Anamnesi ist ein italienisches Soloprojekt welches mit
dem selbstbetitelten Album debütiert. Laut Label Naturmacht soll es
sich um eine Kombination aus Black Metal und Dark Ambient handeln.
Vielleicht stimmt das, vielleicht auch nicht, ich weiß es nicht.
Anscheinend habe ich ein Problem mit dem Begriff "Ambient". Wenn ich
Ambient als Stilbeschreibung höre, denke ich an synthetische Klänge wie
die von Vinterriket oder auch Paysage d'Hiver,
was mir nie gefällt. Wenn man Ambient, wie ich, als elektronisch an
Computern und Synthesizern erzeugte Klänge definiert, findet sich davon
auf Anamnesi jedenfalls nur wenig. Hier und da gibt es sie,
die synthetischen Klänge, in einem einzigen Lied auch durchgängig, aber
das war es auch. Wo gibt es sie heutzutage eigentlich nicht? Deshalb
bevorzuge ich zumeist den Terminus des atmosphärischen Black Metals, da
dieser meiner Meinung nach die Sache, also Musik, wesentlicher und
exakter wiederspiegelt. Um atmosphärischen Black Metal geht es also
auch hier.
Anamnesi ist ein in jeder Hinsicht eigenwilliges Album, das zuoberst düster und atmosphärisch ausgefallen ist. Das Auftaktlied Anima al Fronte
beginnt zwar mit einer ruhigen und beschaulichen Einleitung, entfaltet
sich aber recht zügig zu einem schnellen Lied mit bissigem Gesang und
flinken, überschaubaren Riffs. Langsame Parts mit hohem melodischen
Anteil gibt es auch, doch Raserei überwiegt. Eigentlich nichts
Besonderes, doch Anamnesi spielt alles ein wenig
anders, eben eigenwillig. Phasenweise absolut berechenbar, um dann mit
sonderbaren Riffs oder Schlagzeugdarbietungen zu überraschen. Mir
gefällt es, da es skurril auf mich wirkt, was ich immer mag, auch wenn
es eigentlich nicht besonders ist. Nachdem es in Sachen Black Metal
jedenfalls ordentlich zur Sache ging, kommen zwei Instrumentalstücke,
in denen vor allem eine ruhige Klargitarre (ist hiermit vielleicht
Ambient gemeint?) und teilweise auch eine Kirchenglocke und tierisches
Gemurmel zu hören ist. Nach dieser gemächlichen und atmosphärischen
Passage folgt Ora è sempre (L'immortale), welches flott und
harsch erläuft. Vor allem der italienische sowie verständliche Gesang
besorgt das Harsche. Die Gitarren flimmern hell und melodisch und so
gibt es wenig Abwechslung. Die melodischen Riffs sind nicht gerade
toll, doch da sie nicht übertrieben abwechslungsreich sind, werte ich
sie als angemessen. Mit 1919 ist erneut eine Klargitarrenüberleitung zu hören, ehe mit Orizzonte del Pensiero
das beste Lied des Albums folgt. Es ist das längste Lied und
unterscheidet sich von den anderen. Es ist ein ruhiges, langsames Stück
mit einer kraftvollen, düsteren und unheilvollen Ausstrahlung. Die
langsamen Riffs sind stimmig und begleiten die gesprochene Stimme, die
ein wenig flüstert, sehr gut. Das direkt folgende Attesa Rinascita
gefällt mir auch gut. Es ist ein dunkelatmosphärisches Lied mit
gefühlvollen Gitarrenmelodien und einem verzerrten, mit Hall
unterlegtem Gesang. Es ist stimmig und gefällt, auch wenn es sich etwas
zieht und nicht zum Punkt kommt.
Anamnesi ist ein dunkelatmosphärisches Album mit hohem
Anteil an düsteren Klängen. Da es recht viele Instrumentalstücke
beinhaltet, werden diese wohl mit dem Hinweis des "Dark Ambient"
gemeint sein. Wie dem auch sei. Anamnesi ist für mich
jedenfalls ein interessantes Album, auch wenn mich nicht alles vollends
überzeugt. Die atmosphärischen Lieder und vielen Klargitarrenpassagen
sind allesamt gut, auch die langsameren Black Metal Stücke sagen mir
zu. Im Tempobereich ist Anamnesi aber definitiv noch
steigerungsfähig. Wer düsteren und atmosphärischen Black Metal mag, der
zudem etwas eigenwillig ist, kann das Album ruhig mal probieren. Hörer
mit traditionellen Gewohnheiten sollten es aber wohl besser meiden. Mir
persönlich ist die Scheibe aber sympathisch, was wohl meiner Neigung
fürs Sonderbare geschuldet ist.
6/10
Aceust
01. Anima al fronte
02. Ombre
03. La via degri eserciti
04. Ora è sempre (L'immortale)
05. 1919
06. Orizzonte del pensiero
07. Attesa rinascita
08. Le ali del transcendenza
09. Accompagnato dagli spiriti
10. Legionari dell' orsa maagiore
11. Outro
http://www.naturmacht.com/
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