03.07.2012

Various Artists - Unheillige Reliquien | 2012 | Sturmglanz | CD | Black Metal

Bereits letztes Jahr gab es von Sturmglanz mit Waldesland eine Kompilation zumeist roher Untergrundgruppen. Nun ist mit Unheilige Reliquien quasi ein Nachfolger erschienen, der sich diesmal auf rohen Black Metal aus Deutschland und Österreich beschränkt. Auch wenn die eine oder andere Gruppe bereits ein Album veröffentlicht hat, bewegt sich das Ganze hier vorwiegend auf Demoniveau.

Den Anfang machen AEGROTUM mit einem langen Stück, das vor allem vom grellen Riffing sowie dem stark verzerrten Kreischgesang lebt. Die grelle Riffs sind übersichtlich und das Tempo antreibend, wobei das programmierte Schlagwerk leider stellenweise arg künstlich sowie mechanisch wirkt. Weiter geht es mit BLUTKULT, einer mir bisher völlig unbekannten Gruppe, in der Brand von ARMATUS am Schlagzeug sitzt. Mit ARMATUS hat das Lied allerdings gar nichts zu tun, denn Novembernacht ist ein langsames und auf harmonische Gitarren aufbauendes Lied, mit enorm hohen Rockanteil. Das Gitarrenspiel ist beschaulich und der Gesang ist im Grunde langsam gesprochen, also nichts eindringliches oder hasserfülltes. Davon gibt’s dann aber mehr in Durch Ahnenwälder und Frostnächte von EWIGER WALD. Das Lied ist zwar zumeist langsam, doch gibt es einen schönen energischen Kreischgesang, der fies und gemein ist und einige Tempovariationen bringen Bewegung in die Sache. Das Lied ist gar nicht schlecht, da es EWIGER WALD gelingt, mit geringem Aufwand eine durchaus eindringliche Atmosphäre aufzubauen. Ob der Bandname vom gleichnamigen Film inspiriert wurde, weiß man nicht.

FAAGRIM gehören auf Unheilige Reliquien sicherlich zu den bekanntesten Vertretern und entsprechen erfahren und professionell klingt dann auch Torchlight Funerals. Die Gitarren flimmern leicht melodisch sowie melancholisch während das Schlagwerk gemäßigt aber treibend ertönt und der Gesang rabengleich gekrächzt erscheint. Von GRATZUG gibt es bisher zwei Demos, wovon das erste gar nicht schlecht abschnitt, auch wenn es im Netz Kuriositäten über GRATZUG zu lesen gibt. Wie dem auch sei. Das aktuelle Lied Särge aus Eis und Schnee ist ein gefälliges, langes Lied mit starkem Kreischgesang und gut gespielten, leicht melodischen aber rauen Riffs. Irgendwie erinnert mich das Lied an PAYSAGE D’HIVER, was für GRATZUG spricht.

Von HATUL gibt es bisher nur eine Demo und das Lied Sturmgetrieben unterscheidet sich zudem stark von allen bisherigen Titeln der Kompilation. Statt greller und heller Töne dominieren bei HATUL tiefe und dunkle Töne, was dem Stück ein wenig Death Metal Charakter gibt. Zudem ist der Gesang auch sehr verständlich. Ungewöhnlich und deshalb interessant, aber auch im Bereich der Riffs erweisen sich HATUL als eigenständig. Ob diese Spielweise für ein ganzes Album funktionieren würde, weiß ich nicht, aber hier auf Unheilige Reliquien passt diese Andersartigkeit ganz gut rein. Zumal mit LEBENSWINTER Black Metal folgt, der Rohheit mit Melodik kombiniert. Der Gesang von LEBENSWINTER erklingt böse, erdig und kehlig sowie leise, während melodisches Gitarrenspiel das Spiel der Instrumente dominiert. So etwas gefällt mir meistens nicht, aber hier mit Nebel funktioniert es im Umfeld der anderen Gruppen.

Über MORDRAK, die hier mit dem Titel Nachtjäger vertreten sind, gibt es leider auch keine Informationen. Ich gehe aber stark davon aus, dass es sich hierbei nicht um MORDRAK handelt die 2006 das Album Nebelklang veröffentlichten. Nachtjäger ist jedenfalls ein ziemlich interessantes Lied mit einem überaus giftigen und stark verzerrten Kreischgesang, zu dem tief tönende sowie basslastige Saiteninstrumente zu hören sind. Phasenweise kommt kurzweilig stimmungsintensivierendes Keyboard dazu. Nachtjäger ist aber ein sehr abwechslungsreiches Lied, das sowohl atmosphärische Elemente als auch hasserfüllte Raserei beinhaltet. Das direkt nachfolgende Letzter Ritt von NORDFROST ist hingegen ein durchgängig ruhiges Stück mit viel Gitarrenmelodie und einer lauten, heiser wirkenden Gesangsstimme. Wirkt irgendwie paganesk auf mich.

Atmosphärisch, harmonisch und melodisch geht es mit dem langen Titel Tristitia von TEMPLE OF OBLIVION weiter. Das Lied ist auch auf dem Debütalbum zu hören und bietet vor allem dunkelatmosphärischen Black Metal, der allerdings ziemlich abwechslungsreich ist. Harte und bissige Parts gibt es ebenso wie kurze Klargesangseinlagen oder dezente Keyboarduntermalungen. Auch wenn das Lied phasenweise eingängige Momente aufweist, ist es in seiner Gesamtheit doch recht komplex und macht Lust auf das Album. WALDESSCHREI sind mir von der Split mit LYKANTHROPIE her bekannt und konnten mich auf dieser nicht vollends überzeugen. Ähnlich verhält es sich nun auch hier mit dem Lied Reich deine Hände. Das ist allerdings dem Stil geschuldet, melodische Arrangements mit deutschem Gesang zu verbinden. Da fehlt mit einfach die gewisse Härte oder Bösartigkeit. Die bekommt man dann aber mit dem letzten Titel Tretet Eure Götter tot. Es ist das kürzeste Lied, welches DECHRISTIANISERUNG EUROPAS hier abschließend zum Besten geben. Der Klang ist ziemlich dünn und neben langsamen melodischen Parts gibt es auch kurzweilige aggressive Ausbrüche. Richtig überzeugend ist das Lied aber nicht, gerade melodisch ist es doch etwas platt geraten.


Für Untergrundfanatiker ist Unheilige Reliquien sicherlich eine interessante Kompilation um neue Gruppen kennen zu lernen. Neben eher durchschnittlichen Liedern gibt es aber auch interessante und gute Gruppen sowie Lieder. Mir persönlich sagen hier besonders MORDRAK aber auch HATUL sowie TEMPLE OF OBLIVION zu. Als sehr schade empfinde ich allerdings die überaus informationsarme und minimalistische Gestaltung des Digipaks. Zu den Gruppen gibt es keinerlei Informationen, was ich bedauere und bemängele. Gerade auch weil es sich zumeist um kleine Gruppen aus dem unübersichtlichen Untergrund handelt, wäre es gut, wenn es ein gedrucktes Beiheft mit mehr oder weniger ausführlichen Informationen geben würde.

01. Aegrotum - Of suicide and pure misanthropy
02. Blutkult - Novembernacht
03. Ewiger Wald - Durch Ahnenwälder und Frostnächte
04. Faagrim - Torchlight funerals
05. Gratzug - Särge aus Eis und Schnee
06. Hatul - Sturmgetrieben
07. Lebenswinter - Nebel
08. Mordrak - Nachtjäger
09. Nordfrost - Letzter Ritt
10. Temple of Oblivion - Tristitia
11. Waldesschrei - Reich deine Hände
12. Dechristianisierung Europas - Tretet eure Götter tot

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