Hinter KERKER stecken Neideck und Arges, welche
mir beide von TODESKULT bereits geläufig sind. Ersterer treibt überdies noch
mit TRAUER sein Unwesen. Alle drei Gruppen weisen einen
gewissen Hang zu Atmosphäre und Melancholie auf, wobei sich KERKER aber am
deutlichsten von den beiden anderen Projekten abgrenzt.
„A Dime For The Bleak Faces“ ist der Name des
Debütalbulms, welches nach zwei Demos aus den Jahren 2006 und 2007 nun folgt. Es ist mit seinen sieben Titeln rund 41 Minuten lang und
liefert ein uneinheitliches, also abwechslungsreiches, Bild ab. Mit den beiden
ersten Liedern gibt es relativ viel Tempo. Der Rhythmus ist treibend und flott,
phasenweise ist Raserei zu hören, die von Neidecks Gesang grimmig begleitet
wird. In dieser Anfangsphase wirken KERKER nicht nur grimmig und kalt, sondern
auch zielstrebig und geradlinig. Hier spielen KERKER authentischen Black Metal
früherer Tage, der dezente und gute Gitarrenmelodien aufweist, die geschickt
mit den vielen Tempoeinlagen harmonieren.
Doch mit dem dritten Lied ändert sich so einiges
und depressive Elemente breiten sich zunehmend aus. Am Anfang geben KERKER noch
Vollgas, so dass kalter, schneller und misanthropischer Black Metal zu hören ist.
Irgendwann wird das Tempo komplett rausgenommen und die Kombination aus
Neidecks ruhigem sowie heiserem Gesang, der teils klagend und zerbrechlich
scheint, mit der grellen Gitarrenmelodie, erinnert mich stark an Nocturnus
Horrendus mit seinem Projekt COLDNESS, jedenfalls wenn er mit COLDNESS einen
schleppenden Part einlegt. Doch das ist nicht alles. Am Ende des Liedes gibt es
sogar Klargesang und drückende Orgelklänge.
Ähnlich vielschichtig geht es dann auch weiter
und KERKER präsentieren sich von einer sehr atmosphärischen, gefühlvollen und
melancholischen Seite. Manch ein Arrangement wirkt sogar verträumt, wie etwa
die Pianopassage in „Prague“. Nach diesem atmosphärischen und melodischen
Mittelteil kehren KERKER mit den verbleibenden Liedern zur anfänglichen
grimmigen und direkten Atmosphäre und Stilistik zurück.
„A Dime For The Bleak Faces“ ist kein einfaches
Album. Es ist sogar etwas gewagt, da die beiden atmosphärischen und melodischen
Stücke sich extrem konträr zum Rest des Albums verhalten. Am Anfang und Ende
spielen KERKER wunderbar grimmigen, kalten, aggressiven sowie hasserfüllten
Black Metal, der ob aller Rohheit und Direktheit auch Melodik und latente
Melancholie besitzt. KERKER machen da eigentlich alles richtig, doch mit dem
experimentellen Mittelteil setzen sie
einen markanten Kontrast, der nicht jedem gefallen dürfte. Mich haben sie
jedenfalls irritiert und mir sagen die rohen und harten Lieder, die klar in der Überzahl sind, wesentlich mehr zu.
1. Dethronement Of Old Kings
2. A Dime For The Bleak Faces
3. Sighisoara Winter
4. Prague
5. Douleur Oblige
6. Nocturnal Empire
7. His Fairway Left Decay
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