OBOLUS ist eine noch recht junge Gruppe aus den Staaten. Nach einer Demo im Jahre 2010 ist jüngst das Minialbum Lament auf Vinyl erschienen. Lament
ist zwar „nur“ 20 Minuten lang, doch hat es diese kurze Zeit in sich.
OBOLUS verbinden dezidiert rohen und streckenweise auch sehr monotonen
Black Metal mit kalter Melodik und einer Prise Melancholie. Dies
bekommt man schon sofort im ersten Lied Desolation deutlich zu spüren. In Desolation
trifft rigorose Geradlinigkeit und Harschheit auf kalte Melodik sowie
schwärzeste Melancholie. Die Gitarre ist zwar fortwährend melodisch zu
hören, doch vermengen sich der giftige Kreischgesang, Schlagwerk und
die zweite Gitarre zu einem wüsten Klangbrei. Das liest sich nicht
besonders spektakulär, hört sich dafür aber umso besser an. Denn OBOLUS
verstehen es gekonnt, einen dramaturgischen Spannungsbogen aufzubauen.
Die subtile Melodik kreiert etwas vereinnahmendes während der rohe und
barsche Black Metal im Hintergrund jegliches Licht zu tilgen scheint.
Auf diesen überaus gelungenen Einstieg geht es mit der kurzen instrumentalen Akustikgitarrenüberleitung Reflection weiter. Reflection ist sehr ruhig und sphärisch, geradezu sanft, lieblich und verträumt. Aber dies ist eine böse Finte, denn das nachfolgende Hatred
beginnt ohne Vorwarnung schnell, aggressiv und bissig. Das Riffing ist
derbe, die Gitarren tönen roh und es gibt tief im Hintergrund sogar ein
sehr dezentes, sphärisches Keyboard zu hören. Auch hier gelingt es
OBOLUS erneut, packende Harmonien mit Aggressivität und roher Härte
wunderbar zu vereinen. Während der Strophen verstummt das Keyboard und
dafür besorgt der stark verzerrte und unverständliche Kreischgesang den
Rest. Hatred ist mit dreieinhalb Minuten eindringlich und kompakt, trotz der latenten sowie subtilen Melodik enorm harsch und böse. Grievance,
welches direkt folgt, ist mit sieben Minuten doppelt so lang und
beginnt langsam und ruhig, nimmt aber in der zweiten Hälfte enorm an
Fahrt auf. Das Schlagzeug rast sehr roh dahin, man hört es kaum,
während stark verzerrte Gitarren langgezogene und grelle, an depressiven
Black Metal erinnernde, Riffs schmettern und der böse, harsche Gesang,
Blut und Galle spuckt.
Lament ist die perfekte misanthropische Klangkulisse für
den kommenden Sommer um jegliches Licht aus den vier Wänden zu
vertreiben. Einerseits ist Lament extrem roh und wüst, der
Klang ist verwaschen, das Schlagwerk geht dabei gerne unter, was aber
kompositorisch überhaupt nicht stört. Darüber hinaus wartet Lament
aber eben auch mit tollen Harmonien und packenden, im Grunde simpel
aufgebauten Melodien auf, die perfekt mit der heftigen Rohheit
harmonieren. Lament ist eine sehr düstere, energische und
eindringliche Platte. Zurzeit kann man sich das Minialbum komplett auf
den Bandcamp-Seiten von Flenser Records anhören und auch kostenlos
runterladen, allerdings wurde bereits angekündigt, den Link bald zu
entfernen. Ein Kauf des Vinyls lohnt sich aber in jedem Fall, denn die
Musik von OBOLUS ist wahrlich gut und deshalb unterstützenswert.
8/10
Aceust
01. Desolation
02. Reflection
03. Hatred
04. Grievance
05. Lament
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