ChthoniC kommt aus
einem, für den (Black) Metal eher untypischen Land, nämlich Taiwan.
Wenn ich an ostasiatische Gruppen denke, fallen mir spontan Barbatos,
Abigail, Impiety, Abhorer, Kratornas und Infinite Hatred ein, alles
Gruppen, die extremen Metal spielen oder dem traditionellen, dreckigen
Metal der alten Schule huldigen. Bei ChthoniC ist es anders. Die sechs Taiwanesen haben sich für eine sehr melodische Spielweise entschieden.
So beginnt Relentless recurrence mit dem Einklang Nemesis auch sehr ruhig und atmosphärisch. In einem schleppenden, kraftvoll arrangierten Rhythmus geht es mit Onset of tragedy
weiter, das von Anfang an sehr melodisch ist. Zunächst ist es nur die
Gitarre, doch kurze Zeit später setzt ein Keyboard ein und phasenweise
ist auch ein fernöstliches Instrument zu hören, dass der Musik
kurzweilig einen leicht exotischen / asiatischen Flair verleiht. In der
Mitte von Onset of tragedy wird es schneller und der stark
verzerrte Gesang, der nun energischer wird, erinnert mich entfernt ein
wenig an Cradle of Filth.
Obituary tuning ist eine sehr ruhige Überleitung mit klaren, dunklen, akustischen Melodien und sachten Flüsterstimmern. Hierauf folgt Grievance, Acheron poem,
welches langsam, kraftvoll und mit Keyboarduntermalung seinen Lauf
nimmt. Obwohl es sehr harmonisch zugeht, ist die Atmosphäre eine düstere
und nach anderthalb Minuten überrascht ChthoniC mit einem schnellen Part, mit hartem Riffing und einem stampfend treibenden Rhythmus. Grievance, Acheron poem
ist ein sehr abwechslungsreiches Lied in dem es zahlreiche Abstufungen
gibt. In einigen der schnellen Passagen gibt es Keyboardbegleitung, in
anderen hingegen fehlt sie und stattdessen gibt es schnelle, brachiale
Riffs. Des Weiteren gibt es auch mehrere Gesänge zu hören: der bekannte
Gesang, der stark verzerrt und hell ist sowie einen dunklen und tiefen,
wie auch verschiedene klare Stimmen.
Ein relativ kurzes und durchgängig flott gespieltes Lied ist Revert to mortal territory,
das einen guten harten Part beinhaltet, in dem lediglich die dunkel und
kraftvoll gespielten Saiteninstrumente zu hören sind. Es folgt dann mit
Funest demon born, ein weiteres ruhig angelegtes Zwischenspiel, bevor Vengeance arise
sehr kraftvoll beginnt. Es ist ein schleppendes Stück, in dem es nur
wenig Keyboardbegleitung gibt, dafür aber druckvolle Riffs und einen
schnellen Brachialpart am Ende des Liedes.
Und auch die drei restlichen, jeweils etwa acht Minuten langen
Titel, sind in dieser Art und Weise beschaffen. Sie bestehen aus
abwechslungsreichen Strukturen, in denen sich atmosphärische und
melodische Parts mit schnellen, zum Teil sehr harten und mitreißenden
Passagen, abwechseln.
Man hört ChthoniC auf Relentless recurrence
die taiwanesische Herkunft nicht unbedingt an, da der Stil eine
eigenständige Mischung aus Cradle of Filth, Dimmu Borgir und The Sins of
thy Beloved ist. Es ist symphonischer / melodischer Metal, der
unterschiedliche Stilelemente des Black und Death Metals beinhaltet.
Das Keyboard ist für meinen Geschmack leider oft zu präsent und
raubt der Musik, gerade wenn es treibende Passagen sind, ihre druckvolle
Atmosphäre. Es gibt aber glücklicherweise auch einige Abschnitte, in
denen ChthoniC weniger harmonisch spielt und
Schnelligkeit und Härte walten lässt. Diese Parts, die für solchen
„Symphonischen Black Metal“ eher untypisch sind, werten Relentless
recurrence für mich etwas auf.
Wer keine Probleme mit vielen Melodien und Keyboard im Metal hat, dürfte mit ChthoniC
seine Freude haben, da ich denke, dass die Taiwanesen eine gute
Alternative zu den etablierten europäischen Gruppen dieses Genres sind.
Nicht zu vergessen: Die Aufmachung und Gestaltung des Digipaks
ist sehr aufwändig und hochwertig, es gibt viel auszupacken, anzufassen
und anzuschauen; es ist ein echter Blickfang in jeder Plattensammlung.
Wer solche Musik mag, bekommt hier für sein Geld einiges geboten.
01. Nemesis
02. Onset of tragedy
03. Obituary tuning
04. Grievance, Acheron poem
05. Revert to mortal territory
06. Funest doom born
07. Vengeance arise
08. Slaughter in tri-territory
09. Grab the soul to hell / Relentless recurrence
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