Zuletzt konnten mich SEELENFROST mit ihrem
2012er Album „Nostalgia: Zwischen Zukunft und Vergangenheit“ voll und ganz
überzeugen. Seitdem sind inzwischen fast drei Jahre vergangen und mit „☽“ gibt es nun das bereits vierte Album. SEELENFROST konnten
sich von Album zu Album immer ein Stück steigern, klanglich als auch
spielerisch und strukturell. Diese Entwicklung wurde konsequent fortgesetzt.
Als erstes fällt auf, dass „☽“ klanglich viel klarer und weniger rau als seine Vorgänger
klingt. Dies kommt natürlich der abwechslungsreichen Spielweise zugute, die
melodisches Gitarrenspiel mit atmosphärischen Cello-Passagen und dezidierter Direktheit
verbindet. Überhaupt ist „☽“
ein relativ atmosphärisches Werk geworden. Es gibt zwar nach wie vor schnelle
Parts, die eine grimmige Stimmung versprühen, doch sind diese im Verhältnis zu den
harmonischen und melodischen Arrangements etwas in der Unterzahl. Dies gehört offenbar
zur Entwicklung, sich kontinuierlich zu steigern – wobei ich persönlich ein
wenig die rauen und schroffen Elemente der früheren Alben vermisse. Ich mag es
immer sehr, wenn eine Gruppe Gegensätze miteinander vermischt und diese dann
musikalisch auflöst. Auf „☽“
ist hingegen ein kleines Ungleichgewicht zugunsten der atmosphärischen Töne entstanden,
jedenfalls meinem Empfinden nach.
Spielerisch und klanglich ist „☽“ ein rundum gelungenes Werk und auch die vielen Harmonien
wissen zu überzeugen. Ganz gleich ob an der Gitarre oder an der Violine,
SEELENFROST besitzen nach wie vor ein feines Gespür für gute, unaufdringliche
Melodien mit Tiefgang. Mit Liedern wie „Nacht“ oder „Rausch“ gibt es aber auch herrliche
Lieder, in denen SEELENFROST auf wunderbare Art und Weise direkte Schnelligkeit
und Rohheit mit stimmungsvoll akzentuierten, subtilen Melodien kombinieren und so einen
ergreifenden Kontrast erschaffen. Streng genommen haben sich SEELENFROST auch
gar nicht allzu sehr verändert respektive entwickelt, auch auf dem Vorgänger gab es viele melodische und atmosphärische
Arrangements. Doch auf den früheren Alben war der Klang teils wesentlich roher,
weshalb der Kontrast zwischen harmonischer Atmosphäre und harscher Rohheit
einfach größer war. Durch den weniger
rauen und differenzierteren Klang verlor der Kontrast ein wenig an Kontur,
weshalb „☽“ insgesamt harmonischer
und atmosphärischer wirkt.
„☽“
ist ein stimmungsvolles Album, auf dem es neben vielen atmosphärischen und
melodischen Momenten auch grimmige Schnelligkeit gibt. Es ist ein gutes und
schönes Album, dies steht außer Frage. Doch für meinen persönlichen Geschmack
hätte es insgesamt betrachtet etwas mehr Rohheit, wie etwa in „Nacht“ und „Rausch“,
geben dürfen. Positiv an dieser Entwickling hingegen ist, dass SEELENFROST sich nicht selbst kopieren und jedes Album ein wenig anders klingt. Das macht das musikalische Schaffen insgesamt betrachtet natürlich interessanter und deshalb kann ich mich auch gar nicht entscheiden, welches Album mir am besten gefällt. Sie haben alle ihre ganz eigenen, positiven Merkmale und je nach Stimmung, gefällt das eine mehr und das andere weniger. SEELENFROST sind jedenfalls eine angenehme, vielseitige und unterstützend werte Untergrundgruppe!
1. ☽
2. Nacht
3. Lethargie
4. Erde
5. Rausch
6. Geist
7. Kryostase
8. Himmel
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