Ich war ziemlich überrascht als ich kürzlich Hel im Briefkasten vorfand. Ich hatte schon seit längerer Zeit, eigentlich seit dem 2008 erschienenem Album Letum
nichts Neues mehr von MELENCOLIA ESTATICA gehört, und wusste nicht
mal, ob die Gruppe um Climaxia überhaupt noch existiert. Wie man sieht,
MELENCOLIA ESTATICA sind noch da und melden sich nun mit dem dritten
Album zurück. Ich war vom selbstbetitelten Debütalbum sehr angetan, ich mochte die Kombination aus Climaxias harschem Gesang und den ungewöhnlichen, atmosphärischen Harmonien. Letum war ein würdiger Nachfolger, unterschied sich aber schon in einigen Punkten sehr vom Debüt.
Hel ist ein dunkelatmosphärisches Album das von Fritz
Langs „Metropolis“ inspiriert wurde, was man auch schon allein von der
Aufmachung des Digipaks und Bootleks herleiten kann. Hel ist atmosphärisch und abwechslungsreich, dabei immer aber auch düster und bisweilen auch obskur und bizarr. Es gibt gegenüber Letum
einige Veränderungen, zunächst nimmt sich Climaxia gesanglich zurück
und auch strukturell ist das Album weniger hart und direkt wie der
Vorgänger. Ich finde es schade dass man Climaxia kaum noch hört, ich
fand, ihr ausdrucksstarker verzerrter Gesang hat der Musik stets etwas
Besonderes verliehen. Nun ist sie nur noch unverzerrt als
atmosphärische Hintergrundstimme zu hören.
Mit Hel I beginnt das Album sehr stark, da es sich
hierbei um ein düsteres und sphärisches Lied handelt, in dem Climaxias
unverzerrte Stimme und einige dezente und angenehme Ambienteinlagen zu
hören sind. Das Lied funktioniert sehr gut, da es, auch rifftechnisch,
fesselnd und düster ist. Die Mischung aus dem mittelschnellen aber
treibenden Rhythmus, Afthenktos‘ männlichem verzerrten Gesang und der
sphärischen Klarstimme Climaxias erzeugen eine spezielle, finstere
Atmosphäre, die mich durchaus ans Debüt erinnert. Auch Hel II
überzeugt, vor allem der überaus düsteren und atmosphärischen
Ambientleinlagen in der zweiten Hälfte wegen. Den schnellen Black Metal
der ersten Hälfte hingegen kann ich nicht so viel abgewinnen, woran
auch Afthenktos‘ statischer und monotoner Gesang schuld ist.
Hel ist insgesamt betrachtet ein sehr
abwechslungsreiches Album. Es gibt in jedem Lied unterschiedliche
Passagen, geradlinige Parts aber auch komplexe und schon recht
technische Parts. Besonders gut gefällt mir Hel immer dann,
wenn MELENCOLIA ESTATICA zu düsteren atmosphärischen Elementen greifen.
Diese sind nicht nur einfach düster sondern auch makaber und passen
demzufolge auch wunderbar zum Thema. Da ist es wohl auch kein Zufall,
dass der werte Herr Mories (GNAW THEIR TONGUES, DE MAGIA VETERUM) als
besonderer Gastmusiker seine Finger mit im Spiel hatte.
Für mich wird das Debütalbum die beste Veröffentlichung von
MELENCOLIA ESTATICA bleiben. Trotz der Unterschiedlichkeiten haben aber
alle drei Alben etwas gemeinsam: Sie sind eigenständig, düster und in
jedem Fall hörenswert. Climaxia versteht es, wie man stimmungsvollen,
melancholischen und obskuren Black Metal macht. Hätte sie einen
größeren Anteil am Gesang, würde mir Hel sicherlich noch besser gefallen. Kurzum: Hel
ist ein gutes, düsteres, atmosphärisches und eigenwilliges Album. Es
gibt für meinen Geschmack zwar die genannte, kleiner Schwäche den Gesang
betreffend, aber das ändert nichts daran, dass man es hier mit einer
ungewöhnlichen und außergewöhnlichen Band zu tun hat, die einen eigenen
Stil und eine Vision hat, was man auch auf Hel wiederfindet. In diesem Sinne ist Hel ein gelungenes Werk.
01. Hel I
02. Hel II
03. Hel III
04. Hel IV
05. Hel V
06. Hel VI
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