
Das erste Lied Wolfsherrin beginnt recht melodisch, wobei sich liebliche Gitarrenmelodien mit stark verzerrten Gitarren abwechseln. Genau diese verzerrten Parts, in denen sowohl die grellen Gitarren als auch der verzerrte Gesang zu hören sind, liebte ich auf dem Debüt so sehr. Wolfsherrin ist knapp zehn Minuten lang und beinhaltet viel Abwechslung, unterschiedliche Passagen mit sanfter Akustikgitarre und klar gesprochener Stimme oder auch lauten, energischen metallischen Ausbrüchen. Melodisch ist Wolfsherrin interessant, da sich die Melodiebögen verändern und keine Eingängikeit auftritt. Am Anfang ist die Melodie etwas einfach und verspielt, während die Harmonien in der Mitte sphärisch und hypnotisch werden. Die letzten zwei Minuten gipfeln dann in einem rasenden, brutalen Finale.
Das zwei Minuten längere Mondsängerin schlägt einen etwas anderen Weg ein. Es ist ein atmosphärisches sowie riffbetontes Lied, in dem zunächst vor allem der kehlige, warme und organische Gesang auffällt. Dieser würde auch sehr gut zu Bethlehem passen und ist deshalb für EgoNoir höchstinteressant. Er stellt einen radikalen Kontrast zum starken grell verzerrten Kreischgesang von Wolfsherrin oder dem Debütalbum dar. In der Mitte von Mondsängerin kommt ein Part, in dem eine bedrückt wirkende Stimme ruhig spricht, so wie man es auch öfters auf dem Debüt hörte.
Mit dem Titelstück Fortuna endet die EP dann ziemlich experimentell. Am Anfang ist ein Sample von Carls Orffs Kantate "Carmina Burana" zu hören, die mit "O Fortuna" beginnt und offenbar auch namensgeber der EP ist. Auf diesen Einstieg folgen lange Zeit ambientgleiche Keyboardklänge, gesprochene, fast schon geflüsterte Stimmen und ein Cello. Danach ist ein versteckter Volksmusik-Titel namens Hohe Tannen zu hören.
Dank der Skepsis bin ich von Fortuna Teil 1 positiv überrascht worden. Der Pfad zum Fluss bleibt natürlich unerreicht, solch ein Album macht man nur einmal im Leben. Aber gegenüber Reste... haben sich EgoNoir meiner Meinung nach deutlich verbessert. Auch wenn Fortuna Teil 1 sehr atmosphärische und melodische Elemente besitzt, ist es extremer und morbider, weshalb der Ausspruch "Psycho German Dark Metal" wieder sehr zutreffend ist!
7,5/10
Aceust
01. Wolfsherrin
02. Mondsängerin
03. Fortuna (Velut luna statu variabilis)
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