Domgård aus Schweden sind mal ein ganz interessanter
Fall, bei dem es sich mehr denn je lohnt, auf die Vorgeschichte
einzugehen. Bereits 1997 gründete sich die Band, doch bevor sie
überhaupt mal dazu kamen ein Album aufzunehmen, mussten mehrere
Mitglieder ins Gefängnis – sie führten (neben anderen Aktionen) die
skandinavische Tradition brennender Kirchen weiter. 2007, alle
Mitglieder waren bereits wieder auf freiem Fuß, brachte sich dann auch
noch Bandmitglied Illbrand um. Eine bewegte Geschichte, vor allem wenn
man bedenkt, daß nach 2 Veröffentlichungen erst im Jahre 2010 das erste
vollwertige Album das Dunkel der Nacht erblicken sollte. Über Sinn und
Unsinn solcher Aktionen möchte ich an dieser Stelle keine Worte
verlieren, meine Ansichten dazu sind nicht relevant – dennoch muss ich
das hervorheben, denn wo andere Bands schon Netzseiten betreiben, bevor
überhaupt ein Tonträger erhältlich ist und nur so mit radikalen
Sprüchen um sich werfen, wurde von Domgård etwas in
die Tat umgesetzt. Das steht im krassen Gegensatz zum allgegenwärtigen
Maulheldentum, das im Black Metal ganz besonders stark ausgeprägt ist –
hierbei bestätigen Ausnahmen selbstverständlich die Regel.
Radikale Taten können zwar bei einem gewissen Publikum einen
Kultstatus bewirken, aber das alleine macht noch keine gute Musik aus.
Bevor ich näher auf diese eingehe, möchte ich noch ein paar Worte zur
Thematik verlieren. Domgård behandeln die germanische
Mythologie, explizit die Unterwelten, die dunklen Seiten selbiger, die
anti-kosmischen Kräfte gehören natürlich dazu. Ähnliches findet man ja
unter anderem bei Arckanum und während des Gefängnisaufenthaltes kam es laut Vindkall auch zur Korrespondenz mit Jon von Dissection, was bei der Ausrichtung gar nicht verwunderlich wirkt. Selbst das nicht gerade unbekannte Projekt Angantyr
widmete offensichtlich ein Demo den Schweden, ich selbst besitze jenes
jedoch nicht und kann daher nichts weiter dazu sagen. Soviel vorweg und
jetzt endlich zur Musik. Wer vermutet, daß die Schweden ihre
Vergangenheit benutzen müssen, um musikalische Defizite zu
kompensieren, der irrt. I Nifelhels Skygd ist rundum gelungen
und muss sich nicht verstecken; skandinavischer Black Metal, wie er mir
gefällt. Freilich ist das kein neuer Klassiker, dafür kommen Domgård
auch etwas zu spät. Angenehm ausgeglichen produzierter Black Metal der
besseren Sorte eben, der nicht mit atmosphärischen Momenten – durch
gute Gitarrenmelodien und Keyboardunterstützung geprägt – geizt, jedoch
auch mal in rockiger Manier für einen Kontrast sorgt. Gitarren und
Keyboard für sich genommen lassen mich gelegentlich mal an frühe Emperor denken, was sich allerdings nicht auf den gesamten Klang übertragen lässt. Domgård
zählen nicht zu den ganz schnellen Vertretern und bewegen sich oft im
mittleren Tempobereich, der Schlagwerker lässt es dementsprechend nicht
wirklich krachen und begleitet meist mit eher simplen Rhythmen. Es
wird also noch möglich sein, bei einem weiteren Album eine Schippe
draufzulegen - Domgård sind aber auch jetzt schon keine anspruchslosen Musikanten und das zeigen sie auf dem Album deutlich.
Auf I Nifelhels Skygd gibt es guten Black Metal zu
hören, der sich an schwedischer und norwegischer Traditionskost der
90er orientiert und trotzdem recht variabel aufgebaut wurde, wodurch es
nicht langweilig wird, wenn man die Scheibe in die Anlage legt. Sicher
ist die Geschichte hinter der Band ebenfalls ein interessanter Faktor,
aber auch auf die Musik bezogen haben Frostscald Records mich erneut
nicht enttäuscht und eine gelungene Veröffentlichung vorgelegt.
7,5/10 Der Einsiedler
01. Austawiðuz sturmaz
02. Niðhöggr
03. Det mörka trolska djupet
04. Svartdraugars likfärd
05. Strömmen
06. Gravlagt I skymningsrök
07. Mörkridors drottning
08. Av muspells eldar krönt
09. Rimfrostens ande (Fimbulvetr Kap II)
10. Över niðafjäll mot tomhetens däld
11. I nifeljels skygd
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