22.01.2015

Kerker - A Dime For The Bleak Faces | 2015 | Nihilistische Klangkunst | CD | Black Metal



Hinter KERKER stecken Neideck und Arges, welche mir beide von TODESKULT bereits geläufig sind. Ersterer treibt überdies noch mit TRAUER sein Unwesen. Alle drei Gruppen weisen einen gewissen Hang zu Atmosphäre und Melancholie auf, wobei sich KERKER aber am deutlichsten von den beiden anderen Projekten abgrenzt.

„A Dime For The Bleak Faces“ ist der Name des Debütalbulms, welches nach zwei Demos aus den Jahren 2006 und 2007 nun folgt. Es ist mit seinen sieben Titeln rund 41 Minuten lang und liefert ein uneinheitliches, also abwechslungsreiches, Bild ab. Mit den beiden ersten Liedern gibt es relativ viel Tempo. Der Rhythmus ist treibend und flott, phasenweise ist Raserei zu hören, die von Neidecks Gesang grimmig begleitet wird. In dieser Anfangsphase wirken KERKER nicht nur grimmig und kalt, sondern auch zielstrebig und geradlinig. Hier spielen KERKER authentischen Black Metal früherer Tage, der dezente und gute Gitarrenmelodien aufweist, die geschickt mit den vielen Tempoeinlagen harmonieren.

Doch mit dem dritten Lied ändert sich so einiges und depressive Elemente breiten sich zunehmend aus. Am Anfang geben KERKER noch Vollgas, so dass kalter, schneller und misanthropischer Black Metal zu hören ist. Irgendwann wird das Tempo komplett rausgenommen und die Kombination aus Neidecks ruhigem sowie heiserem Gesang, der teils klagend und zerbrechlich scheint, mit der grellen Gitarrenmelodie, erinnert mich stark an Nocturnus Horrendus mit seinem Projekt COLDNESS, jedenfalls wenn er mit COLDNESS einen schleppenden Part einlegt. Doch das ist nicht alles. Am Ende des Liedes gibt es sogar Klargesang und drückende Orgelklänge.

Ähnlich vielschichtig geht es dann auch weiter und KERKER präsentieren sich von einer sehr atmosphärischen, gefühlvollen und melancholischen Seite. Manch ein Arrangement wirkt sogar verträumt, wie etwa die Pianopassage in „Prague“. Nach diesem atmosphärischen und melodischen Mittelteil kehren KERKER mit den verbleibenden Liedern zur anfänglichen grimmigen und direkten Atmosphäre und Stilistik zurück.

„A Dime For The Bleak Faces“ ist kein einfaches Album. Es ist sogar etwas gewagt, da die beiden atmosphärischen und melodischen Stücke sich extrem konträr zum Rest des Albums verhalten. Am Anfang und Ende spielen KERKER wunderbar grimmigen, kalten, aggressiven sowie hasserfüllten Black Metal, der ob aller Rohheit und Direktheit auch Melodik und latente Melancholie besitzt. KERKER machen da eigentlich alles richtig, doch mit dem experimentellen Mittelteil setzen  sie einen markanten Kontrast, der nicht jedem gefallen dürfte. Mich haben sie jedenfalls irritiert und mir sagen die rohen und harten Lieder, die klar in der Überzahl sind, wesentlich mehr zu.


1. Dethronement Of Old Kings
2. A Dime For The Bleak Faces
3. Sighisoara Winter
4. Prague
5. Douleur Oblige
6. Nocturnal Empire
7. His Fairway Left Decay


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