Die hessische Black Metal Gruppe MEMBARIS geistert schon seit einigen
Jahren durch den Untergrund, doch richtig viel Aufmerksamkeit scheinen
sie bisher nicht abbekommen zu haben. Das Debütalbum Poetry Of Chaos erschien 2004, 2007 folgte Into Nevermore, 2010 entdeckte ich MEMBARIS dann mit ihrem dritten Album Grenzgänger, auf das dann vergangenen Sommer Entartet folgte. Ich bin und war von Grenzgänger damals sehr angetan, entsprechend hoch waren auch meine Erwartungen an Entartet.
Und ausnahmsweise wurden meiner Erwarten mal nicht enttäuscht, ganz im
Gegenteil: Es ist MEMBARIS sogar gelungen noch eine Schippe drauf zu
legen! Entartet hat mich sofort umgehauen und sich auf meine persönliche Liste der besten Alben des Jahres 2012 gespielt.
MEMBARIS gelingt das Kunststück, Melodik mit bedingungsloser
Härte und Heftigkeit zu kombinieren, ohne einerseits das Melodische zu
melodisch werden zu lassen und andererseits die Härte nicht einfältig
erscheinen zu lassen. Die Mischung aus emotionalen Melodien und
diabolischer Brachialität ist eindringlich, energisch, absolut
vereinnahmend. Dies wurde in ein komplexes und vielschichtiges Album
eingebettet. Die Lieder sind relativ lang und zeichnen sich durch
abwechslungsreiche Strukturen aus, die zum Teil sehr anspruchsvoll sind
und technisch einwandfrei eingespielt wurden. Schon alleine das Spiel
am Schlagwerk ist grandios, es ist eine wahre Freude dem
vielschichtigen, flotten, dynamischen und punktgenauen Trommelfeuer
zuzuhören. Obwohl es sehr viel Raserei gibt, verlieren sich MEMBARIS
niemals in Eingängigkeit, es ist ständig etwas in Bewegung, ständig
gibt es spielerische Akzente zu hören, die überraschen und begeistern.
Dies gilt nicht nur für das Schlagwerk, auch an den Gitarren gibt es
zahlreiche großartige Riffs zu hören, die sowohl messerscharf als auch
düster und melancholisch sind. In dem Stück Strömungen gibt es
etwa in der Mitte eine schleppende instrumentale Passage, deren
verzerrte, langsame Gitarre, mich ein wenig an frühere Sachen von
TODESSTOSS erinnert.
MEMBARIS haben einen ganz eigenen Stil, der modern und
professionell klingt, sich aber zugleich keinem Trend unterwirft. Wer
daran zweifelt, soll einfach mal das Lied Midas hören. Schon
in den ersten Sekunden wird deutlich, dass MEMBARIS es zweifellos
verstehen, den Geist des Black Metals authentisch, überzeugend und
nachhaltig zu verkörpern. Entartet ist ein Album, welches für
mich Referenzcharakter hat und zeigt, wie Black Metal heutzutage
klingen sollte. Es ist selten geworden im Black Metal, dass ein Album
so gelungen und schlüssig Atmosphäre, Emotionalität, Hässlichkeit,
Kälte, Hass und Brutalität miteinander vereint. MEMBARIS beherrschen
sowohl den kalten, rasenden Black Metal als auch anspruchsvolle,
melodische und emotionale Abwechslung. Es gelang MEMBARIS, mich mit Entartet
sofort mit dem Einsetzen der ersten Sekunden abzuholen, zu entführen
und mich 70 Minuten langen gefangen zu halten, ohne auch nur eine
Sekunde davon zu bereuen. Entartet ist ein intensives, hochgradig spannungsgeladenes Album.
Bereits Grenzgänger war für mich ein kleines Meisterwerk und Entartet
steht dem in nichts nach, umso unverständlicher ist es mir, weshalb
MEMBARIS in Deutschland anscheinend relativ unbekannt sind. Dabei sind
die beiden Alben so gut, dass die Hessen für mich auch im
internationalem Vergleich zur Speerspitze gehören. Entartet ist für mich jedenfalls eine der besten Black Metal Alben 2012, vielleicht sogar das beste!
01. Sterblichkeit
02. Monotonkrieger
03. Strömungen
04. Entartet
05. Midas
06. Auszüge aus dem Tagebuch des Steineziehers
07. Ein Zustand in der Ferne
https://de-de.facebook.com/membarisofficial
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