Zwei Niederländer betätigen sich bei Nachtvorst, einer
von ihnen ist Erghal, der in der depressiven Gemeinde bereits von
Eindig bekannt sein könnte. Obwohl diese Stilistik sehr angesagt ist,
war mir keine der beiden Bands näher bekannt, da mir in diesem Bereich
nur Ausnahmen richtig gut gefallen. Etwas Skepsis schwingt bei mir
immer mit, wenn Tonträger als „depressiv“ angekündigt werden. Etwas
beruhigt bin ich schon, da es weitere musikalische Einflüsse gibt.
Immerhin sorgt die schlichte, doch schöne Optik schon mal für einen
guten Einstand.
Die erste Entwarnung für mich: Nachtvorst setzen
weder auf fadendünne Gitarren noch auf den (manchmal sehr nervigen)
Jaulgesang, der einfach nicht bei jeder Gruppe funktioniert. Dennoch
beginnt alles sehr verhalten, eben der Stilistik entsprechend. Gezupfte
Gitarren, mäßiges Tempo, aber das Dawn of End nimmt nach und nach immer mehr Fahrt auf, zum Schluß hin greift man sogar ziemlich aggressiv an. Es folgt das Instrumental Murmurs,
ein zäher, basslastiger Batzen, der mit seinen hypnotischen Gitarren
eine Stimmung einfängt, die mich ganz dezent an das letzte Werk von
Fäulnis erinnert, was nicht für Nachtvorst im
Allgemeinen gilt. Im Anschluß folgen drei weitere von Überlänge geprägte
Stücke, die alle die 10-Minuten-Marke überschreiten. Lediglich Stills ist dabei noch gemäßigt, insbesondere bei Wandering treten Nachtvorst beherzter aufs Gaspedal. Epitaph
ist dann nochmals eine Mischung daraus und klingt mit verzweifelten
Schreien aus. Das Duo setzt auf in der Gesamtheit selbstverständlich
auf die üblichen stilistischen Mittel, aber sie variieren dabei ganz
gut und haben ihre Mischung gut abgeschmeckt. Riffs werden nicht
deckungsgleich bis zum Erbrechen wiederholt, es gibt akzentuiert doomige
Einstreuungen statt Dauerschleichen und gelegentlich Einprägsames von
der Leadgitarre. Ja, Stills kann den Hörer mit sich nehmen,
das Potential dazu steckt in einigen Momenten auf diesem Album. Positiv
rechne ich weiterhin an, daß Nachtvorst nicht
gleichförmig ihre Lieder runterspielen, das hätte mir bei der
Ausrichtung (von der ich ausging) viel schlimmer vorgestellt – durch
die etlichen aggressiveren, schnelleren Teile ist aber das Gegenteil
der Fall. Auch der Klang leidet nicht an Unterernährung, man muß also
kein Brot hinterherwerfen, daß schließlich auch was beim Hörer ankommt.
Rückblickend bin ich von Stills ziemlich positiv angetan.
Gelegentliche Schwächen und Längen sind zwar vorhanden, aber starke
Momente ebenso. Atmosphärischer Black Metal, der in die depressive
Richtung schielt, jedoch oft auf aggressiverer Schiene fährt. In der
Gesamtheit eine gute Veröffentlichung, die ein Antesten wert ist.
7,5/10
Der Einsiedler
01. Dawn of end
02. Murmurs
03. Stills
04. Wandering
05. Epitaph
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen