Kratein hat mit diesem Debütalbum eine, in mehrerer
Hinsicht, rätselhafte Scheibe veröffentlicht, bei der zuerst das
Plattencover sowie einen Augenblick später die griechischen Liednamen
auffallen. Allein vom Cover ausgehend, könnte es sich bei Kratein
um eine moderne Gruppe mit avantgardistischen Anleihen handeln - oder
auch um, an psychotischen Dark Metal, angelehnten Black Metal. Mit dem
ersten Titel έvα ist eine Einleitung zu hören, in der verschiedene
Rundfunkbeiträge, unter anderem zu 9/11, Weihnachten und urbi et orbi,
zusammengeschnitten wurden. Wenn man all diese unterschiedlichen
Eindrücke auf sich wirken lässt, wird man nicht so recht schlau aus Kratein. Interessant ist es allemal und macht Lust darauf, sich näher mit diesem Trauma zu beschäftigen.
Auf diese ungewöhnliche Einleitung folgt dann mit knapp zehn Minuten Spielzeit das längste Lied, in dem Kratein
abwechslungsreich aufspielt. Die erste Hälfte des Liedes ist ruhig und
atmosphärisch, die ganze Zeit über ist eine sanft und eingängig
melodisch gespielte Gitarre zu hören, während Gesang, Schlagwerk und
Dynamik dabei durchaus treibend und druckvoll das Lied vorantreiben. In
der Mitte kommt es zu einem kurzweiligen Geschwindigkeitsausbruch, der
grimmig und kalt ist, ehe das Lied dann wieder gitarrenbetont und
atmosphärisch weiter geht. Dieses erste, richtige Lied gefällt auf
Anhieb, auch wenn es noch nicht ganz deutlich macht, womit man es hier
zu tun hat. Das dritte Stück setzt jedenfalls energisch, kraftvoll und
treibend schnell ein. Doch dabei bleibt es nicht. Kratein
wechselt oft das Tempo, spielt häufig gute und vordergründig
platzierte Melodiebögen, die sowohl atmosphärisch als auch eisig sind.
Auf Trauma sind ohnehin häufig klare oder minimal verzerrte
Gitarren zu hören, die maßgeblich zur atmosphärischen Grundausrichtig
beitragen. Ebenfalls der Atmosphäre dienlich sind die wiederkehrenden,
klar sprechenden Stimmen, die man auf Trauma immer wieder mal
vorfindet. Etwas aus der Reihe fällt das letzte Lied, da es phasenweise
extrem schnell, peitschend und harsch ist. Vor allem der Anfang des
Liedes überrascht, da zuvor ja vor allem dunkelatmosphärische Klänge
das Geschehen dominierten. Diese sind zeitweise aber auch hier zu hören,
womit sich der Kreis schließt.
Trauma ist ein überaus gelungenes Debütalbum mit einer
gehörigen Portion Potential für die Zukunft. Wenn nachfolgenden
Veröffentlichungen in die selbe Kerbe wie Trauma schlagen, wird Kratein mit Sicherheit noch für einiges Aufsehen sorgen. Wirklich schlau geworden bin ich von der Veröffentlichung zwar nicht, Kratein
bleibt erst mal rätselbehaftet und geheimnisvoll. Das Album ist
randvoll gefüllt mit erstklassigen - teils rockigen Riffs, welche mich
etwas an Sólstafir erinnern, die mir sofort im
Gedächtnis haften bleiben und Lust auf mehr machen. Stilistisch kann man
das Album also schon als eher modernen, atmosphärischen Black Metal
mit tiefsinnigen, düsteren Anleihen betrachten, weshalb Kratein für mich zu großartigen Gruppen wie Animo Aeger und Vrångbild
aufschließt. Lediglich die Kürze des Albums ist für mich kritikfähig,
da sich neben der Einleitung auch noch ein Instrumentalstück auf der
Scheibe befindet, weshalb man am Ende dann nur vier "echte Lieder" hat.
Aber das ist ja mein persönliches Empfinden und andere brauchen solche
Stücke vielleicht unbedingt. Der Einstand ist jedenfalls gelungen, und
wer düsteren, atmosphärischen sowie geheimnisvollen Black Metal mag,
sollte sich Trauma unbedingt kaufen.
8/10
Aceust
01. έvα
02. δύο
03. τρία
04. τέσσερις
05. πέvτε
06. έξι
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