12.10.2009

Heimdalls Wacht / Winterlieke / Heervader - Niewelkraien | 2009 | Ger Germanske Folket | CD | Black Metal

Hach, welch ein Augenschmaus das mal wieder ist, den Det Germanske Folket mit diesem Gemeinschaftstonträger veröffentlichen. Eine wundervoll nostalgische Bebilderung ziert das Beiheft, das aus robustem, strukturiertem Material besteht. Komplettiert wird der tolle optische Eindruck von den Texten aller Lieder. Was nützt aber die schönste äußerliche Fassade, wenn sie bröckelt, sobald man durch sie hindurch ins Innere schaut? Zurückgezogen in seinem Heime, wird der Einsiedler deshalb für Euch erkunden, ob der Augenschmaus auch ein Ohrenschmaus ist.
Heimdalls Wacht gelang in den letzten Jahren, sich bereits einen beachtlichen Hörerkreis zu erarbeiten. Mit ihrem Titel Threnos (Ursprung Teil II) leistet diese verdienstvolle Gruppe des deutschen Untergrundes ihren Beitrag zu Niewelkraien. Es gibt Musik, da bleibt das Gemüt völlig regungslos und es gibt Musik, von der man sich schon ab den ersten Tönen ergriffen fühlt. Der Beitrag von Heimdalls Wacht zählt für mich zur zweiten Variante; ja, dieser behutsame Anfang des Liedes, der von einer gezupften Akustikgitarre getragen wird, verfehlt seine Wirkung bei mir nicht. Langsam nimmt auch das akustische Gitarrenspiel etwas Fahrt auf und wird von markantem Männergesang ergänzt. Melancholie ist es, die ich verspüre – das Lied ist all denen gewidmet, die in die Ferne ziehen mußten und dieses Abschiedsgefühl ist es, das mich hier zutiefst berührt. Nach diesen starken 5 Minuten setzt dann schlagartig die metallische Instrumentierung ein, wobei Heimdalls Wacht die melancholischen Züge beibehalten. Im weiteren Verlauf des Stückes, das immerhin über 13 Minuten lang ist, bieten die stolzen Männer viel Abwechslung. Ich beschreibe es mal als Black Metal, der mit sehr guten Melodien überzeugen kann und mit klaren Gesängen angereichert wurde. Ein emotionales Meisterstück von den Westfalen – sowohl der akustische als auch der metallische Teil gefallen mir sehr gut. Wenn ich mir Threnos (Ursprung Teil II) anhöre und die Augen schließe, dann sehe ich tatsächlich Bilder des Abschieds; es baut sich eine Verbundenheit mit der Musik auf, da sie es schafft, die Stimmung des Textes sehr greifbar zu vermitteln.

Winterlieke steuern mit dem Titel Nebelkrähen ihren Teil zum Ganzen bei. Die gebotene Musik ist stellenweise ziemlich monotoner Black Metal, der besonders das anfängliche Gitarrenriff ständig wiederholt. Vom Schlagzeug kommt größtenteils derselbe Takt, von dem nur im Mittelteil und mit einigen Wirbeln mal abgewichen wird. Nebelkrähen kann im späteren Verlauf noch mal ordentlich zulegen, besonders nach dem Mittelteil. Der Gesang ist sehr eindringlich und auch der Klang knüpft in etwa an den metallischen Abschnitt von Heimdalls Wacht an, was musikalisch nicht der Fall ist, denn Nebelkrähen wirkt zum einen nicht so facettenreich (was ich als so gewollt erachte) und von der Stimmung her deutlich düsterer – auch in textlicher Hinsicht. Wie mir scheint, ist es das erste Material, was auf Tonträger veröffentlicht wurde und ich finde, Winterlieke ist ein guter Einstand gelungen, da besonders Stellen der zweiten Liedhälfte Interesse an weiterer Musik wecken können.
Heervader aus den Niederlanden komplettieren dann das Aufgebot und präsentieren sich auf Niewelkraien mit zwei Liedern. Berserkgangr (Inhalt läßt sich wohl erahnen) und Voorwaarts (handelt von der Varusschlacht) nennen sich die heidnischen Kampfeshymnen und stellen eine Mischung aus Black- und Viking Metal dar. Die Urwüchsigkeit des Schwarzmetalls einschließlich des Krächzens wird mit paganen Melodien und Heidengesängen zusammengetan. Dadurch gelingt es Heervader, zu keiner Zeit dem Kitsch zu verfallen und die schwarzmetallische Komponente gibt dem Material die nötige Ungeschliffenheit. Daß auch Heervader sich auf eingefahrenen Bahnen bewegen, muß ich hier eingestehen, aber sie tun es auf überzeugende Art und Weise.

Niewelkraien ist rundum gelungen. Heimdalls Wacht haben mich am meisten beeindruckt, aber auch Winterlieke und Heervader wissen zu gefallen. Da sich die 3 Gruppen voneinander abheben, bleibt der Reiz jedes Beitrages bestehen. Fast 35 Minuten Spielzeit von 3 verschiedenen Gruppen und eine hochwertige, geschmackvolle Aufmachung – da kann man, sofern man für die Ausrichtung offen ist, bedenkenlos zugreifen.


8,5/10
Der Einsiedler

01. Heimdalls Wacht - Threnos (Ursprung Teil II)
02. Winterlieke - Nebelkrähen
03. Heervader - Berserkgangr
04. Heervader - Voorwaarts!

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