Vor einigen Jahren setzte diese deutsche Truppe auf dem
Gemeinschaftstonträger mit Havoc Vulture ein erstes musikalisches
Ausrufezeichen. Obwohl beide Seiten eine überzeugende Vorstellung
lieferten, war die Aufnahmequalität nur mäßig. Es ist zwar nicht so, daß
die Musik deswegen ungenießbar wäre, nein – ich halte diese CD auch
heute noch für eine gute Untergrundveröffentlichung. Dennoch hätte eine
etwas bessere Aufnahmequalität den Liedern auch nicht geschadet. Nach
diesem Gemeinschaftstonträger gab es noch einige Veröffentlichungen,
die aber größtenteils der Promotion dienten. Im Frühjahr 2009 bekam ich
dann eher überraschend den neuen Silberling und seitdem lief Azimuth Nuctemeron Frequency
immer wieder bei mir. Bei Nykta stimmt die Aufmachung des Tonträgers
sowieso, bisher habe ich da nie andere Erfahrungen gemacht, aber es
soll ja nicht unerwähnt bleiben.
Da ich die Gruppe ja bereits kannte, war mir beim Einlegen der
Scheibe bewußt, daß jetzt keine schlechte Musik ertönen wird – wie
entfesselt Ignis Uranium aber auf ihrem Debütwerk
aufspielen, hätte ich so dann doch nicht erwartet, ehrlich. Wahnsinn,
was das Album für eine Kraft besitzt, wenn ich das dann noch mit
früheren Aufnahmen vergleiche. Endlich kommt auch vom Tonträger die
geballte Energie, die in der Musik steckt, beim Hörer an! Die enorme
Steigerung beginnt zuvorderst bei der Qualität der Aufnahmen – der
Studiobesuch hat sich wirklich gelohnt. In diesem deftigen Klangrahmen
blühen die Kompositionen von Ignis Uranium erst so
richtig auf, das kann ich Euch versichern. Konkret soll das heißen, daß
hier nicht mittelmäßige Musik nur gut aufgenommen wurde, nein – die
Musik ist erstklassig. Sie zu beschreiben fällt mir trotzdem gar nicht
so leicht, aber ich versuche mich mal.
Es ist prinzipiell erst mal völlig eigenständiger Black Metal, aber
irgendwie doch mehr. Irgendwo in der Schnittmenge zwischen Black, etwas
Death und Thrash Metal siedle ich Ignis Uranium
mittlerweile an, wobei kein standardisierter Bastard aus diesen
Richtungen entstand, sondern etwas Eigenständiges. Von der Plattenfirma
wird es als „Chaotic necro Thrash-Black“ angepriesen, aber ich muß
deutlich betonen, daß das nichts mit dem momentan angesagten
Black-Thrash Metal Marke Aura Noir, Old oder Vae Victis (sind nur
willkürliche Beispiele und sollen die Gruppen beileibe nicht abwerten!)
zutun hat. Von den liedschreiberischen Qualitäten nachhaltig
beeindruckt, tendiere ich sogar dazu, dem Werk eine dezente progressive
Note zu attestieren. Alle drei Mitglieder präsentieren
Höchstleistungen auf ihrem Gebiet. Facettenreich, das trifft es wohl.
Iskuneaz Goathscythe pendelt stets zwischen inbrünstigem Keifgesang,
tiefem Grollen und einer eigenwilligen Art von normalem Gesang (schwer
zu beschreiben, aber sehr gut!), oftmals werden die einzelnen Arten
sogar kombiniert. Khaaooz Xul besticht einmal mehr als versierter
Saitenmeister und Envimos verleiht den Liedern mit seinem markanten,
abwechslungsreichen Trommelgewitter den letzten Schliff. Zu keinem
Zeitpunkt stellt sich eine Gleichförmigkeit ein, die Musik brilliert
mit enormer Dynamik – die Lieder sind durchzogen von rhythmischen
Wechseln. Stellenweise mutet es dadurch etwas chaotisch an, ohne dabei
aber die Grundstruktur zu verlieren; wohlstrukturiertes Chaos
sozusagen, hehe. Auf Azimuth Nuctemeron Frequency bleibt der
Knüppel jedenfalls definitiv nicht im Sack, wobei man ebenfalls
schleppendere und treibende Momente hören kann, was ich ja schon
andeutete. Auch eine Prise einprägsamer Melodien dringt in meine
Gehörgänge, so zum Beispiel in Shrine of the Rapist oder kurz nach der Unterbrechung in Ghastly Wounds of Lurking Angst.
Sogar eine schwermetallisch anmutende Melodiegitarre begleitet den
Anfang des Titelliedes – nur ein Detail unter vielen. Letztlich bleibt
es dennoch schwierig, die Musik befriedigend zu beschreiben. Fakt ist
jedenfalls: Ignis Uranium zelebrieren voller Hingabe
ihre 9 Titel und während der in den großen Medien angesagte deutsche
Black Metal (bzw. das, was dafür gehalten wird) mit Galeeren über die
Weltmeere rudert, warten Ignis Uranium im Hafen nur darauf, daß Ihr an Bord geht. Dieses
musikalische Schlachtschiff der Bismarck-Klasse ist bis an die Zähne
bewaffnet und strotzt trotzdem vor Feinheiten, die es in etlichen
Hördurchläufen zu erfassen gilt.
Ignis Uranium haben mit Azimuth Nuctemeron Frequency
ein höllisches, mannigfaltiges und dermaßen mächtiges Album hingelegt,
meine Herren! In diesem Zusammenhang erscheint es mir tatsächlich
verwunderlich, daß der Gruppe dafür vergleichsweise wenig
Aufmerksamkeit zuteil wurde. Ganz klare Kaufempfehlung meinerseits, da
sich aber die wenigsten einen Blindkauf trauen werden, empfehle ich
jedem Leser, zumindest mal auf der Netzseite von Nykta das Titellied
anzutesten!
9,5/10
Der Einsiedler
01. Biomechancerous nucleosynthesis
02. Ghastly wounds of lurking Angst
03. Doomstroke
04. Sulphur wounds
05. Shrine of the rapist
06. Perfume of destruction
07. Spectres of the void
08. Azimuth nuctemeron frequency
09. Hostile stellar spores
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen