Hach, welch ein Augenschmaus das mal wieder ist, den Det Germanske
Folket mit diesem Gemeinschaftstonträger veröffentlichen. Eine
wundervoll nostalgische Bebilderung ziert das Beiheft, das aus
robustem, strukturiertem Material besteht. Komplettiert wird der tolle
optische Eindruck von den Texten aller Lieder. Was nützt aber die
schönste äußerliche Fassade, wenn sie bröckelt, sobald man durch sie
hindurch ins Innere schaut? Zurückgezogen in seinem Heime, wird der
Einsiedler deshalb für Euch erkunden, ob der Augenschmaus auch ein
Ohrenschmaus ist.
Heimdalls Wacht gelang in den letzten Jahren, sich bereits einen beachtlichen Hörerkreis zu erarbeiten. Mit ihrem Titel Threnos (Ursprung Teil II) leistet diese verdienstvolle Gruppe des deutschen Untergrundes ihren Beitrag zu Niewelkraien.
Es gibt Musik, da bleibt das Gemüt völlig regungslos und es gibt
Musik, von der man sich schon ab den ersten Tönen ergriffen fühlt. Der
Beitrag von Heimdalls Wacht zählt für mich zur zweiten
Variante; ja, dieser behutsame Anfang des Liedes, der von einer
gezupften Akustikgitarre getragen wird, verfehlt seine Wirkung bei mir
nicht. Langsam nimmt auch das akustische Gitarrenspiel etwas Fahrt auf
und wird von markantem Männergesang ergänzt. Melancholie ist es, die
ich verspüre – das Lied ist all denen gewidmet, die in die Ferne ziehen
mußten und dieses Abschiedsgefühl ist es, das mich hier zutiefst
berührt. Nach diesen starken 5 Minuten setzt dann schlagartig die
metallische Instrumentierung ein, wobei Heimdalls Wacht
die melancholischen Züge beibehalten. Im weiteren Verlauf des Stückes,
das immerhin über 13 Minuten lang ist, bieten die stolzen Männer viel
Abwechslung. Ich beschreibe es mal als Black Metal, der mit sehr guten
Melodien überzeugen kann und mit klaren Gesängen angereichert wurde. Ein
emotionales Meisterstück von den Westfalen – sowohl der akustische als
auch der metallische Teil gefallen mir sehr gut. Wenn ich mir Threnos (Ursprung Teil II)
anhöre und die Augen schließe, dann sehe ich tatsächlich Bilder des
Abschieds; es baut sich eine Verbundenheit mit der Musik auf, da sie es
schafft, die Stimmung des Textes sehr greifbar zu vermitteln.
Winterlieke steuern mit dem Titel Nebelkrähen
ihren Teil zum Ganzen bei. Die gebotene Musik ist stellenweise
ziemlich monotoner Black Metal, der besonders das anfängliche
Gitarrenriff ständig wiederholt. Vom Schlagzeug kommt größtenteils
derselbe Takt, von dem nur im Mittelteil und mit einigen Wirbeln mal
abgewichen wird. Nebelkrähen kann im späteren Verlauf noch mal
ordentlich zulegen, besonders nach dem Mittelteil. Der Gesang ist sehr
eindringlich und auch der Klang knüpft in etwa an den metallischen
Abschnitt von Heimdalls Wacht an, was musikalisch nicht der Fall ist, denn Nebelkrähen
wirkt zum einen nicht so facettenreich (was ich als so gewollt
erachte) und von der Stimmung her deutlich düsterer – auch in
textlicher Hinsicht. Wie mir scheint, ist es das erste Material, was auf
Tonträger veröffentlicht wurde und ich finde, Winterlieke ist ein
guter Einstand gelungen, da besonders Stellen der zweiten Liedhälfte
Interesse an weiterer Musik wecken können.
Heervader aus den Niederlanden komplettieren dann das Aufgebot und präsentieren sich auf Niewelkraien mit zwei Liedern. Berserkgangr (Inhalt läßt sich wohl erahnen) und Voorwaarts
(handelt von der Varusschlacht) nennen sich die heidnischen
Kampfeshymnen und stellen eine Mischung aus Black- und Viking Metal
dar. Die Urwüchsigkeit des Schwarzmetalls einschließlich des Krächzens
wird mit paganen Melodien und Heidengesängen zusammengetan. Dadurch
gelingt es Heervader, zu keiner Zeit dem Kitsch zu
verfallen und die schwarzmetallische Komponente gibt dem Material die
nötige Ungeschliffenheit. Daß auch Heervader sich auf eingefahrenen Bahnen bewegen, muß ich hier eingestehen, aber sie tun es auf überzeugende Art und Weise.
Niewelkraien ist rundum gelungen. Heimdalls Wacht haben mich am meisten beeindruckt, aber auch Winterlieke und Heervader
wissen zu gefallen. Da sich die 3 Gruppen voneinander abheben, bleibt
der Reiz jedes Beitrages bestehen. Fast 35 Minuten Spielzeit von 3
verschiedenen Gruppen und eine hochwertige, geschmackvolle Aufmachung –
da kann man, sofern man für die Ausrichtung offen ist, bedenkenlos
zugreifen.
8,5/10
Der Einsiedler
01. Heimdalls Wacht - Threnos (Ursprung Teil II)
02. Winterlieke - Nebelkrähen
03. Heervader - Berserkgangr
04. Heervader - Voorwaarts!
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