Das zweite Album von CHAOS
INVOCATION ist ein sehr abwechslungsreiches und komplexes Album, das
sehr ausdifferenzierte Strukturen mit schwedischer Dunkelheit und einem
Schuss SECRETS OF THE MOON kombiniert. Somit ist Black Mirror Hours eigentlich dem Album Malediction
von FLAGELLANT nicht unähnlich, aber auch nur eigentlich. Trotz
gewisser Vergleichbarkeiten zu den dort genannten Gruppen fahren CHAOS
INVOCATION doch einen ganz anderen Stil als FLAGELLANT.
Wenn man sich die Scheibe anhört ist viel los im Ohr.
Eingängigkeit und Stillstand scheint man bei CHAOS INVOCATION nicht zu
kennen, stattdessen erweisen sich die Lieder als enorm komplex und
vielschichtig, und dies in mehrerlei Hinsicht. Black Mirror Hours
ist ein Werk, welches atmosphärisch, rhythmisch und harmonisch viele
Wandlungen und Wendungen bereit hält. Es gibt sowohl schnelle Härte,
bissigen Kreischgesang als auch viele langsame und mittelschnelle
Parts, die dunkelatmosphärisch oder melodisch ausgekleidet wurden.
Vereinzelt sind dann auch sphärische, langgezogene Riffs und
Chorgesänge oder unverzerrte Stimmen zu hören. Ebenso gibt es viele
Breaks innerhalb der Lieder, was das Ganze eben so abwechslungsreich
und komplex macht und mich eben an SECRETS OF THE MOON erinnert.
Das Riffing, welches zum Teil recht melodisch aber ebenso auch kalt und
schnell ist, wirkt zuweilen schwedisch inspiriert.
Black Mirror Hours ist ein Werk, für das man viel Zeit
und Aufmerksamkeit mitbringen muss. Sich das Album mal so zwischendurch
anzuhören bringt nicht viel. Sowohl spielerisch als auch atmosphärisch
gibt es unfassbar viel zu entdecken, was in gewisser Weise sogar ein
wenig anstrengend oder bedrückend sein kann. Jedenfalls geht es mir so,
manchmal offenbaren sich in sehr kurzer Zeit sehr viele Facetten und
Eindrücke, die erst mal geordnet und verarbeitet werden wollen. In
jedem Fall aber verstehen CHAOS INVOCATION ihr Handwerk und haben mit Black Mirror Hours
ein Werk epischen Ausmaßes erschaffen. Mir persönlich ist auf der
Scheibe insgesamt betrachtet aber zu viel los, obgleich ich einzelne
Passagen, Riffs und Harmonien durchaus genial und perfekt empfinde.
Aber insgesamt gibt es eben doch recht viel Abwechslung, die es mir
schwierig macht, die einzelnen hervorragenden Passagen und Stimmungen
zu genießen. Manchmal wirkt Black Mirror Hours auf mich wie
ein düsteres Musical, woran vor allem die zahlreichen gesprochenen,
geflüsterten oder geschrienen Parts schuld sind.
Über den persönlichen Geschmack und Vorlieben kann man
vortrefflich streiten und auch wenn mir die opulente Vielfalt und
Reizdichte des Albums etwas zu viel des Guten ist, muss ich die
atmosphärische und strukturelle Brillanz des Albums anerkennen. CHAOS
INVOCATION haben hier gewiss ein starkes, großes Album kreiert, welches
den geneigten Hörer für endlose Stunden fesseln wird.
01. Delirium worship and total abandon
02. The mirror
03. Beyond coming
04. The beckoning flame
05. Hypertoxication
06. Faces on my spiritual plane
07. Lord of our temple
08. Funeral messiah
09. Towards the boundless horizon
10. Walking in his city
11. Into the living darkness
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