Die Erwartungen meinerseits an das neue Album von Melencolia Estatica
waren in Vorfeld groß, konnte das Debüt seinerzeit doch gänzlich
überzeugen. Aufgrund dieser hohen Erwartungshaltung muss ich vorab
sagen, dass Letum mit dem Debüt nicht ganz mithalten kann.
Mit dem Beginn von Letum I fällt sofort der etwas rauere
Klang auf und auch, dass das Schlagzeugspiel verbessert wurde. Es
klingt nun natürlicher und flüssiger. Ansonsten hört sich Letum zunächst einfach nach Melencolia Estatica an. Letum I
enthält alle Zutaten die auch auf dem Vorgänger Verwendung fanden:
Schleppende Parts, atmosphärische Passagen und auch die schnellen und
aggressiven Schübe fehlen nicht. Diese schnellen und harten Strecken
wirken allerdings nicht ganz so heftig und eindringlich wie so manches
Mal auf dem Debüt. Vielleicht liegt es am raueren und dumpferen Klang,
der einen energischen und druckvollen Moment verhindert. Die ruhigen und
atmosphärischen Elemente, vornehmlich klare Gitarrenpassagen, gefallen
gut.
Überwiegend schnell und antreibend ist Letum II.
Sämtliche Gitarren werden lebhaft gespielt, wobei die Melodieführung
aber überschaubar und eher eingängig bleibt und der Bass angenehm
durchschimmert. Zwei ruhigere Unterbrechungen mit leisen atmosphärischen
Arrangements sind auch zu hören. Die größten Akzente setzt allerdings
der Kreischgesang, welcher energisch und eindringlich ist und mit dem
lebhaften aber dezenten Saitenspiel gut harmoniert.
Sehr schnelle und eingängig angelegte Parts sind auch in Letum III
zu hören. Hier ist es dann auch ein wenig bedauerlich, dass dem Klang
etwas Druck fehlt, denn diese, an und für sich heftigen
Geschwindigkeitseinlagen, verpuffen so mehr oder wirkungslos. Dafür sind
dann die melodischen Anteile umso wirkungsvoller, da Melencolia Estatica
nach wie vor begabt darin ist, dunkle Harmonien zu kreieren – was sich
im Wechsel mit diesen barbarisch schnellen Parts auch sehr gut anhört.
Dem Schlagzeug fehlt lediglich der nötige Druck, dann wäre es beinahe
perfekt.
Im vierten Titel, der langsam und leicht melodisch eingefärbt
beginnt, werden während der schnellen und antreibenden Parts
Erinnerungen an das erste Lied des Debüts wach. Der schnelle
Grundrhythmus, die Gitarrenmelodien und der Gesang formen eine ähnlich
dichte Atmosphäre, wie es bei Meditatio I der Fall war. Darüber
hinaus ist die düstere atmosphärische Passage im Mittelteil wunderbar,
da sie ein wenig sphärisch und hypnotisch, einfach durch und durch
dunkel ist. Aber auch die harten Ausbrüche haben es hier in sich, da die
Wechsel, der zum Teil stark geschriene Kreischgesang und die Melodien
perfekt miteinander harmonieren und dadurch sehr energisch werden.
Auch im letzten Titel ist die hohe Grundgeschwindigkeit
maßgebend. Natürlich gibt es einige langsamer geartete Parts, sanfte
melodische Einsprengsel, doch ist es vor allem die Schnelligkeit die
ausschlaggebend ist. Die Gitarren sind vor allem während dieser
schnellen Parts dezent und eher eingängig.
Letum ist sicherlich ein sehr anständiges Album, auf dem
vor allem Schnelligkeit mit dunkelatmosphärischen Elementen kombiniert
wurde. Und obwohl mit Letum IV ein Hochkaräter auf dem Werk
vertreten ist, erreicht das neue Album nicht ganz an die Klasse des
Debüts. Das Debüt war insgesamt düsterer, bizarrer und obskurer. Dies
fehlt mit auf Letum, obgleich es klanglich, spieltechnisch und
strukturell professioneller und ausgereifter ist. Am Ende ist es wohl
einfach nur Geschmackssache.
7/10
Aceust
01. Letum I
02. Letum II
03. Letum III
04. Letum IV
05. Letum V
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