Bei, Das Donnerduett, handelt es sich nicht um ein neues Album.
Vielmehr handelt es sich hierbei um eine Zusammenstellung alter
Rehearsal-Stücke aus der Zeit von 1997-2001, die für diese
Veröffentlichung neu abgemischt wurden. Das Donnerduett ist dem
Gründungsmitglied Myrkvid gewidmet, weshalb der Tonträger auch den
Untertitel „A Tribute to Myrkvid“ enthält. Aktuell ist Donnergroll auf der Suche nach einem neuen Sänger um ein neues Kapitel zu beginnen.
Ouverture infernale ist ein ziemlich abgefahrener
Instrumentaleinklang. Wie es sich für ein Rehearsal gehört, ist der
Klang der Gitarre rau, unsauber und schrummig, und auch das Schlagzeug
klingt etwas dumpf auf den Trommeln und das Becken hallt metallisch
nach. Abgefahren ist aber nicht der Klang sondern die Spielweise. Donnergroll spielt ausschließlich ohne Bassgitarre, was Ouverture infernale
sehr zu gute kommt. Der Rhythmus ist schleppend, wird aber sehr
abwechslungsreich vorgetragen. Die Gitarren wurden gleichfalls sehr
vielfältig gespielt. Manchmal ist schrummiges, verwaschenes Riffing zu
hören aus dem sich dann gute Melodien herauskristallisieren. Ab und an
kommt eine zweite Gitarre hinzu, die ruhige und sphärische Klänge
anstimmt.
Nach dieser ausgesprochen erstklassigen Einleitung, folgt Macht der Gewohnheit.
Es ist ein schleppendes Stück, in dem das Becken massiv verwendet wird.
Der Gesang ist leise, rau und stark verzerrt und hat etwas sehr
hasserfülltes. Phasenweise ist das Riffing sehr aggressiv und laut,
dabei kommt es zu einem leichten Übersteuern und bei einem
Rhythmuswechsel, ist gar ein kleiner Spielfehler zu verzeichnen, was mir
das Ganze aber noch sympathischer macht. Denn wenn man Donnergroll
so zuhört, hat man das Gefühl, mitten im Proberaum dabei zu sein. Dies
wird nicht nur durch den Klang erzielt sondern auch durch die
Spielweise. Macht der Gewohnheit ist sehr abwechslungsreich, es
macht mehrere unterschiedlich strukturierte Etappen durch, so, als
würden die Musiker verschiedenes ausprobieren.
Involved ist dann ein kurzes und sehr treibendes Lied, das zum Ende hin schneller wird und mit einem rauen Soli gespickt ist.
Düster geht es dann mit Abysical remains weiter, das am Anfang durch eine ruhige Gitarrenmelodie und einer lauten, heiseren „Flüsterstimme“ bestimmt wird. Abysical remains
ist ein langes Lied, welches vorwiegend stampfend und schleppend
beschaffen ist. An verschiedenen Stellen wird der eigenartige Gesang,
der eine Mischung aus rauem, lauten Sprechen und Kreischgesang ist, sehr
laut, sodass es zu einem Übersteuern kommt. Im Hintergrund ist die
vielfältig und lebendig gespielte Gitarre zu hören, die zwischen
melodischem Spiel und Soli pendelt, und dabei manchmal schon ziemlich
beansprucht wird.
Ebenfalls abgefahren oder aber zumindest eigenartig ist I dwell in hell,
welches sehr gitarrenbetont ist. In der ersten Minute besteht das
Gitarrenspiel aus schnellen, schrägen Melodien zu denen der knurrende
rabenhafte Gesang zu hören ist. Ab und zu wird dieses schnelle
Gitarrenspiel dann aber ähnlich sphärisch, wie eingangs in Ouverture infernale. Nach diesem Einstieg wird I dwell in hell eingängig schnell.
Human game hört sich so an, als hätte Donnergroll hier
einen Drumcomputer verwendet. Der Rhythmus hört sich sehr mechanisch
an. Dafür sind aber die Gitarren umso interessanter inszeniert worden
und auch der Gesang, der diesmal unverzerrt ist, und sich nach einem
Rufen anhört, will beachtet werden.
Dieser klare und rufende Gesang, der irgendwie schon etwas Abfälliges hat, ist auch in Lions & tigers
zu hören, einem Lied, in dem zum ersten Mal ein Keyboard zu hören ist.
Dieses wurde allerdings dezent angewandt und fügt sich gut in die fiese,
dreckige Atmosphäre ein. (Nachtrag: Es handelt sich nicht um ein Keyboard, sondern um eine unverzerrte Gitarre.)
Stand above the earth beginnt sehr schnell und druckvoll
und hört sich in diesen anfänglichen Momenten nach gutem altem Speed /
Thrash Metal an. Nach dem schnellen Einstieg verwandelt sich das Lied
allerdings in ein langsames Stück, das durch den lauten klaren Gesang
und einigen melodischen Einschüben bestimmt wird.
Die zwei letzten Titel sind beide Instrumentalstücke, wovon In thy blood jedoch das einzige Lied ist, welches 2006 aufgenommen wurde und damit ein Bonusstück ist.
Das Donnerduett ist eine sehr interessante Veröffentlichung, die einen überblickenden Einblick in das Schaffen von Donnergroll gewährt. Es macht einfach Spaß, dem musikalischen Treiben von Donnergroll
zuzuhören. Das Material enthält sehr interessante wie auch gute
Elemente und ist zuweilen sehr unterschiedlich beschaffen. Um Gefallen
hieran finden zu können, muss man allerdings voraussetzend mitbringen,
Rehearsals schätzen zu wissen. Einerseits wegen dem Klang, andererseits
aber auch des experimentellen Charakters wegen, da nicht immer alles
vollendet und ausgewogen ist. Genau dies gefällt mir aber an Das Donnerduett. Es macht einen sehr authentischen Eindruck.
Bleibt abzuwarten, wie sich Donnergroll entwickelt, wenn ein neuer Sänger gefunden ist und neues Material geschrieben wird.
01. Ouverture infernale
02. Macht der Gewohnheit
03. Involved
04. Physical remains
05. I dwell in hell
06. Human game
07. Lions & tigers
08. Stand above the earth
09. In thy blood
10. Between heaven and hell
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