Sechs Jahre
war es still um OLD WAINDS aus dem Nordwesten Russlands. Und ohne groß
Aufhebens zu machen wurde kürzlich das vierte Album „Nordraum“ veröffentlicht.
In aller Stille wohl auch deshalb, da OLD WAINDS ihr neustes Werk über die
amerikanische Schmiede Negative Existence veröffentlichten, die hierzulande
wohl eher weniger Beachtung findet.
OLD WAINDS
haben seit ihren ersten Demos ihren gänzlich eigenen Stil, der sich zwar im
Laufe der Zeit entwickelte, doch sind sie sich und ihrer Eigenständigkeit stets
treu geblieben, auch wenn das 2008 erschienene Album „Death Nord Kult“ gegenüber
seinem Vorgänger „Scalding Coldness“ eine große Veränderung darstellte. Ähnlich
verhält es sich nun mit „Nordraum“, welches sich von seinem Vorgänger „Death
Nord Kult“ ebenfalls stark unterscheidet. OLD WAINDS spielen nach wie vor ihren
grimmigen, rohen und skandinavisch inspirierten Black Metal. Im Vergleich zu „Death
Nord Kult“ ist „Nordraum“ allerdings wesentlich geradliniger und roher. Der
oftmals schnelle Rhythmus ist über weite Strecken schlicht und scheppert
während der rasenden Parts auch enorm. Dazu kommen die stark verzerrten
Gitarren, deren Riffs so manches Mal zu einer matschig wirkenden
Geräuschkulisse mutieren, was dann zur rohen und geradlinigen aber auch
aggressiven Atmosphäre führt. OLD WAINDS sind zwar noch immer befähigt
großartige Riffs und Melodien zu spielen, doch haben sie diese subtil und
unauffällig versteckt. Offen melodisch wie einst die beiden Alben „Religion
Of Spiritual Violence“ und „Scalding Coldness“ ist „Nordraum“ nicht. Das war
schon bei „Death Nord Kult“ nicht mehr der Fall. Aber trotzdem erinnern die neuen Lieder
manchmal an die alten Sachen. Es ist die Ruppigkeit und das Direkte, was an die
alten Alben erinnert. Denn auch damals konnten OLD WAINDS sehr roh und direkt sein. Das neue Album wirkt wie eine Vermischung aller drei
Alben, wobei das neuste Album das härteste und kompromissloseste ist.
„Nordraum“
ist ein wenig gewöhnungsbedürftig. Es gibt zahlreiche dissonante Harmonien sowie
eigenwillige Riffs und Breaks, was gemeinsam mit der betont grimmigen Spielweise und
Atmosphäre für viele düstere Momente sorgt. Ebenfalls gewöhnungsbedürftig ist
auch der Gesang, den diesmal Schlagzeuger Izbor übernahm. Seine Stimme klingt
etwas heiser und kratzig, was aber nach einer kurzen Eingewöhnungszeit gut zum
direkten Black Metal passt. Oberflächlich betrachtet ist „Nordraum“ womöglich
ein langweiliges, schlichtes und simples Album. Das liegt daran, weil OLD
WAINDS auf sehr subtile Arrangements setzen, die vollkommen ohne jedwede
Effekthascherei auskommen. Das klingt zunächst unspektakulär, offenbart sich
aber beim genauen Hinhören als differenzierter Black Metal mit viel
Feinarbeit. Es gibt nämlich ob aller Geradlinigkeit sehr viel Abwechslung.
Sowohl am Schlagwerk als auch an den Gitarren sind facettenreiche und
schwierige Arrangements zu hören, was nur all zu leicht untergehen kann, wenn man der Musik keine Chance gibt.
„Nordraum“
ist kein einfaches Album. Es ist einerseits sehr grob, schroff und direkt,
andererseits aber auch voller Vielfalt und Hingabe zum Detail. Großartige
direkte Melodien wie auf den beiden ersten Alben sucht man zwar vergeblich, das
wird aber durch die kalte, düstere und überaus authentische Atmosphäre wieder
wett gemacht. OLD WAINDS wissen auch anno 2014 noch wie man kalten und
grimmigen Black Metal zu machen hat. Auch wenn „Nordraum“ zunächst etwas anders klingt, ist es trotzdem zu einhundert Prozent OLD WAINDS. Schon allein das sollte im Grunde genügen.
1. Ascension
2. Insane Stellar Race
3. Not The Sun Nor The Moon
4. Inquiring Of Secercies
5. As Spilled Blood They Sprout
6. Nordraum
7. Refracting The Light
8. Stoneweaver
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