Ehrlich gesagt möchte ich nicht in der Haut von Omega Massif stecken. Das Debütalbum Geisterstadt
ist ein wahres Meisterwerk, welches sicherlich auch zur Referenz
avancierte und sehr lange sehr erfolgreich war und noch immer ist. Wenn
man ein so großes und erfolgreiches Werk vollbracht hat, ist es
schwierig einen Nachfolger zu bewerkstelligen. Man kann schnell Opfer
des eigenen Erfolges werden, weil die Erwartungen und Hoffnungen
schlicht nicht erfüllbar sind. An Karpatia haben Omega Massif
zwei Jahre geschrieben und gefeilt, ehe das zweite Album nun am 16.
September im Handel erscheint. Neben der CD-Version, die im
handbedruckten dicken und haptisch sehr ansprechendem Digipak kommt,
wird es auch zwei 12" Vinyl-Versionen und einen limitierten 7 Zöller
von Karpatia geben.
Aber nun zur Musik. Mit dem exakt zehn Minuten langen Aura beginnt das Album. Es ist ein gutes, für Omega Massif typisches Lied. Eingängigkeit wurde mit Brachialriffs und seichtem sowie melodischen Riffing kombiniert. Streckenweise ist Aura
hart und treibend, aber ebenso auch lieblich, sanft und sphärisch. Der
Einstieg ist schon mal sehr gelungen und mit dem kurzen Stück Wölfe geht es sehr knackig weiter. Wölfe ist recht treibend und flott, das Schlagzeug kracht laut und begleitet die harten Riffs angenehm. Auf das harte Wölfe folgt Urus Arctos,
welches sehr ruhig und harmonisch beginnt, sich dann zu einer
abwechslungsreichen Komposition verdichtet in der es zu langsamen
Steigerungen und nachfolgenden Auflösungen kommt. Sphärische
langgezogene Riffs die wabernd im Raum stehen werden mit kräftigen
Riffwänden vermischt, was für eine sehr angenehme, zum Teil schon fast
psychedelische Atmosphäre sorgt. Dieses Element der stetigen Steigerung
und Wiederholung einzelner Sequenzen beherrschen Omega Massif perfekt, wie man in Im Karst
wunderbar nachvollziehen kann. Der Anfang ist melodisch, langsam und
ruhig, wird nach und nach aber intensiver und gipfelt dann nach einigen
Minuten in einem herrlichen Ausbruch, der an Unter Null oder In der Mine erinnert.
Im direkten Vergleich mit Geisterstadt ist Karpatia nicht ganz so düster, druckvoll und schwer. Dafür ist Karpatia
aber auch etwas vielschichtiger ausgefallen und beinhaltet tolle
atmosphärisch-melodische Passagen zum Träumen. Schwere und brachiale
Passagen mit treibender Dynamik gibt es zwar auch, aber diese sind
nicht so häufig wie auf dem Vorgänger. Dies mag man zunächst vielleicht
etwas bedauern, da das Album dadurch nicht so hart und packend
erscheint, aber dafür hat es andere Qualitäten und Omega Massif lässt sich in jeder Sekunde des Albums wiedererkennen. Karpatia ist etwas anders als Geisterstadt, ohne jedoch alles gleich infrage zu stellen. Für mich ist Karpatia
ein sehr gutes, homogenes und atmosphärisch sehr stimmiges Album,
welches mit jedem Durchgang besser wird. Im Bereich des instrumentalen
Sludge/Doom/Post-Rock führt einfach kein Weg an Omega Massif vorbei. Karpatia ist eine hervorragende Ergänzung zu Geisterstadt.
Wer die drei Wochen bis zur Veröffentlichung nicht mehr warten kann
oder will, kann bei Denovali schon mal vorab rein hören, mein
Anspieltipp: Im Karst.
9/10
Aceust
01. Aura
02. Wölfe
03. Urus arctos
04. Im Karst
05. Karpatia
06. Steinernes Meer
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen