Dogma ist da. Ursprünglich war Ende Oktober 2009 als
Veröffentlichungstermin angedacht, aber es musste erst der Februar 2011
kommen, ehe Wintermoons drittes Album endlich auf die Menschheit losgelassen werden kann. Der 2007 erschienene Vorgänger Arroganz
war für mich ein ganz besonderer Leckerbissen, den ich mir auch heute
noch gerne und immer wieder mal zu Gemüte führe. Entsprechend groß
waren meine Erwartungen im Vorfeld. Arroganz ist für mich die
perfekte Symbiose von Eingängigkeit, Grimmigkeit und ungeschönten,
geradewegs vor die Füße gekotzten Rotz. Primitiv und gemein war Arroganz,
aber dennoch mit feinen Riffs und einer gewissen Anmut gesegnet. Es
ist verdammt schwer, auf so ein Album einen würdigen Nachfolger
abzuliefern.
Obwohl Dogma lediglich fünf Lieder beinhaltet, kommt es dennoch auf über 61 Minuten Spielzeit. Lange Lieder kennt man schon vom Debütabum Sorrow & Hate, doch wird dies auf Dogma auf die Spitze getrieben. Wie dem auch sei, grimmig und roh ist Dogma ebenfalls. Überhaupt hat sich grundsätzlich am Stil von Wintermoon
nur wenig verändert. Die Veränderungen fanden im Promillebereich statt
und betreffen Details wie Klangproduktion und subjektiv wahrgenommene
Atmosphäre. Zudem ist der Gesang wärmer und kehliger als auf Arroganz
und demnach leider auch nicht so extrem, bissig und knarzig. Dies
passt allerdings zu der insgesamt wärmeren und voluminöseren
Klangproduktion, die satt, differenziert und modern ist.
In den drei Angst-Liedern dominiert Monotonie pur, über
weite Strecken poltert das eingängige Schlagwerk dahin, während man das
Riffing minimal auf das Nötigste beschränkt. Mir gefällt das, auch
wenn es mit Sicherheit eine Menge Leute geben wird, denen das zu
langweilig und langgezogen ist. Wintermoon klingt auch auf Dogma noch immer ein wenig nach Darkthrone,
auch wenn die Ähnlichkeit gegenüber den beiden früheren Alben merklich
nachgelassen hat. Es gibt aber nicht nur rohe Monotonie; Veränderungen
und Wechsel sind auch auf Dogma kein Fremdwort, nur werden sie rar gesät, was das Material insgesamt behutsam betont. Am Anfang von Angst III
ist kurzweilig eine klare, lieblich gespielte Gitarre zu hören, ehe der
wüst stampfende Black Metal mit grellen Riffs und stampfendem
Schlagwerk loslegt.
Auf die Angst-Trilogie folgen dann die etwas anders klingenden Stücke Ruins und Supremacy. Ruins
ist durch die Bank langsam und schleppend, dabei aber durchaus auch
weiterhin direkt und geradlinig, wobei vor allem der kraftvolle
Schlussspurt mit etwas höherem Tempo und guten Riffs zu gefallen weiß.
Darauf folgt dann Supremacy, welches siebzehneinhalb Minuten währt und eine für Wintermoons Verhältnisse überaus atmosphärisch gelagerte Nummer ist. Supremacy
ist zwar auch eingängig, doch entwickeln das treibende, mittelschnelle
Schlagzeug sowie die wenigen, sich wiederholenden melodischen Riffs
einen melancholischen, fast schon hypnotischen Sog. Wenn man bisher bei
Wintermoon immer auch ein wenig an Darkthrone dachte, so denkt man nun bei Supremacy ein wenig an Burzum.
Dogma ist ein wunderbares, großartiges Album. Black
Metal pur, oft monoton - aber durchaus zeitgemäß, wenn man nur mal an
den Klang denkt. Es ist Wintermoon ein kleines Kunststück gelungen: Zunächst war ich ein wenig enttäuscht, da sich Dogma doch etwas von Arroganz
unterscheidet, es nicht ganz so gemein und bissig ist. Dafür hat es
andere Vorzüge ohne den von Anfang an bestrittenen Pfad zu leugnen. Dogma ist eine Weiterentwicklung, aber es ist nach wie vor Wintermoon. Nach Arroganz ist es Wintermoon
also gelungen, ein zweites Meisterwerk abzuliefern, ohne sich selbst
zu kopieren, aber auch ohne sich selbst zu verlieren. Grandios! Für alle
Fanatiker und Puristen ist diese, auf 300 Stück limitierte
Digipak-Ausgabe, ein absoluter Pflichtkauf.
9/10
Aceust
01. Angst I
02. Angst II
03. Angst III
04. Ruins
05. Supremacy
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