Laut Encyclopaedia Metallum wurde Trauer erst im Jahre 2006 gegründet und das aktuelle Demo Haunting shores stellt die bereits fünfte Veröffentlichung dar. Aufgenommen und geschrieben wurde Haunting shores
allerdings im Herbst 2007. Ich finde das bemerkenswert, wie es diverse
Einmannprojekte im Bereich des Depressive Black Metal schaffen, in
relativ kurzer Zeit so viel Liedgut zu erzeugen. Meistens ist es zwar eh
nur durchschnittliche Musik, aber ein Phänomen bleibt es dennoch. Mit
einer Spielzeit von über 73 Minuten ist Haunting shores zudem nicht zu kurz geraten.
Am kürzesten ist noch die Einleitung …ino my veins, die
irgendeinem Thomas gewidmet ist und aus ruhigen, minimalistischen
Ambientklängen besteht. Für meine Ohren nichts aufregendes. Aufregend
ist auch das nachfolgende Someday nicht, in denen anfangs
eingängig und grell klingende Gitarren etwas nerven. Angenehm
überraschend ist allerdings der stets ruhig intonierte Gesang, der ohne
hysterisches Gekreische daher kommt. Im mittleren Teil von Someday
sind dann Pianoklänge zu hören, die meiner Meinung nach nicht so recht
in die Musik passen. Sie sind zu mächtig und präsent und klingen
irgendwie auch zu künstlich und aufgesetzt, zudem gelingt es ihrer
zugrunde liegenden Melodik nicht, irgendein Gefühl in mir zu erzeugen.
An Fahrt gewinnt die melancholische und von Trübsal geplagte Reise dann aber mit Spell of desolation, in dem Trauer
ein feines Gespür für sanfte Melodien beweist, die wirklich gut und
gelungen sind und in ihrer ruhigen und unauffälligen Darbietung schon
eine gewissen Sog entwickeln. Allerdings ist der Gesang in Spell of desolation
wesentlich typischer, da klagend, hell und stark verzerrt. Unterlegt
mit episch anmutenden Tastenklängen und einem mittelschnellen,
treibenden Schlagzeug geht es mit Cellars flooding weiter. Zudem ist der Gesang in dieser anfänglichen Phase wieder dunkel verzerrt. Im weiteren Verlauf verändert sich Cellars flooding
allerdings, so sind denn auch längere langsame Passagen mit erneutem
hell verzerrtem Klagegesang zu hören. Auch in der Melodieführung sind
Veränderungen zu verzeichnen und der eine und andere Part fällt durch
eine interessante und gute, düster und bizarr anmutende Melodie auf.
Unverzerrte Gitarren sowie eine klare und sonore Flüsterstimme prägen phasenweise die Stimmung in Her aura shades.
Interessante und zum Teil intensive Momente gibt es auch im lezten
Stück, dem Titellied, welches mit einer Länge von über 17 Minuten auch
das längste Lied ist.
Haunting shores ist kein schlechtes Demo. Ich empfinde
es, unter der Berücksichtigung der Tatsache, dass alles von Neideck
alleine geschrieben und eingespielt wurde, durchaus als gelungen, auch
wenn die Kompositionen für meinen Geschmack zu oft zu langatmig sind
und ich deshalb immer wieder Langeweile verspüre und dann das Lied
überspringe. Haunting shores besitzt dabei aber durchaus gute
Momente, keine Frage. Aber es gibt auch noch zu viel Füllmaterial, was
das Ganze nur unnötig in die Länge zieht.
Positiv zu Buche fallen dann aber die klangliche Produktion und
die Aufmachung an. Der Klang ist in den klaren und ruhigen Passagen
sauber und wenn es drauf ankommt, eben auch schroff, rau oder auch
druckvoll. Das Beiheft ist optisch schön gestaltet und besteht aus
dickem, beschichtetem und professionell gedrucktem Papier, was bei
einer Demo CDR äußerst selten der Fall ist. Die CDR selbst ist
hochglanzbedruckt. Für Anhänger des Depressive Black Metals sicherlich
eine interessante Erscheinung, für mich, der diese Musik nur bedingt
hört, ganz nett aber kein Muss.
6/10
Aceust
01. ...into my veins
02. Someday
03. Spell of desolation
04. Cellars flooding
05. Her aura shades
06. Haunting shores
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