Nachdem mir Aschefalls erstes Demo so gut gefallen hatte, war die Freude natürlich groß, als der zweite Streich Fäden gen Unendlichkeit
bei mir ins Haus flatterte. Doch wie das so ist, mit meiner eigenen
Unzulänglichkeit, Neues und Veränderungen anzunehmen, tat ich mich
zunächst sehr schwer damit, einen Zugang zum neuen Demo zu finden.
Zu aller erst fällt nämlich auf, dass der Klang besser, klarer
und professioneller ausgefallen ist. Dadurch fehlt der Musik nun etwas
spezielles atmosphärisches, etwas, was ich so sehr an Alptraumssymphonien
geschätzt habe. Der raue, etwas unsaubere Klang verlieh dem ersten Demo
nämlich eine einzigartige, teils morbide Atmosphäre. Doch inzwischen
weiß ich auch die Vorzüge von Fäden gen Unendlichkeit zu würdigen.
Das Intro ist sehr ruhig und unaufgeregt. Ruhige
melodische Arrangements im Hintergrund und langgezogene, sphärische
Melodien im Vordergrund bewirken eine träumerische, nahezu meditative
Stimmung. Im Grunde lege ich keinen sonderlichen Wert auf Einklänge,
doch dieses Intro ist großartig und demnach mit knappen drei Minuten Spielzeit sogar zu kurz.
Ein Koloss in Grau macht erst einmal Schluss mit
jeglicher, zuvor aufgebauter Stimmung, da das Lied dezidiert schnell und
eingängig beginnt. Es ist preschend, hämmernd und stampfend bis zur
ersten Strophe, welche durch den stark verzerrten aber verständlichen
Gesang geprägt ist, und ruhiger sowie melodischer beschaffen ist. Auf
die Strophe folgt erneut dieser schnelle Part, der diesmal jedoch in
einer harmonischen Passage mündet. In dieser sind wieder die
vortrefflichen, sphärischen Melodien, die man schon im Intro bestaunen
konnte, zu hören.
So gab es in Schwarze Puppen auf dem ersten Demo Klaus Kinski zu hören, so ist diesmal in Zweitgeboren die Filmfigur Tyler Durden aus „Fight Club“ zitierend zu vernehmen. Zweitgeboren
ist ein sehr ruhiges Lied, zunächst bestehend aus ruhigen Melodien, die
einer Akustikgitarre entlockt wurden. Irgendwann ist Tyler Durdens
Stimme zu hören; und wie als eine trostlose Essenz, resultierend aus
seinem Zitat, bäumt sich Aschefall hiernach auf und das
Lied wandelt sich von der ruhigen Beschaulichkeit in das kurze,
kraftvolle, bedrückende und laute Finale, welches ohne Schnelligkeit und
Brutalität auszukommen weiß.
Rot ist Blut ist Tod stellt das rohste Stück von Fäden gen Unendlichkeit
dar. Es ist rhythmisch eingängig gehalten, dabei geradlinig und
schnell. Die melodische Begleitung an den Gitarren ist gleichfalls
eingängig gehalten. Lediglich vereinzelte ruhige Melodien der
Führungsgitarre verleihen dem Lied harmonische Momente. Dazu kommt der
verzerrte Kreischgesang, der etwas gequältes und krankhaftes inne hat.
Mit dem Outro endet Aschefalls zweites Demo ebenso wunderbar und überragend, wie es mit dem Intro begann.
Fäden gen Unendlichkeit ist ein ebenso gelungenes und überzeugendes Demo, wie Alptraumssymphonien
eines war. Doch die Veränderungen zwischen den beiden
Veröffentlichungen sind groß. Dies liegt vor allem in der klanglichen
Verbesserung begründet, die einen sterilen Unterton hat, was dazu
beiträgt, die verstörende Grau-Ästhetik Aschefalls und
die melancholischen Blüten zu betonen. Doch aufgrund dieser
Klanggestaltung fehlt der Musik der atmosphärische (raue) Wahnsinn, der
auf Alptraumssymphonien so präsent war. Diesen Wahnsinn
verbinde ich in erster Linie mit den Gitarren, die auf dem ersten Demo
einen warmen, lebendigen Klang hatten und sich vielerorts zu einer
unüberwindbaren Wand manifestierten, die aus genialen Melodien und Riffs
bestand. Dieser Aspekt fehlt mir auf Fäden gen Unendlichkeit.
Dafür ist das aktuelle Demo jedoch ernster, tiefer und eben grauer.
Unter diesem Gesichtspunkt passt der Klang also wie die bekannte Faust
aufs Auge.
Ein besonderer Bonus dieser Veröffentlichung ist, dass die CD mit
einem schwarzen Beiblatt in Lederoptik ausgeliefert wird, auf welchem
sich eine persönliche Widmung befindet.
Aschefall unterstreichen mit dieser
Veröffentlichung eine ungewöhnliche, eigenständige und sich vom ganzen,
großen Rest, abzuhebende Gruppe zu sein, die man nicht aus den Augen
verlieren sollte.
01. Intro
02. Ein Koloss in Grau
03. Zweitgeboren
04. Rot ist Blut ist Tod
05. Outro
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen