Mit der Verpflichtung von AQUILUS ist ATMF wohl ein sehr guter Fang
gelungen. AQUILUS ist ein australisches Einmannprojekt, welches überaus
atmosphärische Musik spielt, die sich aus Metal, Black Metal,
Neo-Klassik, Folk und Neo-Folk nährt. Und nein, es handelt sich hierbei
nicht um Tim, obwohl man es denken könnte. AQUILUS‘ Debütalbum Griseus
erschien bereits im Dezember des vergangenen Jahres in Eigenregie und
wird jetzt im Mai über das ATMF-Sublabel A Sad Sadness Song der
breiteren Masse zugänglich gemacht.
Griseus ist fast 80 Minuten lang und vollgepackt an verträumten Atmosphären. Bereits das Auftaktlied Nihil, welches allein schon 14 Minuten andauert, ist packend. Nihil
ist eine großartige Mischung aus atmosphärischem (Black) Metal,
Neo-Klassik, Neo-Folk und gewissen epischen Anleihen von monumentaler
Filmmusik. Es gibt Streichinstrumente, bissig harschen Kreischgesang,
liebliche Akustikgitarre und jede Menge Harmonien zu hören.
Überraschend ist dabei die tolle instrumentale Umsetzung. Man hat
überhaupt nicht den Eindruck es hier mit einem Solisten zu tun zu
haben. Wie viel von Hand gespielt und was aus der Konserve kommt kann
ich nicht einschätzen, ist mir aber auch egal, da die Umsetzung, die
Atmosphäre einfach gelungen, erstklassig ist. Manch ein Arrangement in Nihil
erinnert mich gar an METALLICAS Livealbum „S&M“. Mit METALLICA hat
die Musik von AQUILUS natürlich nichts zu tun, doch kommt die
Vermischung von Orchester und Metal der Atmosphäre von „S&M“
manchmal recht nahe. Es ist aber nicht nur die Klassik die gefällt,
auch die Anleihen des Neo-Folk, die martialisch wirken, sind prägnant
inszeniert und fügen sich sehr gut ins Gesamtkonzept.
In Loss ist phasenweise schön gespieltes Piano zu hören,
welches sowohl allein als Soloinstrument als auch im Verbund mit
Streichinstrumenten und orchestraler Inszenierung zu hören ist. Am Ende
von Loss kommt dann sehr kraftvoll und energisch
atmosphärischer (Black) Metal hinzu, mit wuchtigem Schlagwerk und
verzerrtem Kreischgesang. Chorgesang und ein Soli gibt’s dann sogar
auch noch. Es ist also ein hochgradig reichhaltiges und vielseitiges
sowie opulentes Werk, welches man hier vorgesetzt bekommt. Wer
irgendwie auch nur ein wenig schöne Harmonien und orchestrale Musik
mag, wird von Griseus mit absoluter Sicherheit begeistert sein. Nach dem, vom Piano bestimmten Loss, folgt dann Smokefall,
welches in den ersten Minuten von kräftigen Riffs und treibendem
Schlagwerk bestimmt wird. Hier zeigt AQUILUS eine weitere Facette. Zwar
kommen dann auch wieder neo-klassische Arrangements hinzu, doch
überrascht die Brillanz der brutalen Riffs, die an Death Metal
erinnern. Zu diesem Eindruck trägt auch der tiefe, kehlig verzerrte
Gesang bei, der kurz zu hören ist.
Auf Griseus gibt es keinen Reinfall. Jedes Lied ist von
Anfang bis Ende ein Genuss. Obwohl wir erst Mai haben, steht schon
jetzt der heißeste Anwärter auf das Album des Jahres fest. Griseus
ist ein absolut überragendes und empfehlenswertes Album, das sich
niemand entgehen lassen sollte, der atmosphärische Musik mag. Griseus
ist ein bombastisches und überwältigendes Album. Unfassbar, dass dies
alles aus der Feder einer einzelnen Person kommen soll. Also, Augen
auf! Die CD soll jetzt irgendwann im Mai in den Handel kommen.
10/10
01. Nihil
02. Loss
03. Smokefall
04. In lands of ashes
05. Latent thistle
06. Arboreal sleep
07. The fawn
08. Night bell
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