14.09.2011

Omega Massif - Karpatia | 2011 | Denovali Records | CD | Sludge

Ehrlich gesagt möchte ich nicht in der Haut von Omega Massif stecken. Das Debütalbum Geisterstadt ist ein wahres Meisterwerk, welches sicherlich auch zur Referenz avancierte und sehr lange sehr erfolgreich war und noch immer ist. Wenn man ein so großes und erfolgreiches Werk vollbracht hat, ist es schwierig einen Nachfolger zu bewerkstelligen. Man kann schnell Opfer des eigenen Erfolges werden, weil die Erwartungen und Hoffnungen schlicht nicht erfüllbar sind. An Karpatia haben Omega Massif zwei Jahre geschrieben und gefeilt, ehe das zweite Album nun am 16. September im Handel erscheint. Neben der CD-Version, die im handbedruckten dicken und haptisch sehr ansprechendem Digipak kommt, wird es auch zwei 12" Vinyl-Versionen und einen limitierten 7 Zöller von Karpatia geben.

Aber nun zur Musik. Mit dem exakt zehn Minuten langen Aura beginnt das Album. Es ist ein gutes, für Omega Massif typisches Lied. Eingängigkeit wurde mit Brachialriffs und seichtem sowie melodischen Riffing kombiniert. Streckenweise ist Aura hart und treibend, aber ebenso auch lieblich, sanft und sphärisch. Der Einstieg ist schon mal sehr gelungen und mit dem kurzen Stück Wölfe geht es sehr knackig weiter. Wölfe ist recht treibend und flott, das Schlagzeug kracht laut und begleitet die harten Riffs angenehm. Auf das harte Wölfe folgt Urus Arctos, welches sehr ruhig und harmonisch beginnt, sich dann zu einer abwechslungsreichen Komposition verdichtet in der es zu langsamen Steigerungen und nachfolgenden Auflösungen kommt. Sphärische langgezogene Riffs die wabernd im Raum stehen werden mit kräftigen Riffwänden vermischt, was für eine sehr angenehme, zum Teil schon fast psychedelische Atmosphäre sorgt. Dieses Element der stetigen Steigerung und Wiederholung einzelner Sequenzen beherrschen Omega Massif perfekt, wie man in Im Karst wunderbar nachvollziehen kann. Der Anfang ist melodisch, langsam und ruhig, wird nach und nach aber intensiver und gipfelt dann nach einigen Minuten in einem herrlichen Ausbruch, der an Unter Null oder In der Mine erinnert.

Im direkten Vergleich mit Geisterstadt ist Karpatia nicht ganz so düster, druckvoll und schwer. Dafür ist Karpatia aber auch etwas vielschichtiger ausgefallen und beinhaltet tolle atmosphärisch-melodische Passagen zum Träumen. Schwere und brachiale Passagen mit treibender Dynamik gibt es zwar auch, aber diese sind nicht so häufig wie auf dem Vorgänger. Dies mag man zunächst vielleicht etwas bedauern, da das Album dadurch nicht so hart und packend erscheint, aber dafür hat es andere Qualitäten und Omega Massif lässt sich in jeder Sekunde des Albums wiedererkennen. Karpatia ist etwas anders als Geisterstadt, ohne jedoch alles gleich infrage zu stellen. Für mich ist Karpatia ein sehr gutes, homogenes und atmosphärisch sehr stimmiges Album, welches mit jedem Durchgang besser wird. Im Bereich des instrumentalen Sludge/Doom/Post-Rock führt einfach kein Weg an Omega Massif vorbei. Karpatia ist eine hervorragende Ergänzung zu Geisterstadt. Wer die drei Wochen bis zur Veröffentlichung nicht mehr warten kann oder will, kann bei Denovali schon mal vorab rein hören, mein Anspieltipp: Im Karst.


9/10
Aceust

01. Aura
02. Wölfe
03. Urus arctos
04. Im Karst
05. Karpatia
06. Steinernes Meer

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