31.08.2014

Miseo - Lunatic Confessions | 2014 | Blacksmith Records | CD | Death Metal

Das deutsche Trio MISEO rekrutierte sich erst im vergangenen Jahr aus Bassist André, Schlagzeuger Timo (LAY DOWN ROTTEN) sowie Sänger und Gitarrist Ferli (MILKING THE GOAT MACHINE). Schleunigst wurde eine EP eingespielt und veröffentlicht und nun gibt es mit „Lunatic Confessions“ bereits das erste Album. MISEO spielen darauf vielschichtigen und energiegeladenen Death Metal der amerikanischen Schiene.

 Mit „Trapped In Veil“ gibt es eine kurze Einleitung zu hören, ehe MISEO dann umgehend mit „Daddy’s Girl“ sofort in die Vollen gehen und rasant, treibend und schwungvoll los legen. Bereits hier verdeutlicht sich die Klasse und Vielfalt MISEOS. Obwohl das Lied nicht besonders lang ist, entpuppt es sich als ein sehr differenziertes Stück, welches brachiale und geradlinige Härte mit dunkelatmosphärischen und melodischen Elementen kombiniert.  Dies gilt quasi stellvertretend für das gesamte Album, welches sehr beweglich und vielfältig ist. Trotz des reichhaltigen Gedecks ist es MISEO wunderbar gelungen, stets direkt und geradeaus zu wirken.

MISEO überzeugen sowohl mit ihrer ehrlichen und unmittelbaren Härte als auch mit den vielen dezenten melodischen Einsprengseln, die gute und feine Harmonien beherbergen. „Lunatic Confessions“ ist ein überaus druckvolles Werk, das sehr viel Schwung und Härte mitbringt. Hier passt einfach alles. Jedes Riff sitzt perfekt, jeder Wechsel kommt zur richtigen Zeit und auch die sehr dezenten Einflüsse des Crusts runden das Ganze wunderbar ab. Trotz der spielerischen Vielfalt, harmonisch als auch rhythmisch, ist es ein homogenes Album geworden, das runter geht wie Wasser. „Lunatic Confessions“ ist aber nicht nur atmosphärisch und spielerisch ein Glanzlicht, auch die Klangproduktion ist sehr gelungen. Der Klang ist sehr sauber und differenziert, dabei aber jedoch weder neutral oder steril. Gerade dies empfinde ich bei Death Metal Werken oft als Mangel, was aber hier zum Glück nicht zutreffend ist. Bei der ganzen Schwärmerei für „Lunatic Confessions“ hätte ich fast vergessen zu erwähnen, dass mir „No Guts, No Glory“ in der Version von MISEO besser gefällt als beim Original von BOLT THROWER. Na wenn das mal kein Empfehlungsschreiben ist…

„Lunatic Confessions“ ist für mich eine nahezu perfekte Death Metal Scheibe. MISEO scheinen einfach alles richtig gemacht zu haben. Das Album enthält alles, was guter Death Metal für mich braucht. Es gibt Geradlinigkeit und Härte, ebenso gibt es aber auch spielerische Raffinesse und Abwechslung sowie ein Gespür für gute, dunkle Melodien, dabei ist der großartige, leicht gutturale Gesang von Ferli natürlich nicht zu vergessen.


01. Trapped In Veil
02. Daddy’s Girl
03. Greek Kills
04. Lunatic Confessions
05. Skin Dress
06. Überzucht und Untergang
07. Harlots For God
08. Everybodys Victim
09. No Guts No Glory (Bolt Thrower Cover)
10. Five Star Doc
11. Ingrate Deadbeat


Dhwesha - Sthoopa | 2014 | Dunkelheit Produktionen | CD | Death Metal



Dunkelheit Produktionen streckte die Fühler in der Vergangenheit bereits mehrmals in ungewöhnliche, ostasiatische Regionen aus und bescherte uns interessante und hierzulande eher unbekannte Gruppen. Diesmal wurden DHWESHA aus Indien entdeckt, die uns nun mit „Sthoopa“ ihr Debütalbum präsentieren.

DHWESHA spielen düsteren und leicht melodischen Death Metal, der einen tiefen und sehr basslastigen Klang mit langsamen und mittelschnellen Rhythmen verbindet. Dazu passt auch der überaus tiefgestimmte und grollende Gesang. DHWESHA wirken von Anfang an kompromisslos und erinnern dabei stilistisch an die 90iger. Obwohl das Tempo überwiegend gemäßigt ist und schnelle Parts rar sind, ist „Sthoopa“ dennoch ein kraftvolles Album. Dies ist dem brachialen Klang geschuldet, der eben durch extreme Tiefen dominiert wird. Die langsamen aber massiven Riffs und das druckvolle Schlagzeug entwickeln eine düstere sowie kraftvolle Energie. Dies lockern DHWESHA immer wieder mit dunkelmelodischen Riffs auf, die oftmals auch mystisch und entrückt wirken. Die indische Herkunft schimmert dabei aber kaum durch. Wer auf ethnische Klänge hofft, wird also eher enttäuscht sein.

„Sthoopa“ ist kein schlechtes Werk, mir gefällt vor allem die von Anfang an bestehende, düstere und schwere Atmosphäre. Die Dominanz tiefer Töne und Bässe hat ihren Reiz. Allerdings empfinde ich die überwiegend langsame bis mittelschnelle Spielweise auf die Dauer als etwas langweilig, zumal die Lieder auch gerne sechs Minuten andauern. Da freue ich mich über jede Tempoeinlage, denn ich finde, wenn DHWESHA schneller spielen, wirken sie eigentlich noch düsterer und böser. Allerding sind solche Passagen recht selten und dann auch nur von kurzer Dauer. Melodisch ist „Sthoopa“ aber gleichfalls interessant. Die immer wieder zu hörenden melodischen Riffs und kurzen Soli sind zwar nicht exotisch, aber dennoch dunkel und geheimnisvoll, was gut zum insgesamt ohnehin düsteren Album passt.

Wer düsteren und eher langsamen Death Metal mit einer leicht mystischen und bösen Atmosphäre zu schätzen weiß, sollte DHWESHA mit ihrem Debüt ruhig mal probieren.


1. Sattva Bali
2. Sthoopa
3. Dhwesha
4. Hoy! Sala
5. Ugra Narasimha
6. Sabhe
7. Yuddhabhumi
8. Kapala Haara

29.08.2014

Zorn - Gegen alles | 2014 | Christhunt Productions | CD | Black Metal



ZORN sind seit längerem keine Unbekannten mehr, mischen sie doch seit dem 2001 erschienenen Debütalbum „Schwarz Metall“ den deutschen Untergrund auf. In den Anfangstagen sagte mir der rohe, direkte und kompromisslose Stil ZORNS sehr zu. Mir gefielen auch die 2002 erschienen Veröffentlichungen „Terror Black Metal“ und die Split EP mit BATTLEHORNS. 2003 kam dann mit „Menschenfeind“ das zweite Album, welches zwar gelungen war, mich jedoch nicht so sehr mitriss wie einst das Debüt. Als dann 2005 das dritte Album „Todesschwadron“ herauskam, verlor ich das Interesse an ZORN. ZORN waren zwar nach wie vor rau, direkt und heftig aber mir fehlte das gewisse Etwas. Nun ist im Frühjahr das mittlerweile fünfte Album erschienen. Ich muss gestehen, ich habe es mir nur des Namens wegen gekauft. „Gegen alles“ ist ein wahrhaftig großartiger Name für ein Black Metal Album. Ich wollte ZORN eine zweite Chance geben und erhoffte mir rauen und nihilistischen Black Metal, wie ich ihn etwa bei SVART HAT liebe. Diese Hoffnung bewahrheitete sich zwar nicht unbedingt, enttäuscht haben mich ZORN mit „Gegen alles“ jedoch nicht.

Auch wenn ich nicht jede Veröffentlichung ZORNS im Detail kenne, so kann  ich aber sagen, dass sie sich definitiv treu geblieben sind. Nach wie vor spielen ZORN rohen, direkten und hasserfüllten Black Metal. „Gegen alles“ entpuppt sich dabei als ein vielfältiges Werk, welches zwar durchgängig böse und gemein ist, aber nicht unentwegt in monotoner Raserei verharrt. Mit dem Titellied beginnt das Album sehr eindringlich. Das Lied „Gegen alles“ erweist sich als ein grimmiger Hassbatzen, der Schnelligkeit mit einem eingängigen Refrain verbindet, welcher rifftechnisch an DARKTHRONE um die Jahrtausendwende erinnert. An anderen Stellen spielen ZORN stellenweise rigoros minimalistisch auf und zelebrieren eine heftige Schlichtheit, die pure Gleichgültigkeit versprüht. Manchmal erinnern mich ZORN aber auch an die Kaputten von HELLFUCKED, etwa in dem Stück „Manch geisterhafte Kreaturen“. Vor allem dann, wenn sich Sänger Roderick voller Innbrunst und Abscheu die Seele aus dem Leib zu keifen scheint.

Auch wenn „Gegen alles“ in der Summe ein gemeines, fieses und wüstes Album ist, ist es jedoch alles andere als plump. Im Gegenteil: Es gibt viele Tempoveränderungen und zahlreiche harmonische Variationen. Ich würde das Spiel an den Gitarren nicht unbedingt als melodisch bezeichnen wollen, doch gibt es einige gute, nicht unmelodische Riffs zu hören, die den teils hochgradig aggressiven und tosenden Black Metal enorm bereichern. Vor allem wenn ZORN das Tempo etwas rausnehmen, offenbaren sich die geschickt platzierten Melodien. „Gegen alles“ ist definitiv ein sehr gelungenes und überzeugendes Album. Sowohl spielerisch, klanglich als auch atmosphärisch ist es ein Volltreffer! Wer kompromisslosen, bösen und aggressiven Black Metal sucht, ist mit „Gegen alles“ bestens beraten.

1. Gegen alles
2. In der Dunkelheit
3. Verbrannte Erde
4. Manch geisterhafte Kreaturen
5. Madenwerk
6. Deathfuck
7. V.c.H.u.j.B.
8. Zorn & Zerstörung V

http://www.christhuntproductions.com/ 

18.08.2014

Moloch - Die Isolation | 2014 | Desire Records | Vinyl | Black Metal




Die Diskographie MOLOCHS sieht sehr beeindruckend aus. Auf Discogs sind 82 Veröffentlichungen des ukrainischen Einmannprojekts gelistet. Ein weiterer Eintrag wird das in Kürze erscheinende Vinylalbum „Die Isolation“ sein. Es wird neun Lieder umfassen, von denen lediglich zwei Titel Ambient enthalten, was mich natürlich freut, so haderte ich auf früheren Veröffentlichungen doch immer mit dem Ambient aus dem Hause Moloch.

Aber selbstverständlich fungiert das Eröffnungslied als minimalistische Ambient-Einleitung, ehe dann schleppend mit dem Lied „Depressive Visionen eines sterbenden Horizonts“ der Black Metal seinen Lauf nimmt. Es ist ein ruhiges Lied, welches durch grell gestimmte, verzerrte Gitarrenmelodien und verschieden sprechende Stimmen bestimmt ist. Melancholisch und schwer ist dieser Einstieg ins Album und es wird auch atmosphärisch nicht besser werden. „Die Isolation“ ist ein düsteres und depressives Album, das stellenweise an die alten Sachen von BURZUM erinnert.

Die Musik MOLOCHS kommt ohne Effekthascherei aus. Es ist vielmehr ein ruhiges und dezentes Album. Das Spiel an den Gitarren ist ruhig, die rau-grellen Melodien breiten bestimmend einen schweren Mantel der Dunkelheit aus, während der entrückte Gesang, der mal mehr mal weniger eindringlich kreischend und emotional ist, innerste Verstimmungen ausdrückt. Am besten gefallen mir auf „Die Isolation“ die langsam gespielten Gitarren, deren ruhige Melodien eindringlich sind und mich klanglich als auch atmosphärisch ein wenig an „Suicidal Emotions“ von ABYSSIC HATE erinnern. Den Klang empfinde ich grundsätzlich als sehr gelungen. Die Produktion ist einerseits klar, andererseits aber auch rau. Die Instrumente kommen differenziert zur Geltung, wobei die Gitarren wie erwähnt grell und rau klingen und das Schlagwerk dumpf und scheppernd im Hintergrund trommelt.

Musikalisch bin ich positiv von MOLOCH überrascht. Zwar gab es auch früher schon das eine und andere Black Metal Lied, mit dem mich der Ukrainer anzusprechen vermochte, jedoch fremdelte ich mit dem mir bekannten zumeist. Mit dem Album „Die Isolation“ gibt es nun eine gelungene Genre-Veröffentlichung, die mich vor allem des minimalistischen Aufwands,  der Unaufgeregtheit und der dezenten aber guten Melodik wegen überzeugt. Allerdings empfinde ich das letzte Lied „Abgrund meines Wesens“ als überflüssig. Es ist 22 Minuten lang und besteht aus – für mich – langweiligem, sphärischen Ambient. Da wäre das Akustikgitarrenstück „Nebelwald“ zuvor die bessere Ausleitung gewesen.


A1 Das Uralte verweilt dazwischen
A2 Depressive Visionen eines sterbenden Horizonts
A3 Sterben unter der Blässe der Unvermeidlichkeit
A4 Die letzten Strahlen der Sonne verblassen in der Kälte der Apathie
A5 Wo der Winter unaufhörlich schlägt
A6 Das Leben ist wie ein verwundeter Vogel der langsam vom Himmel fällt
A7 E.Khu
B1 Nebelwald
B2 Abgrund meines Wesens