Wer es gerne grenzenlos und hochgradig experimentell mag, sollte
weiterlesen, alle Anderen können diese Rezension und HAIKU FUNERAL
getrost überspringen und vergessen. HAIKU FUNERAL ist ein Duo, welches
sich aus dem Franzosen William Kopecky und dem Bulgaren Dimitar
Dimitrov zusammensetzt. Kopecky hat bereits mit vielen Gruppen zig
Alben herausgebracht, die aber alle grob zusammengefasst, dem
experimentellen Rock zuzuordnen sind. Dimitrov war ebenfalls zuvor
aktiv, unter anderem in der bulgarischen Folklore. Was hat das nun mit
HAIKU FUNERAL zu tun? Gar nichts. Genau dies ist neben dem Resultat das
Interessante an Nightmare Painting. Zwei Musiker unterschiedlicher
Herkunft und Musikerfahrung haben sich zusammengetan, um mit HAIKU
FUNERAL etwas für sie völlig Neues und Anderes zu machen.
Nightmare Painting ist ein Werk, welches düstere,
alptraumbehaftete Gedichte mit freier Elektronik und einer kaum
spürbaren Dosis Doom und Rock oder Metal vermischt. HAIKU FUNERAL
greifen tief in die Kiste des Elektros und verwenden Dark Ambient, Noise
und Industrial scheinbar wahllos und beliebig. Es gibt ja viele Bands
die das machen, aber ich habe es noch nie so abgedreht und ungewöhnlich
wie bei HAIKU FUNERAL gehört, zumal Kopecky gestandener Bassist ist,
und seine Bassgitarre oft mit dem Elektro eine sehr interessante
Verbindung eingeht. Manchmal wirkt sein Spiel improvisiert, was dem
Ganzen dann sogar einen zarten Hauch von Jazz beimengt. An anderen
Stellen wird das Ambient/Noise/Industrial-Gemisch sogar leicht tanzbar
bzw. lebhaft (Heavy Breasted Innocence), gewiss schräg, aber
rhythmisch mitnehmend, so als hätte man sich psychedelisch zugedröhnt
und würde direkt auf einen Abgrund hinzu „tanzen“ und dabei LIBIDO
AIRBAG und DAFT PUNK zeitgleich hören.
Auf Nightmare Painting gibt es aber auch viele Passagen,
die ruhig und düster sind, in denen lediglich eine unverzerrte,
flüsternde Stimme ein Gedicht vorträgt und dazu passend, dunkle,
unheimliche Geräusche zu hören sind. Das ist zwar nett, spricht mich
aber nicht so sehr an, wie die experimentelleren Stücke oder die
verzerrten, bissigen Stimmen, die es auch gibt. Gerade wenn es
kraftvoller zugeht, Industrial und Noise Einzug halten, wirkt Nightmare Painting
interessant und fesselnd auf mich. Die Arrangements und Harmonien sind
zuweilen sonderbar und düster, erinnern an unterschiedlichste Stile,
Epochen und Bands, was das Ganze für meinen Geschmack sehr interessant
macht.
Ich mag Nightmare Painting, eben auch, weil es für mich
etwas Neues ist. Das Album ist speziell und abgedreht, besitzt aber
extrem stimmungsvolle und atmosphärische Momente, die mich über die
etwas flachen, reinen Ambientpassagen locker hinwegtrösten. Um Gefallen
an HAIKU FUNERAL zu finden, muss man in jedem Fall eine gewisse
Neigung für spezielle und schräge Düstermusik mitbringen.
01. The nightmare door
02. Blacklight amniotic erotica
03. Scorpion ritual
04. Behemoth rising
05. Raining nightbirds
06. Flags of a new empire burn
07. Death poem
08. Heavy breasted innocence
09. Your heart a black tunnel
10. Damnation
http://www.haikufuneral.com/
http://www.aestheticdeath.com/
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