Diese Wiederveröffentlichung wurde komplett neu gemastert, enthält im
12seitigen Booklet zahlreiche Informationen rund um das Schaffen von Fäulnis
und wartet darüber hinaus mit drei Bonusstücken auf. Mir ist die
Originalveröffentlichung von 2004 nicht bekannt, weshalb ich
unvoreingenommen zu Werke gehen kann.
Im Booklet wird Cholerik: Eine Aufarbeitung² als roh und unstrukturiert umschrieben, was sicherlich zutreffend ist. In der Einleitung ist ein einfacher, getrommelter Rhythmus zu hören, der von irgendwelchen Schmerzensschreien begleitet wird. Mit Invokation folgt dann ein sehr gutes und düsteres Lied, welches mir auf Anhieb am besten gefällt. An Invokation
gefällt mir vor allem das Wechselspiel zwischen dem ätzenden,
verzerrtem Kreischgesang und dem klaren, unverzerrten und sonoren
Gesang. Für gewöhnlich mag ich klare Gesänge überhaupt nicht, doch in
diesem Falle umso mehr, zumal die musikalische Untermalung sehr gut ist.
Invokation beginnt mittelschnell treibend mit einer leicht
melodisch gespielten Gitarre und verändert sich zu einem schneller
werdenden, roh klingendem Wutsturm.
Es folgt Zwischenspiel I: Die Lästerzungen. Eine irre
und vom Wahnsinn getriebene Stimme rezitiert François Villon und stellt
detailreich dar, wie man Lästerzungen gefälligst zu schmoren hat.
Untermalung findet das Ganze dann natürlich von düsteren
Hintergrundklängen. Zwischenspiel I geht nahtlos in Gespien
über, welches extrem harsch und schnell beginnt. Auf diesen wüsten und
heftigen Anfang folgt eine düstere und beklemmende Passage, bestehend
aus düsteren Keyboardklängen, eine klaren, englisch sprechenden Stimme
und anderen Stimmenfragmenten, die teils verzerrt, teils unverständlich
sind und leises Schluchzen oder lautes Atmen sein könnten. Erst in der
letzten Minute wird es wieder metallisch, wobei dann auch übelstes
Geknüppel und Gegrunze zu hören ist, was sich durchaus ein wenig nach
zünftigem Grind anhört.
Weniger extrem geht es mit Die Tote vom Flussufer
weiter, einem schleppend bis mittelschnell gehaltenem Lied. Das Riffing
ist grell klingend, leicht melodisch und recht eingängig. Viel
interessanter und vielfältiger ist da der Gesang, der entweder stark
verzerrt, klar oder sehr tief und kehlig ist. In der Mitte folgt ein
sehr klarer Part mit Akustikgitarre, bevor das Lied dann kraftvoll
schleppend ausklingt.
Die Synthetikversion von Invokation ist zwei Minuten
länger als das Original und wurde von K. Zwiespalt von Stillhet
interpretiert. Es ist ein sehr schönes und ruhiges Lied, das gern auch
zehn Minuten länger hätte sein können.
30. Juli, bewölkt ist ein recht ruhiges, atmosphärisches
aber dennoch kraftvolles Lied, mit zum Teil recht rockig wirkenden
Riffs. Die hellen, sphärisch klingenden Gitarrenmelodien erinnern mich
stark an das neuste Nachtmystium Album. Am ausdrucksstärksten ist
allerdings der Gesang, der erneut sehr abwechslungsreich ist und klare
wie auch verzerrte Züge hat.
Der letzte Titel II wird in einer etwas anderen Form auf dem kommenden Album Gehirn zwischen Wahn und Sinn
vertreten sein. Es ist ein langsames Lied, in dem ruhiges, leicht
dunkelharmonisches Gitarrenspiel die Stimmung dominiert. Wirklichen
Gesang gibt es nicht, stattdessen ist ein fernes Rufen oder Flüstern zu
hören.
Cholerik: Eine Aufarbeitung² ist sicherlich ein sehr
interessantes Werk mit einer tiefgehenden Gedankenwelt. Doch gänzlich
überzeugen kann es mich nicht, da mir auf Dauer die vielen düsteren
Parts zwischen den metallischen Passagen und Liedern auf die Nerven
gehen. Das Zusatzmaterial wertet die Veröffentlichung jedoch auf.
Invokation zum Beispiel ist ein grandioses Lied, das ich mir fünfmal nacheinander anhören kann und auch die metallischen Anteile von Gespien sind genau mein Fall. Doch das Drumherum stört mich ein wenig. Sicherlich ist der von Fäulnis erdachte Terminus „Sick Black Art“ mehr als passend. Ich weiß jedoch nicht, wie sich Fäulnis auf den beiden späteren Werken Letharg und Kommando Thanatos musikalisch entwickelt hat, allerdings würde ich mir persönlich mehr vom extremen Metal wünschen.
01. Einleitung
02. Invokation
03. Zwischenspiel I: Die Lästerzungen
04. Gespien
05. Zwischenspiel II: LaVT
06. Die Tote vom Flussufer
07. Ausklang
08. Invokation (Synthetik 2007)
09. 30. Juli, bewölkt
10. II
http://www.sickblackart.de/
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen