Infaust knüpft mit Blutbad & Melancholie genau dort an, wo Des Schmerzes Macht endete. An dem ersten Stück Toteneiche
kann man die Fortsetzung besonders gut sehen, da es, ganz ähnlich wie
das letzte Lied vom Debüt, sowohl sehr grimmig, schnell und antreibend
ist aber auch sanfte harmonische Einlagen beinhaltet. Das zweite Lied Hoffnung des Sterbenden
hingegen ist nahezu komplett durchzogen von einer harmonischen und auch
leicht melancholischen Komponente, die sich vor allem durch die gut
und unauffällig gespielten Saiteninstrumente äußert. Rhythmus und
Gesang sprechen zwar durchaus eine harte und grimmige Sprache, doch
aufgrund des Facettenreichtums an den Gitarren erzielt Infaust immer wieder eine vielschichtige und tiefe Atmosphäre. Besonders deutlich wird diese spezielle Spielweise in Dunkle Obsessionen, wo Infaust
wie aus dem Nichts einen extrem kurzen, nur wenige Sekunden währenden
Akustikgitarrenpart einstreut. Gerade die Kürze macht diesen Part so
eindringlich wie zugleich wirksam, denn just in dem Moment, in dem man
den harmonischen Überraschungsmoment realisiert, ist er auch schon
wieder vorbei und man findet sich in einem schnellen und geradlinigen
Part wieder.
Bis auf das schöne Pianostück Aus der Tiefe wurde das
gesamte Album in dieser vielschichtigen Struktur eingespielt. Der
Spielfluss ist stark gitarrenbetont und von vielen Rhythmuswechseln
geprägt. Dies hat zur Folge, dass es kaum wirkliche Eingängigkeit gibt.
Sicherlich gibt es die eine oder andere Passage, die durch einen
schnell, hart und eingängig gespielten Rhythmus auffällt, doch sind es
vor allem die zahlreichen Wechsel und unterschiedlichen Tempi, die das
Spiel und die Atmosphäre prägen. Deshalb kann man auch nicht sagen, Blutbad & Melancholie
sei ein besonders rohes oder aggressives Werk. Stattdessen ist es eine
musikalisch und spielerisch meisterhafte Mischung aus grimmigen Groll
und harmonischer Melancholie. In dieser Hinsicht unterscheidet sich das
neue Album auch vom Debüt, denn solche dezidiert harten und schroffen
Anteile von aggressiver Unabdingbarkeit, wie sie auf Des Schmerzes Macht
immer wieder auftauchten, sind ganz klar einer vielseitigeren
Spielweise gewichen. Ein wenig liegt es wohl auch am Klang, da das
Schlagzeug nicht mehr einen ganz so kräftigen und zentralen Klang hat,
der natürlich mitverantwortlich für die Brutalität ist.
Infaust ist seiner Linie dennoch treu geblieben. Blutbad & Melancholie
ist etwas vielseitiger geworden und macht einen sehr ausgereiften
Eindruck. Es ist ein rundum gelungenes und meisterhaftes Werk deutschen
Black Metals, nicht nur musikalisch, auch die optische Aufmachung und
der poetisch verfasste Text sind sehr ansprechend.
8/10
Aceust
01. Toteneiche
02. Hoffnung des Sterbenden
03. Dunkle Obsessionen
04. Nahe - Tod - Erlebnisse
05. Entschlafene Illusion
06. Aus der Tiefe
07. Todesgleich
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