Als 2007 von EgoNoir das Debütalbum Der Pfad zum Fluss
erschien, war ich monatelang hin und weg. Selten hat mich ein Stück
Musik so gefesselt und berührt wie das Album damals und auch Die Saga finde ich ähnlich gut. Doch dann kam der Bruch. Mit der MCD A New Philosophical Thunder und dem zweiten Album Reste...
konnte ich leider nicht viel anfangen. Zur Mini fand ich einfach nie
einen rechten Zugang, klanglich und atmosphärisch missfiel mir das
Werk. Reste... war zu glatt, rockig und lieb, obgleich es natürlich seine guten Momente hatte. Nun wird Anfang Oktober die Kassetten EP Fortuna Teil 1 erscheinen. Die Skepsis war natürlich nach all der Enttäuschung groß. Für meine Begriffe ist das neuste Werk aus dem Hause EgoNoir aber wieder deutlich düsterer und morbider geworden.
Das erste Lied Wolfsherrin beginnt recht melodisch,
wobei sich liebliche Gitarrenmelodien mit stark verzerrten Gitarren
abwechseln. Genau diese verzerrten Parts, in denen sowohl die grellen
Gitarren als auch der verzerrte Gesang zu hören sind, liebte ich auf dem
Debüt so sehr. Wolfsherrin ist knapp zehn Minuten lang und
beinhaltet viel Abwechslung, unterschiedliche Passagen mit sanfter
Akustikgitarre und klar gesprochener Stimme oder auch lauten,
energischen metallischen Ausbrüchen. Melodisch ist Wolfsherrin
interessant, da sich die Melodiebögen verändern und keine Eingängikeit
auftritt. Am Anfang ist die Melodie etwas einfach und verspielt,
während die Harmonien in der Mitte sphärisch und hypnotisch werden. Die
letzten zwei Minuten gipfeln dann in einem rasenden, brutalen Finale.
Das zwei Minuten längere Mondsängerin schlägt einen
etwas anderen Weg ein. Es ist ein atmosphärisches sowie riffbetontes
Lied, in dem zunächst vor allem der kehlige, warme und organische
Gesang auffällt. Dieser würde auch sehr gut zu Bethlehem passen und ist deshalb für EgoNoir höchstinteressant. Er stellt einen radikalen Kontrast zum starken grell verzerrten Kreischgesang von Wolfsherrin oder dem Debütalbum dar. In der Mitte von Mondsängerin kommt ein Part, in dem eine bedrückt wirkende Stimme ruhig spricht, so wie man es auch öfters auf dem Debüt hörte.
Mit dem Titelstück Fortuna endet die EP dann ziemlich
experimentell. Am Anfang ist ein Sample von Carls Orffs Kantate
"Carmina Burana" zu hören, die mit "O Fortuna" beginnt und offenbar
auch namensgeber der EP ist. Auf diesen Einstieg folgen lange Zeit
ambientgleiche Keyboardklänge, gesprochene, fast schon geflüsterte
Stimmen und ein Cello. Danach ist ein versteckter Volksmusik-Titel
namens Hohe Tannen zu hören.
Dank der Skepsis bin ich von Fortuna Teil 1 positiv überrascht worden. Der Pfad zum Fluss bleibt natürlich unerreicht, solch ein Album macht man nur einmal im Leben. Aber gegenüber Reste... haben sich EgoNoir meiner Meinung nach deutlich verbessert. Auch wenn Fortuna Teil 1 sehr
atmosphärische und melodische Elemente besitzt, ist es extremer und
morbider, weshalb der Ausspruch "Psycho German Dark Metal" wieder sehr
zutreffend ist!
7,5/10
Aceust
01. Wolfsherrin
02. Mondsängerin
03. Fortuna (Velut luna statu variabilis)
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