12.10.2009

Thy Wicked - Treu dem alten Weg | 2009 | Heidenklangwerke | CD | Pagan Metal

Ich gestehe: Hätte man mir das Album ohne sichtbaren Titel vorgelegt, wäre ich nicht sofort davon ausgegangen, daß es sich bei Thy Wicked um Pagan Metal handelt. Bei der Erstellung des Logos verwendete man nämlich keinerlei heidnische Symbolik und das düstere Bild auf der Frontseite verrät es auch nicht direkt. Ingo von Riger zeichnet sich für das Bild verantwortlich und da hat er ganze Arbeit geleistet. Mir ist zwar nicht bekannt, ob die Worte, mit denen Treu dem alten Weg beworben wird, direkt von der Plattenfirma stammen, aber in jedem Falle lassen sie etwas verlauten, was die Band so kaum erfüllen kann, denn es ist beispielsweise von „neuen Maßstäben“ die Rede.

Tja, tatsächlich kann das Album die durch derartige Anpreisungen die eventuell aufkommende (bei mir nicht) Erwartungshaltung nicht erfüllen, welch Wunder. Die neuen Maßstäbe werden von Thy Wicked sicherlich nicht gesetzt, das muß ich ganz klar feststellen. Ich kann mir aber auch nicht vorstellen, daß das ihre Intention war. Der Pagan Metal, den der Vierer auf Treu dem alten Weg darbietet, entstammt soweit aus der Mitte des Genres. Fotos in heidnischer Gewandung, typische Themen in den Texten und ebenfalls typische musikalische Elemente, die mal mehr und mal weniger überzeugen können. Nehmen wir als Beispiel den Gesang – der Kreischgesang und auch sein tiefes Gegenstück gefallen mir ganz gut, während ich den Klargesang für ausbaufähig halte. Negativ fallen mir die ständigen Gesangslinien auf, die lediglich mit „Ohoho“ besungen sind. Irgendwie fügt sich das nicht so passend in das Gesamtbild ein. Leider sind das nicht meine einzigen Kritikpunkte. Ein Stück wie Trinkgelage will mir einfach nicht so recht gefallen. Allgemein wäre mir in thematischer Hinsicht etwas Abwechslung lieber gewesen – Thy Wicked haben ja keine miesen Texte, so ist es ja nicht, da gibt es viel Schlimmeres. Einige Motive halte ich aber einfach für zu oft gebraucht, da verliert sich der Reiz, da sie nahezu jede Truppe im Pagan Metal einmal in ihren Liedern verarbeitet hat. Es gibt noch einige weitere Punkte, aber ich will das gar nicht zu sehr vertiefen. Nun zum Positiven: Schönes Motiv auf der Albumfront, der Klang ist soweit ganz gut gelungen, wie erwähnt steckt im Gesang und speziell in den härteren Passagen Potential und ganz allgemein scheinen die musikalischen Fähigkeiten ganz gut ausgeprägt zu sein. Mit Details wie akustischen Zwischenspielen und von akustischen Gitarren überlagerte verzerrte Gitarren sind zwar nett, aber an den Arrangements und Feinheiten sollten die Männer noch feilen, wenn sie sich dereinst tatsächlich vom Genrestandard abheben wollen.

Für frischen Wind im Genre reicht es nicht, der Pagan Metal dieser Horde ist auch eher Treu dem alten Weg. Für eine Empfehlung reicht das ebenfalls nicht, dafür existieren auf dem Album noch zu viele Schwächen. Dessen ungeachtet können zumindest Fanatiker der Richtung mal reinhören. Der Weg zur Speerspitze des Pagan Metals ist jedenfalls noch weit.


6/10
Der Einsiedler

01. Der Aufbruch
02. Zur Walstat
03. Wolfsfller
04. Im Wandel der Zeit
05. Treu dem alten Weg
06. Frankonia
07. Trinkgelage
08. Allvaters Weisheit
09. Abschied
10. Die Heimkehr

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