Die deutsche Einmanngruppe Deathgate Arkanum durchpflügt den Untergrund schon seit einigen Jahren. Aufgefallen ist mir die Band durch die 2004er Split mit Odal, Branstock und Cultus. Ich mochte damals den rohen Klang sowie den extrem verzerrten und lauten Gesang. Ein Jahr später erschien das Debütalbum Totenwerke,
welches solide und überaus roh war und zum Teil stark in Richtung DSBM
ging. Seither sind sechs Jahre vergangen und es folgten zwei Splits
und das zweite Album Stillhallen, auf welches nun Seelen folgt.
Stillhallen hatte ich ausgelassen, doch seit Totenwerke hat sich bei Deathgate Arkanum
sehr viel getan. Klanglich ist man bei weitem nicht mehr so rau und
extrem und auch der Gesang wurde entschärft. Es ist zwar nach wie vor
verzerrter Kreischgesang zu hören, aber nicht so böse und extrem wie
damals. Musikalisch lässt sich Seelen als ein
dunkelatmosphärisches Werk beschreiben, auf dem grelle Gitarren, lange
sowie langsame Lieder mit abwechslungsreichen, atmosphärisch-melodischen
Strukturen und Ambienteinlagen zu hören sind. Düster und sicherlich
auch melancholisch, aber nicht unbedingt typisch DSBM, was mir gut
gefällt. Phasenweise sind sogar recht moderne Melodien und Arrangements
zu hören, vor allem in Tremor I und Tremor IV, die
auf mich sehr bedrückend, trostlos, grau und urban wirken. Phasenweise,
also schnipselartig, sind sogar dezent und leise, klare Stimmen zu
hören, die gegen den kehligen Kreischgesang und eine laute, klagende
Gitarrenlinie ankämpfen.
Aber auch im langen und langsam schleppenden Tremor II
ist ein Hauch der Moderne zu hören. Während die Gitarre eine drückende,
teils gar monotone und hypnotische, Melodie spielt, und der Gesang die
atmosphärische Stimmung zu zerreißen droht, sind stellenweise punktuell
gesetzte, synthetische Klänge zu hören, welche die intensive Stimmung
enorm betonen. Tastenklänge sind absolut nichts Neues, aber Deathgate Arkanum verwendet sie in Tremor II nicht im herkömmlichen, tradierten, ambientdesken Sinne (wie man sie z.B. von Burzum
kennt). Sie haben stattdessen einen sehr voluminösen und satten Klang,
so wie man ihn heutzutage produziert, hört und kennt (im Industrial
etwa) - was mir auf Seelen sehr gut gefällt. Überhaupt ist Seelen
eine überaus gute Platte, die sich stimmungstechnisch wandelt, mal zart
und sanft, aber auch laut und verstörend ist. Ganz vereinzelt, wenn
sich die verzerrte Gitarre sowie der Kreischgesang zu lautem Klang
vereinen, erinnert mich Seelen gar ein wenig an EgoNoir. Seelen ist atmosphärisch eine vielseitige Scheibe, die zwar immer dunkel, dies aber in zahlreichen Facetten, ist. In Tremor III sind beispielsweise triste Tastenklänge zu hören, die dann anders als in Tremor II, durchaus in Richtung Burzum gehen.
Ich bin überaus positiv von Deathgate Arkanum überrascht und hatte solch ein gutes Album ehrlich gesagt nicht erwartet. Die Entwicklung seit Totenwerke ist enorm, und die von Deathgate Arkanum
komponierte und arrangierte Melancholie trifft genau meinen Nerv, da
sie trotz aller Bestimmtheit stets auch schlicht und bescheiden auf
mich wirkt. Der einzige Wermutstropfen von Seelen liegt für
mich in der Kürze, da das Werk mit 28 Minuten durchaus länger hätte
sein können. Wer also auf düsteren und atmosphärischen Black Metal
steht, kommt an Seelen definitiv nicht vorbei!
9/10
Aceust
01. Tremor I
02. Tremor II
03. Tremor III
04. Tremor IV
http://www.noneshalldefy.de/
http://amor-fati-productions.de/
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