlichung die nicht einfach nur
Black Metal mit Post-Rock und Shoegaze kombiniert; was ja zumeist
unendlich langweilig ist.
Everything ist im Grunde ein experimentelles Werk, in
dem es sehr viele melodische Gitarrenläufe, verträumte Harmonien und
einen krächzenden oder auch harschen Kreischgesang zu hören gibt. Bis
auf den Gesang hat das Album eigentlich nichts mit Black Metal zu tun.
Und genau diese Tatsache macht mir das Album sympathisch. Stilistisch
lässt sich Everything dennoch kaum einordnen, da die Drei für
meine Begriffe einen eigenständigen Weg eingeschlagen haben, der mich
in seiner stilübergreifenden sowie aufbrechenden Art an Solefald erinnert. Nicht, weil sich beide Gruppen musikalisch besonders ähnlich wären, sondern, weil Solefald
damals vor mittlerweile 14 Jahren mit ihrem Debütalbum ein Stück Musik
herausbrachten, was ich bis dahin noch nie zuvor gehört hatte. Ähnlich
ergeht es mir nun mit An Autumn For Crippled Children,
auch wenn ihre Andersartigkeit natürlich bei weitem nicht so immens
ist. Irgendwie hat man heute alles schon mal irgendwo gehört, bei An Autumn For Crippled Children
ist es da nicht anders. Gerade die melodischen, locker und leicht
gespielten Gitarrenmelodien, die sphärisch und wolkengleich durch den
Raum schwirren, kennt man, trotzdem ist dies in der Kombination mit dem
harschen Kreischgesang und dem dünn klingenden, teils aber flotten
Schlagwerk, eine interessante und eigenwillige Mischung.
Forever Never Fails, das erste Stück des Albums,
verkörpert dies sehr gut. Ein treibendes Schlagwerk, melodische
Gitarren, Kreischgesang und harmonische Keyboardklänge formen einen
traumhaften Klangkörper in den es einzutauchen gilt. Das Spiel zwischen
Rohheit, Melodik und sanfter Klarheit gelingt dem Trio sehr gut, was
letztlich auch dazu führt, dass Everything ein sehr schönes
Album ist. Vor allem die erste Hälfte des Albums ist überaus
überzeugend, da hier wunderbare Melodien und überraschende Breaks zu
hören sind. Die zweite Hälfte ist dann leider etwas schwächer und
langweiliger, aber dennoch nett.
Wer auf experimentelle aber auch düstere und bizarre Klänge mit
Melodik und Kreischgesang steht, ist mit Everything bestens beraten.
Für mich ist es jedenfalls ein überraschend gutes Album mit
schwächelndem Abgang.
7,5/10
Aceust
01. Forever never fails
02. Formlessness
03. Abscence of contrast
04. We all fall
05. Nothing/Everything
06. Her dress as a poem, her death as the night
07. I am the veil
08. Cold spring
09. Rain
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