Erwartungsvoll und mit Vorfreude nahm ich diese Splitveröffentlichung
im Vorfeld zur Kenntnis. Die jeweils vorangegangenen Demos von Avsked und Schlaflos
konnten mich beide voll und ganz überzeugen. Und nun beide Gruppen
gemeinsam auf einer CD, besser kann es eigentlich kaum laufen.
Mit Nattliga tankar I beginnt der Part von Avsked
sehr ruhig und düster. Klare, dunkel gespielte Gitarrenklänge,
leichtes Beckenantippen und Stimmenfetzen sind zu hören. Es ist ein
guter und stimmungsvoller Einklang, auf den Nattliga tankar II
im Anschluss eingängig schnell und mechanisch hämmernd einsetzt. Diese
eingängig schnelle Monotonie wird immer wieder mal durch langsamere
und dunkelatmosphärische Parts unterbrochen, in denen Avsked vor allem durch den sehr guten, vielschichtigen Gesang und harmonischen Gitarrenlinien punktet.
Im dritten Teil ist es insgesamt ruhiger und phasenweise ist ein
melodisches und sphärisch klingendes Soli zu hören. Dieses hört sich
sehr gut an und bildet einen interessanten Kontrast zur ansonsten sehr
rohen, schroffen und rauen Klangkulisse. Eine sehr interessante und
bizarre Wendung erfährt das Lied in seinen letzten Sekunden, in dem das
Gesangsorgan sehr strapaziert wird und groteskes, sehr kurzes Lachen zu
hören ist.
Nattliga tankar IV rundet Avskeds Part dann sehr gut ab, da es das beste Stück von Avsked auf dieser Split ist und dem Demo ...med rök och kallt järn
am nächsten kommt. Hier ist eine wunderbare, dezente Grundmelodie zu
hören, die gelungen, von einem guten sowie schleppenden Schlagzeug und
ruhig intoniertem Gesang begleitet wird. Teilweise werden dabei
einzelne Instrumente, wie auch der Gesang, sehr laut, was die
intensive, schwermütige und trostlose Atmosphäre des Liedes verstärkt.
Schade das Avsked erst zum Schluss so auftrumpft.
Das Instrumentalprojekt Schlaflos beginnt mit dem ersten Titel Jenseits meiner Reichweite
ruhig und beschaulich. Neben düsteren, rauen Riffs und dem dumpf
pochendem Schlagzeug ist auch eine klare, sanfte Gitarre zu hören.
Abwechslungsreicher erweist sich Erschöpfung, in dem neben
klaren Akustikparts auch schnellere Passagen zu hören sind. Allerdings
mindert das künstlich klingende Schlagzeug ein wenig die Hörfreude.
Zuweilen übersteuert leider auch der Bass die Musik, wodurch sie einen
schwammigen, unsauberen und wummernden Beigeschmack bekommt, der nicht
ganz zur Instrumentalisierung passt. Dieser fade klangliche
Beigeschmack betrifft im Übrigen den gesamten Part von Schlaflos. Das ist sehr schade, da Schlaflos es so nicht ganz schafft, die guten und teilweise regelrecht malerisch wirkenden Harmonien angemessen zu transportieren.
So wie es auf dem letzten Lied des Demos ein Lied gab, in dem Stimmen
zu hören sind, so ist es auch diesmal wieder der Fall. In W.d.S.z.T.f. gibt es gleichfalls eine Art „Gesang“, sofern man diese gurgelnde, dumpfe und gequälte Stimme als Gesang bezeichnen mag. W.d.S.z.T.f. ist in jedem Fall das interessanteste Lied von Schlaflos
auf dieser Split, da hier neben einem schnellen Grundrhythmus auch die
Gitarren bizarre und grell klingende Melodien erzeugen. Dies habe ich
in den anderen Stücken vermisst. So mochte ich am Demo Schlaflos gerade auch die rohen und bizarren Gitarren. Bis auf das wüste und rohe W.d.S.z.T.f. ist Schlaflos ruhiger und sanfter als auf dem Demo.
Diese Split ist sicherlich eine interessante Veröffentlichung, doch
kann sie meine Erwartungen, die ich im Vorfeld hatte, nicht erfüllen.
Sowohl Avsked als auch Schlaflos können nicht ganz an die Klasse ihrer Demos anknüpfen, wobei ich Avsked in dieser Hinsicht jedoch stärker einstufe. Nattliga tankar IV ist ein wunderbares und intensives Lied, und auch die anderen Titel haben so ihre wirklich guten Momente. Bei Schlaflos
ist es ernüchternder. Die instrumentalen Stücke sind nett und haben
ihren Charme, aber da ist einerseits der etwas unglücklich geratene
Klang, und andererseits das Fehlen des Bizarren und Extremen, welches
meinen Genuss trübt.
AVSKED 7/10
SCHLAFLOS 6/10
AVSKED
01. Nattliga tankar I
02. Nattliga tankar II
03. Nattliga tankar III
04. Nattliga tankar IV
SCHLAFLOS
05. Jenseits meiner Reichweite
06. Erschöpfung
07. Endloses Meer aus Scheisse
08. Wahre Dunkelheit
09. W.d.S.z.T.f.
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