Den Platz auf Chapel Of Fear teilen sich drei noch junge polnische Gruppen. Während es sich bei Iugulatus und Deep Desolation um echte Gruppen mit mehreren Musikern handelt, ist Primal ein Einmannprojekt. Man hört es Primal allerdings nicht an, klanglich und spielerisch macht das Liedgut einen guten Eindruck. Das erste Stück Nadczłowiek
beginnt sehr atmosphärisch mit sphärischem Riff und Keyboardeinsatz.
Dieses sphärische Eingangsriff kommt mir sehr bekannt vor, es gefällt
mir sehr gut, nur kann ich mich nicht mehr erinnern, wo ich dieses Riff
so oder ähnlich schon mal gehört habe. Wie dem auch sei. Auf den
atmosphärischen Anfang wechselt Primal ins grimmige
Lager über. Das Tempo ist schnell und der Gesang ertönt kehlig und
etwas krank. Diese Grimmigkeit wird allerdings immer wieder durch das
anfängliche Keyboard mitsamt des sphärischen Riff unterbrochen.
Schnellig- und Grimmigkeit wechselt sich hier mit atmosphärischen Parts
ab, wobei vor allem die atmosphärischen Elemente überzeugen. Mit Matka Noc
geht es ähnlich grimmig und stellenweise sehr aggressiv weiter. Hier
ist vor allem der Gesang derbe abgefahren und erinnert mich
stellenweise an Maniacs Organ auf Wolf's Lair Abyss. In der Kombination mit den schnellen Parts klingt Primal hier schön böse und harsch. Allerdings hält auch Matka Noc immer wieder atmosphärische Passagen mit netten Harmonien bereit. An dieser Spielweise ändert sich auch in Poza Grób nicht viel, wobei es hier ein längeres Gitarrensoli zu hören gibt. Primal
kann mit den drei Liedern überzeugen. Grimmigkeit - vor allem was den
Gesang betrifft - wird hier mit langen Liedern die schnelle als auch
langsame und melodische Parts besitzen, kombiniert. Ist nicht
überragend aber grundsolide und vor allem die Gitarrenmelodien wissen
zu gefallen.
Die Lieder von Iugulatus sind wesentlich kürzer als die von Primal, aber mit rund sechs Minuten auch nicht gerade kurz. Und obwohl das Tempo von Iugulatus
zumeist mittelschnell ist, entwickelt man eine riffbetonte, aggressive
Atmosphäre die mich irgendwie an Aufnäherkutte, Bier und
Mittelfingerattitüde erinnert. Iugulatus spielt eine
treibende Mischung aus satanischem Death und Black Metal, wobei vor
allem die Gitarren und der Gesang im Vordergrund stehen. Stellenweise
gibt es auch brutale Knüppeleinlagen, doch ansonsten dominieren
mittelschnelle Tempi und vordergründiges Riffing das Geschehenen. Ist
ganz nett, aber irgendwie fehlt der Musik noch das gewisse Etwas, zumal
die Lieder zu lang geraten sind und sich deshalb etwas ziehen. Die
Intention von Iugulatus ist gut, die Riffs gefallen mir auch - aber da
ist nocht Luft nach oben.
Deep Desolation konnten mich ja eben schon mit dem Debütalbum Subliminal Visions überzeugen. Das Lied Chapel Of Fear
ist eine sehr düsteres und tieftöniges Doom Stück in dem fast pausenlos
langsam gespielte, melodische Riffs zu hören sind. Das ist in diesem
Falle ganz interessant, da Deep Desolation hier auf klassische
Liedstrukturen, bestehend aus dem Wechsel von Vers, Refrain und Bridge
verzichtet. Es wiederholen sich zwar Elemente, doch wirkt das Lied in
seiner Gesamtheit gleichförmig, was einerseits zwar interessant,
andererseits aber auch etwas langatmig ist. Satanic Orgy ist gleichfalls schleppend und riffbetont, aber sehr viel eingängiger als Chapel Of Fear. Erst in der letzten Minute kommt Veränderung und Abwechslung auf. Deep Desolation
zeigt sich mit diesen beiden Liedern etwas enttäuschend, hinsichtlich
des Albums. Der Death/Doom der hier zu hören ist, dem fehlt leider das
gewisse Etwas und die stimmige und düstere Atmosphäre vom Album. Die
Riffs sind an sich ganz nett, aber wurden so und ähnlich von vielen
anderen Vertretern des Genres schon massig vorgetragen.
Chapel Of Fear ist ein durchwachsene Splitveröffentlichung. Am besten gefällt mir das Einmannprojekt Primal. Primal hat einfach die besten Melodien und abgefahrenen Gesang. Iugulatus kann spielerisch überzeugen, sagt mir aber stilistisch nicht so ganz zu und Deep Desolation sind leider enttäuschend und harmlos, wenn man die zwei Lieder mit dem Album vergleicht.
Primal 7/10
Iugulatus 6/10
Deep Desolation 5/10
PRIMAL
01. Nadczłowiek
02. Matka noc
03. Poza grób
04. Outro
IUGULATUS
05. Will of satan
06. Master of illusion
07. Gates of abyss
DEEP DESOLATION
08. Chapel of fear
09. Satanic orgy
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