28.02.2006

Aschefall - Fäden gen Unendlichkeit | 2006 | Metallkatharsis | CD | Black Metal

Nachdem mir Aschefalls erstes Demo so gut gefallen hatte, war die Freude natürlich groß, als der zweite Streich Fäden gen Unendlichkeit bei mir ins Haus flatterte. Doch wie das so ist, mit meiner eigenen Unzulänglichkeit, Neues und Veränderungen anzunehmen, tat ich mich zunächst sehr schwer damit, einen Zugang zum neuen Demo zu finden.
Zu aller erst fällt nämlich auf, dass der Klang besser, klarer und professioneller ausgefallen ist. Dadurch fehlt der Musik nun etwas spezielles atmosphärisches, etwas, was ich so sehr an Alptraumssymphonien geschätzt habe. Der raue, etwas unsaubere Klang verlieh dem ersten Demo nämlich eine einzigartige, teils morbide Atmosphäre. Doch inzwischen weiß ich auch die Vorzüge von Fäden gen Unendlichkeit zu würdigen.

Das Intro ist sehr ruhig und unaufgeregt. Ruhige melodische Arrangements im Hintergrund und langgezogene, sphärische Melodien im Vordergrund bewirken eine träumerische, nahezu meditative Stimmung. Im Grunde lege ich keinen sonderlichen Wert auf Einklänge, doch dieses Intro ist großartig und demnach mit knappen drei Minuten Spielzeit sogar zu kurz.
Ein Koloss in Grau macht erst einmal Schluss mit jeglicher, zuvor aufgebauter Stimmung, da das Lied dezidiert schnell und eingängig beginnt. Es ist preschend, hämmernd und stampfend bis zur ersten Strophe, welche durch den stark verzerrten aber verständlichen Gesang geprägt ist, und ruhiger sowie melodischer beschaffen ist. Auf die Strophe folgt erneut dieser schnelle Part, der diesmal jedoch in einer harmonischen Passage mündet. In dieser sind wieder die vortrefflichen, sphärischen Melodien, die man schon im Intro bestaunen konnte, zu hören.

So gab es in Schwarze Puppen auf dem ersten Demo Klaus Kinski zu hören, so ist diesmal in Zweitgeboren die Filmfigur Tyler Durden aus „Fight Club“ zitierend zu vernehmen. Zweitgeboren ist ein sehr ruhiges Lied, zunächst bestehend aus ruhigen Melodien, die einer Akustikgitarre entlockt wurden. Irgendwann ist Tyler Durdens Stimme zu hören; und wie als eine trostlose Essenz, resultierend aus seinem Zitat, bäumt sich Aschefall hiernach auf und das Lied wandelt sich von der ruhigen Beschaulichkeit in das kurze, kraftvolle, bedrückende und laute Finale, welches ohne Schnelligkeit und Brutalität auszukommen weiß.
Rot ist Blut ist Tod stellt das rohste Stück von Fäden gen Unendlichkeit dar. Es ist rhythmisch eingängig gehalten, dabei geradlinig und schnell. Die melodische Begleitung an den Gitarren ist gleichfalls eingängig gehalten. Lediglich vereinzelte ruhige Melodien der Führungsgitarre verleihen dem Lied harmonische Momente. Dazu kommt der verzerrte Kreischgesang, der etwas gequältes und krankhaftes inne hat.

Mit dem Outro endet Aschefalls zweites Demo ebenso wunderbar und überragend, wie es mit dem Intro begann.

Fäden gen Unendlichkeit ist ein ebenso gelungenes und überzeugendes Demo, wie Alptraumssymphonien eines war. Doch die Veränderungen zwischen den beiden Veröffentlichungen sind groß. Dies liegt vor allem in der klanglichen Verbesserung begründet, die einen sterilen Unterton hat, was dazu beiträgt, die verstörende Grau-Ästhetik Aschefalls und die melancholischen Blüten zu betonen. Doch aufgrund dieser Klanggestaltung fehlt der Musik der atmosphärische (raue) Wahnsinn, der auf Alptraumssymphonien so präsent war. Diesen Wahnsinn verbinde ich in erster Linie mit den Gitarren, die auf dem ersten Demo einen warmen, lebendigen Klang hatten und sich vielerorts zu einer unüberwindbaren Wand manifestierten, die aus genialen Melodien und Riffs bestand. Dieser Aspekt fehlt mir auf Fäden gen Unendlichkeit. Dafür ist das aktuelle Demo jedoch ernster, tiefer und eben grauer. Unter diesem Gesichtspunkt passt der Klang also wie die bekannte Faust aufs Auge.
Ein besonderer Bonus dieser Veröffentlichung ist, dass die CD mit einem schwarzen Beiblatt in Lederoptik ausgeliefert wird, auf welchem sich eine persönliche Widmung befindet.

Aschefall unterstreichen mit dieser Veröffentlichung eine ungewöhnliche, eigenständige und sich vom ganzen, großen Rest, abzuhebende Gruppe zu sein, die man nicht aus den Augen verlieren sollte.

01. Intro
02. Ein Koloss in Grau
03. Zweitgeboren
04. Rot ist Blut ist Tod
05. Outro

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