30.11.2012

Melencolia Estatica - Hël | 2012 | Temple Of Torturous | CD | Black Metal

Ich war ziemlich überrascht als ich kürzlich Hel im Briefkasten vorfand. Ich hatte schon seit längerer Zeit, eigentlich seit dem 2008 erschienenem Album Letum nichts Neues mehr von MELENCOLIA ESTATICA gehört, und wusste nicht mal, ob die Gruppe um Climaxia überhaupt noch existiert. Wie man sieht, MELENCOLIA ESTATICA sind noch da und melden sich nun mit dem dritten Album zurück. Ich war vom selbstbetitelten Debütalbum sehr angetan, ich mochte die Kombination aus Climaxias harschem Gesang und den ungewöhnlichen, atmosphärischen Harmonien. Letum war ein würdiger Nachfolger, unterschied sich aber schon in einigen Punkten sehr vom Debüt.

Hel ist ein dunkelatmosphärisches Album das von Fritz Langs „Metropolis“ inspiriert wurde, was man auch schon allein von der Aufmachung des Digipaks und Bootleks herleiten kann. Hel ist atmosphärisch und abwechslungsreich, dabei immer aber auch düster und bisweilen auch obskur und bizarr. Es gibt gegenüber Letum einige Veränderungen, zunächst nimmt sich Climaxia gesanglich zurück und auch strukturell ist das Album weniger hart und direkt wie der Vorgänger. Ich finde es schade dass man Climaxia kaum noch hört, ich fand, ihr ausdrucksstarker verzerrter Gesang hat der Musik stets etwas Besonderes verliehen. Nun ist sie nur noch unverzerrt als atmosphärische Hintergrundstimme zu hören.

Mit Hel I beginnt das Album sehr stark, da es sich hierbei um ein düsteres und sphärisches Lied handelt, in dem Climaxias unverzerrte Stimme und einige dezente und angenehme Ambienteinlagen zu hören sind. Das Lied funktioniert sehr gut, da es, auch rifftechnisch, fesselnd und düster ist. Die Mischung aus dem mittelschnellen aber treibenden Rhythmus, Afthenktos‘ männlichem verzerrten Gesang und der sphärischen Klarstimme Climaxias erzeugen eine spezielle, finstere Atmosphäre, die mich durchaus ans Debüt erinnert. Auch Hel II überzeugt, vor allem der überaus düsteren und atmosphärischen Ambientleinlagen in der zweiten Hälfte wegen. Den schnellen Black Metal der ersten Hälfte hingegen kann ich nicht so viel abgewinnen, woran auch Afthenktos‘ statischer und monotoner Gesang schuld ist.

Hel ist insgesamt betrachtet ein sehr abwechslungsreiches Album. Es gibt in jedem Lied unterschiedliche Passagen, geradlinige Parts aber auch komplexe und schon recht technische Parts. Besonders gut gefällt mir Hel immer dann, wenn MELENCOLIA ESTATICA zu düsteren atmosphärischen Elementen greifen. Diese sind nicht nur einfach düster sondern auch makaber und passen demzufolge auch wunderbar zum Thema. Da ist es wohl auch kein Zufall, dass der werte Herr Mories (GNAW THEIR TONGUES, DE MAGIA VETERUM) als besonderer Gastmusiker seine Finger mit im Spiel hatte.

Für mich wird das Debütalbum die beste Veröffentlichung von MELENCOLIA ESTATICA bleiben. Trotz der Unterschiedlichkeiten haben aber alle drei Alben etwas gemeinsam: Sie sind eigenständig, düster und in jedem Fall hörenswert. Climaxia versteht es, wie man stimmungsvollen, melancholischen und obskuren Black Metal macht. Hätte sie einen größeren Anteil am Gesang, würde mir Hel sicherlich noch besser gefallen. Kurzum: Hel ist ein gutes, düsteres, atmosphärisches und eigenwilliges Album. Es gibt für meinen Geschmack zwar die genannte, kleiner Schwäche den Gesang betreffend, aber das ändert nichts daran, dass man es hier mit einer ungewöhnlichen und außergewöhnlichen Band zu tun hat, die einen eigenen Stil und eine Vision hat, was man auch auf Hel wiederfindet. In diesem Sinne ist Hel ein gelungenes Werk.

01. Hel I
02. Hel II
03. Hel III
04. Hel IV
05. Hel V
06. Hel VI

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