20.06.2014

Old Wainds - Nordraum | 2014 | Negative Existence | CD / Vinyl / Download | Black Metal



Sechs Jahre war es still um OLD WAINDS aus dem Nordwesten Russlands. Und ohne groß Aufhebens zu machen wurde kürzlich das vierte Album „Nordraum“ veröffentlicht. In aller Stille wohl auch deshalb, da OLD WAINDS ihr neustes Werk über die amerikanische Schmiede Negative Existence veröffentlichten, die hierzulande wohl eher weniger Beachtung findet.

OLD WAINDS haben seit ihren ersten Demos ihren gänzlich eigenen Stil, der sich zwar im Laufe der Zeit entwickelte, doch sind sie sich und ihrer Eigenständigkeit stets treu geblieben, auch wenn das 2008 erschienene Album „Death Nord Kult“ gegenüber seinem Vorgänger „Scalding Coldness“ eine große Veränderung darstellte. Ähnlich verhält es sich nun mit „Nordraum“, welches sich von seinem Vorgänger „Death Nord Kult“ ebenfalls stark unterscheidet. OLD WAINDS spielen nach wie vor ihren grimmigen, rohen und skandinavisch inspirierten Black Metal. Im Vergleich zu „Death Nord Kult“ ist „Nordraum“ allerdings wesentlich geradliniger und roher. Der oftmals schnelle Rhythmus ist über weite Strecken schlicht und scheppert während der rasenden Parts auch enorm. Dazu kommen die stark verzerrten Gitarren, deren Riffs so manches Mal zu einer matschig wirkenden Geräuschkulisse mutieren, was dann zur rohen und geradlinigen aber auch aggressiven Atmosphäre führt. OLD WAINDS sind zwar noch immer befähigt großartige Riffs und Melodien zu spielen, doch haben sie diese subtil und unauffällig versteckt. Offen melodisch wie einst die beiden Alben „Religion Of Spiritual Violence“ und „Scalding Coldness“ ist „Nordraum“ nicht. Das war schon bei „Death Nord Kult“ nicht mehr der Fall. Aber trotzdem erinnern die neuen Lieder manchmal an die alten Sachen. Es ist die Ruppigkeit und das Direkte, was an die alten Alben erinnert. Denn auch damals konnten OLD WAINDS sehr roh und direkt sein. Das neue Album wirkt wie eine Vermischung aller drei Alben, wobei das neuste Album das härteste und kompromissloseste ist.

„Nordraum“ ist ein wenig gewöhnungsbedürftig. Es gibt zahlreiche dissonante Harmonien sowie eigenwillige Riffs und Breaks, was gemeinsam mit der betont grimmigen Spielweise und Atmosphäre für viele düstere Momente sorgt. Ebenfalls gewöhnungsbedürftig ist auch der Gesang, den diesmal Schlagzeuger Izbor übernahm. Seine Stimme klingt etwas heiser und kratzig, was aber nach einer kurzen Eingewöhnungszeit gut zum direkten Black Metal passt. Oberflächlich betrachtet ist „Nordraum“ womöglich ein langweiliges, schlichtes und simples Album. Das liegt daran, weil OLD WAINDS auf sehr subtile Arrangements setzen, die vollkommen ohne jedwede Effekthascherei auskommen. Das klingt zunächst unspektakulär, offenbart sich aber beim genauen Hinhören als differenzierter Black Metal mit viel Feinarbeit. Es gibt nämlich ob aller Geradlinigkeit sehr viel Abwechslung. Sowohl am Schlagwerk als auch an den Gitarren sind facettenreiche und schwierige Arrangements zu hören, was nur all zu leicht untergehen kann, wenn man der Musik keine Chance gibt.

„Nordraum“ ist kein einfaches Album. Es ist einerseits sehr grob, schroff und direkt, andererseits aber auch voller Vielfalt und Hingabe zum Detail. Großartige direkte Melodien wie auf den beiden ersten Alben sucht man zwar vergeblich, das wird aber durch die kalte, düstere und überaus authentische Atmosphäre wieder wett gemacht. OLD WAINDS wissen auch anno 2014 noch wie man kalten und grimmigen Black Metal zu machen hat. Auch wenn „Nordraum“ zunächst etwas anders klingt, ist es trotzdem zu einhundert Prozent OLD WAINDS. Schon allein das sollte im Grunde genügen.

1. Ascension
2. Insane Stellar Race
3. Not The Sun Nor The Moon
4. Inquiring Of Secercies
5. As Spilled Blood They Sprout
6. Nordraum
7. Refracting The Light
8. Stoneweaver


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