Spire aus Australien wird ganz sicher zu einer jener
Gruppen gehören, für deren Stilistik man zahllose, unterschiedliche
Bezeichnungen, Kategorien und Schubladen aufmachen und finden wird. Am
häufigsten wird man wohl auf Ambient Black Metal und Atmospheric Black
Metal stoßen. Der Eine und Andere wird die Musik von Spire
sicherlich auch in die depressive Ecke schieben und ich werde mich an
dieser Stelle für Cosmic Black Metal entscheiden. Thematisch geht es
bei Spire nämlich um astronomische Dinge, wenn man sich die Liedernamen Cassini, m thirty one, ngc five four two six and ngc five four two seven und cl zerozero twentyfour ansieht, welche von Spire
kryptisch ausgeschrieben wurden. NGC 5426 und NGC 5427 sind ein
wechselwirkendes Galaxienpaar in einer ungeheuren Entfernung zur Erde, m thirty one
steht für Messier 31 bzw. die Andromedagalaxie und hinter CL0024
verbirgt sich ein Galaxienhaufen, mit dem man Dunkle Materie anhand des
Gravitationslinseneffekts erforschen kann. Das ist eine ungeheuer
interessante und überaus umfangreiche Thematik, die sowohl
naturwissenschaftlich als auch philosophisch jede Menge Tiefgang
besitzt. Zudem ist es ein Thema, welches großartig die unbedeutende
Rolle und Stellung der Menschheit, unserer Erde und unseres
Sonnensystems veranschaulicht. Deshalb trifft sogar indirekt der
Stempel Depressive Black Metal zu, auch wenn Spire musikalisch nicht viel mit dieser Spielart zu tun hat.
Denn Musikalisch gibt es massive Gitarrenwände, tiefe und
knurrende Stimmen, dunkelatmosphärische Passagen und Ambientklänge zu
hören. Dabei spielen Gesänge und Texte aber eine eher untergeordnete
Rolle. Über weite Strecken gibt es nämlich gar keinen Gesang und wenn
es welchen zu hören gibt, sind es eher Stimmen die aus der Ferne zu
einem herüber schallen. Das Spektrum dieser Stimmen ist breit gefächert
und reicht vom bereits genannten dunklen Knurren über Flüstern und
Hauchen hin zu bedrohlichen Gesängen. Das Spiel an den Gitarren besteht
nicht nur aus den massiven und druckvollen Wänden, sondern kommt
manchmal auch leicht melodisch, dabei überaus eingängig und hypnotisch,
daher. Spires Klang ist grell, ein wenig rau und
stellenweise minimal mit Hall unterlegt. Trotzdem fehlt ihm nicht der
Druck der tiefen Töne, wie manch ein druckvoller Schlagzeugpart
überraschend und eindrucksvoll beweist. Darüber hinaus gehen die Lieder
nahezu nahtlos ineinander über, was die gewaltige, kosmische und
düstere Atmosphäre ungemein verdichtet. Da stören mich auch die zwei
Ambientlieder nicht, die mit Längen von drei und vier Minuten für
Ambientverhältnisse relativ kurz sind und zudem perfekt zur Thematik
als auch zu den metallischen Kompositionen passen.
Spire ist eine überwältigende Veröffentlichung, die düster, majestätisch und anspruchsvoll ist. Spire stellt deshalb auch eine absolute Pflichtscheibe für jeden dar, der düsteren und atmosphärischen Black Metal liebt!
9/10
Aceust
01. gum twelve
02. unknown
03. cl zerozero twentyfour
04. m thirty one
05. ngc five four two six and ngc five four two seven
06. star trails
07. cassini
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