Das Koblenzer Zweiergespann PORTA NIGRA konnte schon im Vorfeld der Erscheinung von Fin De Siècle für einige Aufmerksamkeit sorgen. Vor zwei Monaten erschien die EP Megalomaniac mitsamt eines Musikvideos, welches in recht kurzer Zeit recht viele Abrufe ergattern konnte. Nun steht Fin De Siècle
zum Verkauf. Es ist ein Konzeptalbum welches sich eben um die
französische Künstlerbewegung „Fin de Siècle“ („Ende des Jahrhunderts“)
dreht. Sie existierte ungefähr von 1890 bis 1914 und ist auch unter dem
Begriff „Dekadentismus“ bekannt, da es der Bewegung um den Verfall der
Kultur ging.
PORTA NIGRA greifen diese Thematik textlich als auch optisch aber
weniger musikalisch auf. Musikalisch geben sich die Zwei auf ihrem
Debütalbum stilübergreifend und modern. In eine spezielle Kategorie
lässt sich das Album jedenfalls nicht pressen, wobei ich den
Stilbegriff Dark Metal am zutreffendsten finde. Fin de Siècle
ist ein in mehrerlei Hinsicht abwechslungsreiches, vielfältiges Album.
Schon alleine die Gesänge sind höchst variabel. Es gibt klare Stimmen,
Chöre und auch die verzerrten Stimmen sind facettenreich und kommen
bitter böse geschrien oder dunkel und ruhig intoniert daher. Rhythmisch
bewegen sich PORTA NIGRA zumeist mittelschnell fort, wobei es auch
hier viele Abstufungen gibt und zudem eine Menge Breaks vorhanden sind.
Fin De Siècle ist ein atmosphärisches und bewegliches Werk,
dass mich irgendwie an AGRYPNIE oder eine Band von Lupus Lounge bzw.
Prophecy denken lässt. Nicht, weil man die Gruppen stilistisch
unbedingt vergleichen könnte, sondern eher der Inszenierung und des
transportieren Gefühls wegen. Die deutschsprachigen Texte sind gut
verständlich, die Melodien sind nicht zu düster und trotzdem ist das
Ganze auf seine eigene, spezielle Art neblig trüb und grau.
Überall ist zu lesen dass das Lied Megalomaniac das beste Stück des Albums sei. Ich empfinde das anders, mir gefällt gleich der erste Titel Dekadente Nächte
am besten. Für mich ist es das dunkelste Lied der CD. Der Anfang ist
dunkelatmosphärisch und sphärisch während im Mittelteil harte Riffs und
ein guter, eigenwilliger Gesang für Dynamik und Wiedererkennung
sorgen. Megalomaniac ist mir hingegen mit seinen sanften
Klargesängen im Refrain, der schon radiotauglich ist, viel zu weich,
obgleich der keifende Kreischgesang etwas für sich hat. Das in Teilen
trockene und technische, aber düstere und harte Der Spiegel hat auch etwas Hässliches, was mir gut gefällt und mich an RICHTHOFENS Seelenwalzer-Album erinnert.
Fin De Siècle ist ein musikalisch gut gemachtes und
inszeniertes Album, welches sicherlich sehr erfolgreich werden dürfte.
All jene, die deutschen (Avantgarde) Dark Metal mit dezentem Black
Metal Einschlag mögen, werden und sollten hier sicherlich zugreifen.
Mir persönlich ist das Album insgesamt aber etwas zu weich und milde,
mir würden mehr Hässlichkeit und/oder Härte gut gefallen. Ansätze davon
gibt es zwar, aber sind diese für meine Begriffe zu rar gesät.
01. Dekadente Nächte
02. Megalomaniac
03. Der Spiegel
04. Absinthfee
05. Aas der Meere
06. Fin de siècle
07. Tod meiner Lust
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