Mit Il male di vivere stellen die Italiener von Common Grave ihr Debütalbum vor. Mit von der Partie sind ein Gitarrist und der Schlagzeuger von Stormfrost, deren Album Detaching from humans
nicht gerade für Begeisterung bei mir sorgte. Vor allem machte mir das
melodische Gitarrenspiel zu schaffen. Glücklicherweise überträgt sich
diese Leistung nicht auf Common Grave, obwohl es auch hier eine Vielzahl an melodischen und harmonischen Elementen gibt. Il male di vivere
ist ein überaus abwechslungsreiches Werk, auf dem harmonische
Elemente, die eine zuweilen sehr kalte Ausstrahlung haben, mit
Schnelligkeit und Härte kombiniert werden. Was hierbei sofort auffällt,
ist die Qualität und Reife des Materials. Il mare di vivere
klingt nämlich überhaupt nicht wie ein Debütalbum, sondern nach einer
sehr erfahrenen Hand, die die Fäden gezogen haben muss. Diese
Professionalität gilt auch für die Klangproduktion, die die melodischen
und atmosphärischen Klänge sauber, klar und druckvoll wiedergibt, den
schnellen und kalt peitschenden Parts aber eine gewisse Roh- und
Grellheit eingesteht. Lediglich das Schlagzeug klingt während der
schnellen und eingängigen Passagen etwas zu lasch.
Wie gesagt, das Material ist enorm vielschichtig und detailreich.
Da es zwischen den einzelnen Stücken keine Pause gibt, bekommt man das
Gefühl vermittelt, ein einziges, fast 65 Minuten langes Lied zu hören.
Auf dieser Reise spielt Common Grave geschickt mit
allen Elementen und Einflüssen, die es für ein gelungenes Album bedarf.
Vor allem jene werden auf ihre Kosten kommen, die gute Melodien mögen,
denn davon gibt es auf dem Album viele. Die Charakteristika der
Harmonien wanken zwischen eisig, harsch, melancholisch und zuweilen
auch lieblich. Umrahmt und angereichert wird die harmoniebedachte
Ausrichtung von kraftvollen Parts, die schnell, schleppend oder
treibend sein können. Common Grave lässt diesbezüglich
eigentlich nichts aus. Überwiegen tut letztlich aber dennoch eine
gemäßigte, harmonische Spielweise. Auf die Dauer ist es mir aber dann
doch etwas zuviel mit den atmosphärischen Harmonien. Das hat nichts mit
der Qualität der Melodien zu tun, sondern mit der grundsätzlichen
Ausrichtung des Albums. Ich hätte gerne mehr von den eingängigen und
harten Strukturen, in denen Common Grave eine fulminante Kälte entwickelt.
Il mare di vivere ist gewiss ein gutes Album,
spieltechnisch wie auch strukturell. Es ist ein sehr atmosphärisches
Werk, mit einem gewissen Hang zur Dramatik und Schwermut und macht
dabei einen sehr ausgereiften Eindruck. Einzelne Elemente, besonders
spezielle Melodien, sind erstklassig. Ich bin mir sicher, dieses Album
wird vielen gefallen, trifft es doch irgendwie genau das, was zurzeit
viele mögen.
7/10
Aceust
01. Il male di vivere
02. Memories
03. No turning back
04. In silence they fade
05. Falling from the sky
06. Union of sorrows
07. For a dead person
08. The end of all things
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