30.09.2014

Keitzer - The Last Defence | 2014 | F.D.A. Rekotz / 7Degrees Records | CD / Vinyl | Death Metal



Im Bereich des Death Metals sind KEITZER für mich die Überraschung des Jahres. Obwohl es die Gruppe seit vielen Jahren gibt und das vor kurzem erschienene Album „The Last Defence“ bereits das fünfte Langeisen ist, kannte ich sie bis dato nicht. Ich bin eher zufällig über das neue Album gestolpert und war von der ersten Sekunde an gefesselt.

KEITZER spielen eine erfrischende und großartige Mischung aus Death Metal und Grind, und zwar exakt so, wie ich es liebe. Es gibt auf der einen Seite bedingungslose Härte und Aggression, andererseits besticht das Album durch großartige Melodien und eine absolut flüssige Abwechslung. Von der ersten bis zur letzten Sekunde ist „The Last Defence“ ein bares Feuerwerk an gewaltigen Riffs, Breaks und einer fordernden Geradlinigkeit, wie ich sie nur sehr selten hörte. Obwohl die Lieder sehr vielfältig gestaltet wurden und das Tempo in unzähligen Variationen auftritt, ist es KEITZER perfekt gelungen, das gesamte Album absolut stimmig und flüssig wirken zu lassen. Härte, Aggression, Raserei, Melodik und krachender Schwung halten sich perfekt die Waage.

Als besonders herausragend empfinde ich das schnelle aber melodische Riffing. KEITZER zaubern nahezu permanent surrende Riffs aus dem Ärmel, die an Intensität nicht mehr zu überbieten sind und die mich immer an einen Schwarm Bienen oder Hornissen denken lassen. Der  Klang des Riffings steht einfach wie eine dichte Wolke im Raum und droht alles und jeden zu verschlucken, einfach großartig. Trotz der hohen Dichte an Komplexität wirkt bei KEITZER alles sehr spielerisch und locker und nicht zu technisch oder steril. KEITZERS Spiel ist lebendig und dabei immer natürlich, was den ohnehin schon vorhandenen Eindruck hier ein besonders stimmiges und flüssiges Werk vor sich zu haben, noch verstärkt.

„The Last Defence“ ist für mich auch ein Album, welches ich locker drei, vier Mal hintereinander am Stück hören kann, ohne ein leisestes Anzeichen für Abnutzung oder Langeweile. Für mich persönlich ist  „The Last Defence“ das beste Album in diesem Bereich des Death-Grinds, welches ich seit langer, langer Zeit gehört habe. Absolute Pflicht für jeden Jünger kurzer, knackiger Lieder!

01. Bellum Indicere
02. Exist To Destroy
03. This Is The Only Solution
04. Forever War
05. Marching Forward To Victory
06. The Last Defence
07. Next Offensive
08. We Are The Serpents Of Doom
09. Fleshcrawl
10. Todgeweiht
11. Glorious Dead
12. Ausgelöscht
13. Crusade
14. ...Before Annihilation

Ordinance - Relinquishment | 2014 | Ahdistuksen Aihio Productions | Vinyl | Black Metal



Mit ORDINANCE dürfte wohl kaum jemand etwas anfangen können. Man veröffentlichte im Jahr 2007 die erste und einzige Demo und nun gibt es mit diesem Doppel-Vinyl das Debütalbum. Doch die zwei Musiker, welche sich hinter ORDINANCE verbergen, sind längst keine Unbekannten mehr. Sänger und Gitarrist Wulture werkelte unter anderem bei FLAUROS und half live bei ALGHAZANTH aus. Die Vita von Schlagzeuger Impudicus liest sich wesentlich beeindruckender, war oder ist er doch unter anderem bei SLUGATHOR, RIDE FOR REVENGE, TOTALSELFHATRED und NIGHT MUST FALL tätig. ORDINANCE bringen also viel Erfahrung mit, was wohl die besten Voraussetzungen sind.

Trotzdem überrascht mich „Reluinquishment“, da es irgendwie anders ist als ich erwartete. Ich hatte mir irgendwie Black Metal erhofft, der entweder in Richtung HORNA und BEHEXEN gehen würde oder aber düster und makaber in Richtung von RIDE FOR REVENGE und INCRIMINATED tendieren würde. Doch daraus ist nichts geworden. „Reluinquishment“ ist in seiner Gesamtheit ein relativ komplexes Gebilde, das merkwürdig zurückhaltend und mysteriös ist. Als erstes ist da der Gesang zu nennen, der seltsam ruhig bleibt und in seiner gedämpften Intonation kurios neutral auf mich wirkt. Da ist nichts Besonderes im Gesang, was irgendwie Emotionen transportieren würde. Irgendwie wirkt der kehlige Gesang stellenweise religiös, so als würde man meditierend irgendwelche Riten beschwören.

Musikalisch ist das Schaffen von ORDINANCE ziemlich vielfältig, wenn auch zurückhaltend. Das Album ist 65 Minuten lang und die Übergänge sind fließend, man weiß beim Hören also gar nicht wo man eigentlich gerade ist. Harmonisch und rhythmisch decken ORDINANCE das gesamte Spektrum ab. Es gibt schleppende Passagen ebenso wie atmosphärische Parts und schnelle Schübe. Melodisch ist ebenfalls eine Vielfalt gegeben, die bei klarem melodischem Spiel anfängt und bis hin zu garstigen Riffs geht. Die melodische Komponente finde ich am interessantesten, da es im Dickicht des Albums viele gute Melodien gibt, die oftmals dezent daher kommen. Neben diversen dezenten Arrangements agieren ORDINANCE aber immer wieder auch betont offen melodisch, so dass die Gitarre dann im Mittelpunkt steht und ruhige, klare Melodien offeriert.

„Reluinquishment“ ist für mich ein schwieriges Album, da ich es als überaus sperrig empfinde. Ich weiß einfach nicht so richtig wie ich die Musik einordnen soll. Für meinen persönlichen Geschmack fehlen da irgendwie herausstechende Elemente. Denn ORDINANCE sind nicht sonderlich bösartig in der Form von bestechender Aggressivität, andererseits sind die Melodien aber auch nicht immer melodisch genug, um das Ganze als melodischen Black Metal abzutun. Aber auch das Düstere und Unheimliche, was man mit Religiosität verbinden könnte, ist nicht übermäßig vorhanden, wobei dieser Aspekt insgesamt wohl überwiegt.

„Reluinquishment“ ist nicht unbedingt ein schlechtes Album. Es gibt immer wieder Passagen in denen mir das Treiben des Duos durchaus zusagt, aber als Gesamtwerk und über 65 Minuten verteilt, fehlt mir da irgendwie der Zusammenhang. Es ist ein seltsames und eigenständiges Werk, welches manchmal sogar regelrecht überrascht. Vor allem melodisch gibt es tolle Momente, doch ist mir das einfach zu wenig. Der Black Metal als solcher ist mir oftmals zu harmlos, da fehlt mir der Biss. Vereinzelt gibt es zwar rohe Parts, doch dank des seltsam neutralen Gesangs gelingt es ORDINANCE auch dann nicht, mich zu fesseln.

Ich denke, ORDINANCE ist am ehesten etwas für Leute, die eine gewisse Komplexität schätzen und melodische Arrangements mögen. Gesanglich erinnern mich ORDINANCE irgendwie auch an DEATHSPELL OMEGA, zu denen ich ebenfalls keinen Zugang mehr finde. Musikalisch unterscheiden sich beide Gruppen zwar, aber irgendwie sind sie sich nicht gänzlich unähnlich.


1. Relinquished
2. The Shadowcast
3. Yielding Servitude
4. Ascending Unto The Unknown
5. Peregrination Unto Inevitable
6. Cipher
7. Sword Of Division
8. Waning Light
9. For Satan My Soul

29.09.2014

Darkenhöld - Castellum | 2014 | Those Opposed Records | CD | Black Metal



DARKENHÖLD konnten mich bereits auf dem Vorgänger „Echoes From The Stone Keeper“ von sich überzeugen. Es war ein abwechslungsreiches und atmosphärisches Album mit hoher Komplexität und einem Bezug zu Gruppen wie EMPEROR. Nun gibt es seit einigen Tagen mit „Castellum“, dem dritten Album, den Nachfolger und DARKENHÖLD präsentieren sich in Höchstform.

„Castellum“ ist natürlich und erwartungsgemäß ein melodisches, atmosphärisches und vielschichtiges Album, denn dies ist nun mal der Stil. Doch DARKENHÖLD haben sich ein wenig vom Bombast und der Komplexität des Vorgängers gelöst. Ich fühle mich weitaus seltener an EMPEROR erinnert, was unter anderem daran liegt, dass das Keyboard auf „Castellum“ seltener und dezenter in Erscheinung tritt. Die Lieder sind nach wie vor überaus abwechslungsreich, melodisch und atmosphärisch. Stillstand und Monotonie sind zwei Vokabeln, die man bei DARKENHÖLD meidet wie der Teufel das Weihwasser. Trotz dieser immensen Flut an Riffs, Melodien und Wechseln ist „Castellum“ ein flüssiges, stimmiges und homogenes Album.

Das hohe Maß an Melodik macht einen sehr ausgefeilten und klugen Eindruck, denn das Spiel an den Gitarren ist nicht überladen, kompliziert oder aufdringlich. Selbst die mittelalterlichen Melodien, die kurzweilig aufglimmen, sind nicht überzeichnet. Genau hierin liegt für mich eine ganz große Stärke DARKENHÖLDS. Es gelingt ihnen einfach hervorragend ob aller Melodik, mittelalterlichem Bezug und Akustikgitarreneinsatz, absolut geerdet und flüssig zu wirken. Es gibt zahlreiche Gruppen die sich mit weitaus weniger Melodik völlig verzetteln und für mich dadurch unhörbar werden, weil das melodische Gitarrenspiel viel zu anstrengend, aufdringlich und unnötig kompliziert ist. Auf „Castellum“ ist das alles ganz anders. Es ist einfach ein sehr kraftvolles, harmonisches und melodisches Album, bei dem jede Melodie, jeder Anschlag richtig sitzt. Es ist ein schönes Album mit klaren Melodien und bezaubernder Atmosphäre. Dies geht natürlich auf die Kosten von Härte und Dunkelheit. Davon gibt es auf „Castellum“ nicht besonders viel und der Vorgänger war damit reicher gesegnet.

DARKENHÖLD sind sich einerseits treu geblieben, haben ihren Stil jedoch verfeinert und ausdifferenziert. „Castellum“ ist kein schnöder, erneuter Aufguss von „Echoes From The Stone Keeper“ sondern eine gute Fortentwicklung. Es ist anders ohne jedoch den eingeschlagenen Pfad zu verlassen. „Castellum“ ist ein erstklassiges Album melodischen, majestätischen und atmosphärischen Black Metals. Wer gute Melodien sucht, kommt an „Castellum“ definitiv nicht vorbei!


01. Strongholds Eternal Rivalry
02. Le Castellas Du Moine Brigand
03. Majestic Dusk Over The Sentinels
04. Glorious Horns
05. Feodus Obitus
06. Le Shouffle Des Vieilles Pierres
07. L’Incandescence Souterraine
08. Mountains Wayfaring Call
09. The Bulwarks Warlords
10. Medium Aevum

Endzeit - Years Of Hunger | 2014 | Eigenproduktion | Digital | Black Metal



Die finnische Stadt Lahti beheimatet zahlreiche Gruppen extremen Metals, darunter auch CLANDESTINE BLAZE, um nur einen der bekannteren Nachbarn von ENDZEIT zu nennen. ENDZEIT gründeten sich 2012 in Lahti und haben kürzlich mit „Years Of Hunger“ die erste EP veröffentlicht. ENDZEIT spielen Black Metal der melodische Riffs mit Schnelligkeit verbindet.

Nach der kurzen Einleitung „Inception“ geht es dann mit „Hunger“ richtig los und ich fühle mich sofort an DARK FUNERAL erinnert. Das Schlagzeug prescht rasend voran während die Gitarren schnelle, melodische Riffs abfeuern. ENDZEIT spielen einen Stil, der stark vom skandinavischen Black Metal rund um die Jahrtausendwende geprägt ist. So sind es nicht nur die Schweden, die auch mit einem Cover bedacht wurden, an die man denken muss, sondern auch ein Mal kurzweilig an URGEHAL. ENDZEIT kombinieren kompromisslose Geradlinigkeit mit Abwechslung und kalten Melodien. Das Schema ist altbekannt und funktioniert vorzüglich. Auch wenn man das alles schon kennt und man an die eine und andere Band erinnert wird, machen ENDZEIT aber dennoch eine gute Figur. Trotz einiger Ähnlichkeiten machen sie ihr eigenes Ding und so gibt es dann auch eigenständige Arrangements und Harmonien, welche die Atmosphäre von einst geschickt aufgreifen.

Spielerisch und stilistisch gibt es eigentlich nichts auszusetzen. Auch der Klang geht in Ordnung, auch wenn ich ihn mir persönlich etwas wärmer und kraftvoller gewünscht hätte. Dabei darf man aber auch nicht vergessen, dass es sich hierbei um die erste Veröffentlichung handelt. ENDZEIT dürfen jedoch nicht noch melodischer werden. In dem Lied „Life?“ gibt es phasenweise eine flotte melodische Gitarre, die mit leisem Chorgesang im Hintergrund kombiniert wurde. Das erinnert dann leicht an BORKNAGAR, doch die härteren Parts stehen ENDZEIT besser. Im selben Lied gibt es nämlich tolle Riffs, die eine düstere sowie eindringliche Atmosphäre erzeugen, ganz ohne Chorgesang und Gefrickel.

ENDZEIT haben mit ihrem Debüt eine ordentliche EP hingelegt, die für jeden interessant sein dürfte, der den skandinavischen Black Metal um die Jahrtausendwende herum mag.


1. Inception
2. Hunger
3. Godless
4. Life?
5. The Dawn No More Rises (Dark Funeral Cover)

28.09.2014

Ius Talionis - Eleutheromania | 2014 | Eigenproduktion | CD | Black Metal



IUS TALIONIS aus Aachen gründeten sich vor einem Jahr und veröffentlichten vor wenigen Wochen die erste Demo. Der etwas sperrige Name „Eleutheromania“ ist der englische Begriff für den manischen  Wunsch nach Freiheit. Mit Freiheit haben IUS TALIONIS jedenfalls nicht viel am Hut, da sie keine Gefangenen machen und rauen sowie direkten Black Metal spielen.

Mit dem längsten Lied beginnt die Demo sehr interessant, da das 14 Minuten lange Stück interessante doomige oder depressive Tendenzen aufweist. Vor allem der schleppende Rhythmus und die rau und grell gestimmten Gitarren mit ihren teils lang klingenden Akkorden versprühen phasenweise eine verstörende doomige oder suizidale Atmosphäre. „Irrlicht“ ist somit düster, melancholisch und ein stimmungsvoller Auftakt, wobei IUS TALIONIS mit DSBM aber nicht wirklich etwas zu tun haben. Spätestens mit dem Einsetzen des rauen, kehligen, kratzigen und verständlichen Gesanges sind jede Irritationen hinfort. Dann nämlich klingen die Aachener verdammt deutsch und ich fühle mich vom Gesang her an Gruppen wie etwa DÄMONENBLUT erinnert.

Spätestens mit „Das Antlitz des Krieges“ verschwindet die anfängliche Melancholie und weicht einer aggressiven und tosenden Stimmung, die vom schnellen Schlagwerk munter befeuert wird. Hier klingen IUS TALIONIS sehr roh, direkt und gemein. Es ist ein über weite Strecken hässliches und gemeines Lied, vor allem des wütend stampfenden und peitschenden Schlagwerks wegen. Auch wenn sie phasenweise sehr schlicht, beinahe schon primitiv aufspielen, gibt es immer wieder ruhige und leicht melodische Passagen der Erholung.

IUS TALIONIS kombinieren harten und aggressiven Black Metal mit etwas Abwechslung und dezenter Melodik, was mir gut gefällt, da das melodische Moment überhaupt nicht aufdringlich ist und deshalb besonders einprägsam und wirkungsvoll wird. „Eleutheromania“ ist eine überaus anständige und ansprechende Demo. Wenn man bedenkt dass dies das erste Lebenszeichen einer erst seit einem Jahr bestehenden Gruppe ist, kann man einfach nur Anerkennung und Lob ausprechen.

Verstecken brauchen sich IUS TALIONIS mit „Eleutheromania“ definitiv nicht. „Eleutheromania“ ist im Grundtenor zwar roher Black Metal, allerdings gibt es gut umgesetzte Abwechslung und dezente Melodik. Die Demo ist sowohl sehr hart und aggressiv aber eben auch mal melodisch und darin punktuell gar angenehm melancholisch. Die CD kommt als schickes Digipak und ist auf 100 Kopien limitiert, ein schneller Zugriff ist lohnen- und empfehlenswert!


1. Irrlicht
2. Das Antlitz des Krieges
3. Im Angesicht des Todes
4. Eleutheromania