Vielen dürfte Angmar spätestens seit der Split mit Alcest ein Begriff sein. Für mich ist das zweite Album Zurück in die Unterwelt
jedoch die erste Berührung mit den Franzosen. Das knapp 69 Minuten
währende Album besteht aus einer Mischung, in der sich vor allem
atmosphärische Attribute und Rohheit miteinander abwechseln bzw.
miteinander verschmelzen. Diese Rohheit resultiert sowohl aus der
klanglichen Produktion, die während der schnellen, metallischen Phasen
etwas grell und rau ist, als auch aus den schnellen und eingängig
eingetrommelten Parts selbst.
Eine Kostprobe davon bekommt man eingangs mit dem langen
Titelstück geboten. Dort sind am Anfang unverzerrte Gitarren und leiser
Klargesang im Hintergrund zu hören. Diese stimmungsvolle Einleitung
geht dann irgendwann über in einen Part, der schnell gespielt wurde und
aufgrund des verzerrten Gesanges auch grimmig und kalt wirkt. Danach
wechseln sich langsame und schnellere Strecken ab, sodass zu keinem
Zeitpunkt irgendein Anflug von Monotonie aufkommen würde. Dies ist
ohnehin etwas, dass es auf dem Album überhaupt nicht gibt. Obwohl Zurück in die Unterwelt alles andere als kurz geraten ist, gelingt es Angmar, durchgängig eine dichte Atmosphäre zu spinnen. Nach dem abwechslungsreichen Titellied folgt Stabat mater,
in dem die drei Musiker gleich von Anfang an Vollgas geben, grimmig
und treibend aufspielen, ohne dabei die dezidierte aber unauffällige
Melodik zu vergessen.
Was nun mit Perdition folgt, kann man getrost als
episches Werk bezeichnen. Das Lied liegt jenseits der 20-Minuten-Marke
und beinhaltet zahlreiche Stimmungsschwankungen. So sind die ersten
acht Minuten denn auch von atmosphärischer Beschaulichkeit geprägt, in
der die Akustikgitarre federführend ist, aber auch streckenweise
metallische Begleitung zerrüttet dieses idyllische Antlitz nicht. Der
Wandel vollzieht sich erst, als der Gesang einsetzt und die wäldliche
Nachtstimmung von einem eingängig schnell gespieltem Part abrupt
abgelöst wird. Und so geht es hin und her. Klare atmosphärische Parts
reihen sich an schnelle und rohe Passagen. Selbst Klargesang fehlt
nicht. So erinnert mich dieser Endspurt dann auch, der melodisch und
roh zugleich ist, ein wenig an „Diadem of 12 Stars“ von Wolves in the
Throne Room. Eine interessante Vergleichbarkeit zu einer anderen Gruppe
gibt es auch in 13ème rêv, welches am Ende „Mother North“ von Satyricon nicht unähnlich ist.
Zurück in die Unterwelt ist ein interessantes und
abwechslungsreiches Album. Hier und da gibt es Ähnlichkeiten zu anderen
Gruppen. Und wenn ihr französischen Black Metal à la Belenos oder
Aorlhac mögt, könnte Zurück in die Unterwelt für euch genau das
Richtige sein. Es gibt Melodik, klare atmosphärische Passagen und auch
Rohheit sowie Tempoeinlagen fehlen nicht. Auf Dauer kann mich Angmar
hiermit aber trotzdem nicht fesseln. Mit 69 Minuten Spielzeit ist mir
das Album einfach entschieden zu lang. Dieser Umstand schmälert zwar
nicht die Qualität der Musik, doch trifft das Album nicht vollends
meinen Geschmack.
7,5/10
Aceust
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