27.01.2015

Hotel Greulich - Demo '14 | 2014 | Meatgrinder Records | Kassette | Black Metal



Als ich das Päckchen auspackte und diese Kassette in den Händen hielt und mich drei komisch dreinblickende, merkwürdig posierende, langhaarige Typen anschauten, dachte ich zunächst es hier mit einer Band zu tun zu haben, die irgendwas mit Heavy, Speed und Thrash Metal spielt und in den 80igern hängengeblieben ist. Dann ist da noch der Name. HOTEL GREULICH. Im Grunde nichtssagend und wenn man sich die Namen der 25 enthaltenen Stücke anschaut, dann merkt man auch, dass sich dieses Schweizer Trio selbst nicht allzu ernst nimmt. Auch wenn die Drei nicht unbedingt todernst sind, so sind sie dennoch oldschool, da sie immerhin den Kontakt mittels handgeschriebenen Briefs der E-Mail bevorzugen.

HOTEL GREULICH spielen jedenfalls rauen und dreckigen Black Metal. Zwischen den Jahren 2012 und 2014 wurden die Lieder in zahllosen, improvisierten Aufnahmesitzungen live eingespielt und aufgenommen. Das Resultat ist, es hier mit absolut ungeschliffenem und direktem Black Metal zu tun zu haben. Qualitativ und stilistisch gibt es große Schwankungen. Es gibt Lieder, die klassischen rohen Black Metal bieten, der durch grelles Riffing und harschen, hasserfüllten Kreischgesang  auffällt. Ebenso gibt es aber auch sehr lärmende und chaotische Stücke, die klanglich und spielerisch überaus dreckig und derb sind, was dann schon stark in Richtung „Pure Fucking Armageddon“ von MAYHEM geht. Woanders ist es schleppend und HOTEL GREULICH erinnern dann auch mal mit ihrem heiser gesprochenen Gesang an CELTIC FROST und HELLHAMMER. Zwischendurch gibt’s immer wieder kurze Ambientstücke, die teilweise an norwegische Gruppen der 90iger erinnern. In dem Lied „Visionen der Nacht“ beginnen HOTEL GREULICH mit einem stark verzerrten sowie übersteuernden Kreischgesang, der dann an Gruppen wie KÄLTE und EXORIAL erinnert – nur um dann in skurrilen Klargesang überzugehen, was dann ähnlich obskur klingt wie HÖLLENPOETIK.

Diese auf 50 Kopien limitierte Kassette ist ausschließlich für Freunde und Sammler obskurer und roher Musik. HOTEL GREULICH spielen nicht nur Black Metal der verdammt oldschool ist, sie spielen teilweise auch wahrlich finsteren Black Metal, der jedoch an Obskurität kaum zu überbieten ist. Man merkt den Aufnahmen ihren Probecharakter an, entsprechend ist auch die Qualität. Doch wer sich daran nicht stört und wer es roh, räudig, chaotisch, rumpelnd und dreckig mag, der bekommt mit dieser Kassette ein durchaus interessantes und in jedem Fall individuelles Stück Musik aus der Vergangenheit.

1. Nachzeit
2. Parkplatz
3. Ein Nichts
4. Kontakt & Nähe
5. Warten
6. Himmelwärts
7. Zimmernummer 201
8. Seltsam, Uhr stehen geblieben
9. Wirre Erinnerungen
10. Visionen der Nacht
11. Übernächtigt
12. Nulldreihundert
13. Leere Gänge 01:57
14. Dunkelheit steigt herab (Schroff)
15. Normalität
16. Fluchtversuch
17. Stromausfall
18. Scheisse, endlich tot
19. Poltergeist
20. Mitsterben
21. Technorealität
22. Exitstenz
23. Hotel Greulich
24. Wendeltreppe
25. Totgeweiht

26.01.2015

Sühnopfer - Offertoire | 2014 | Ladlo Productions | Kassette | Black Metal



SÜHNOPFER ist das Soloprojekt des französischen Musikers Andraos, welches er bereits seit 2001 betreibt. Er verstärkt aber auch live auf der Bühne Gruppen wie AORLHAC und SIGILLUM DIABOLICUM und seit 2012 ist er Schlagzeuger von PESTE NOIRE. Mit „Offertoire“ ist vier Jahre nach dem Debütalbum das zweite Album erschienen.

SÜHNOPFER spielt melodischen und zugleich auch rasanten Black Metal. Das Spiel ist komplex, vielschichtig und immer wieder schimmern mittelalterliche Harmonien durch, die mich stellenweise gar an GODKILLER erinnern. Andraos‘ stark verzerrter Kreischgesang ist überaus harsch, manchmal nahezu hysterisch – was aber gut mit den spielfreudigen, melodischen Gitarren harmoniert. Ohnehin ist es zwingend notwendig den lebendigen Gitarren etwas entgegen zu setzen. Denn es ist melodisch immer etwas los und in steter Bewegung, so etwas wie Monotonie gibt es harmonisch betrachtet nicht.

„Offertoire“ ist ein komplexes Album, das rhythmisch und harmonisch hochgradig facettenreich ist. Mir ist es manchmal einfach zu viel, zumal sein Spiel auch schnell ist und es viele Brüche und Wechsel gibt. Deshalb lässt sich SÜHNOPFER auch nur bedingt mit DARKENHÖLD vergleichen, die beim selben Label sind und gleichfalls mittelalterlichen Black Metal spielen. SÜHNOPFER ist wesentlich härter und harscher dabei aber latent melodisch. Stellenweise verdichten sich die Arrangements dermaßen, dass die Kompliziertheit ABIGOR’SCHE Ausmaße erreicht.

Für meinen Geschmack ist es zu viel des Guten. Ich brauche zum Wohlfühlen mehr Geradlinigkeit, und die gibt es kaum. Wer auf schnellen und melodischen Black Metal steht, wer mittelalterliche Harmonien mag, der kann „Offertoire“ gern probieren, zumal die Kassettenversion sehr wertig und edel ist.

1. Introït - Saints Mystères
2. Sonnent les Aurisses (Montmorillon)
3. Les Légendes de l'Ours
4. Majestueux Repaire
5. Chevalier Maudit
6. La Tour du Pendu
7. Messe des Morts

25.01.2015

Dødsfall - Kaosmakt | 2015 | Osmose Productions | CD | Black Metal



DØDSFALL lernte ich vor zweieinhalb Jahren kennen, als das Minialbum „Kronet I Svard Eld“ erschien. Das damalige Trio überzeugte mich mit dem grimmigen, norwegischen Black Metal. Inzwischen ist DØDSFALL zu einem Duo geschrumpft, Sänger V-Rex verließ noch 2012 die Band und mit ihm ging auch Bassist Grave. Seither singt der Norweger Adramelech, während der in Schweden lebende Ishtar die Gitarren spielt. Für das Schlagzeug auf „Kaosmakt“ konnte man J. Wallgren von VALKYRJA gewinnen.

Das 2013er Album „Djevelens Evangelie“ zog irgendwie ungehört an mir vorbei, weshalb ich mich nur auf die ersten beiden  Alben sowie die EP beziehen kann. Und da spürt man die Veränderungen und Entwicklungen sehr deutlich. DØDSFALL spielen zwar nach wie vor noch kalten, grimmigen und nordischen Black Metal, jedoch klingt „Kaosmakt“ weniger rau und roh. DØDSFALL wirken professioneller und abgeklärter, das Material ist differenzierter und ausgefeilter. Dies liegt aber auch daran, in die Sunlight Studios gezogen zu sein, wo Größen wie GRAVE, GORGOROTH oder ENTOMBED ihre Platten aufnehmen ließen. Aber was bedeutet dies für DØDSFALL? „Kaosmakt“ ist im Grunde ein makelloses, klanglich sauber produziertes und einwandfrei arrangiertes Album. Es bietet abwechslungsreiche Strukturen, so gibt es schleppende und harmonische Parts ebenso wie bedingungslose Härte. Besonders gut gefällt mir „Kaosmakt“, wenn DØDSFALL jegliche Zurückhaltung ablegen und rigoros drauf los prügeln. Das Lied „Forakt For Livet“ bietet da einen herrlichen Part, der bitterböse aggressiv und gemein ist. Auf der anderen Seite gibt es aber zahlreiche Arrangements, die weniger harsch und heftig sind, gerade Ishtars Gitarrenspiel offenbart das eine und andere melodische Riff.

„Kaosmakt“ ist ein überzeugendes und gutes Album, ohne Zweifel. DØDSFALL spielen auf ihrem mittlerweile vierten Album nach wie vor kompromisslosen, nordischen Black Metal alter Schule. Dennoch gefällt mir die EP „Kronet I Svard Eld“ am besten. Spielerisch und strukturell gibt es an „Kaosmakt“ nichts zu bemängeln. Das Album besitzt alles was es braucht. Mir persönlich missfällt jedoch der Klang. Für meine Bedürfnisse ist er etwas zu sehr geschliffen und sauber. Wenn ich die EP höre, da höre ich auch etwas Dreckiges und Kratzendes im Klang, das ist etwas was ich sehr mag. Und genau dies vermisse ich hier, zudem hätte es insgesamt betrachtet noch mehr Schnelligkeit geben können. Solche rasenden Parts wie in „Forakt For Livet“ sind der Wahnsinn. Doch das ist natürlich meckern auf hohem Niveau. Für Freunde des grimmig-kalten Black Metals aus dem hohen Norden ist „Kaosmakt“ uneingeschränkt zu empfehlen.


1. Merket I Sjel Og Blod
2. Forakt For Livet
3. Under Fane Av Kosmisk Hat
4. Kaosmakt
5. Heksenes Natt
6. Ain
7. Fitte Av Kristus

22.01.2015

Kerker - A Dime For The Bleak Faces | 2015 | Nihilistische Klangkunst | CD | Black Metal



Hinter KERKER stecken Neideck und Arges, welche mir beide von TODESKULT bereits geläufig sind. Ersterer treibt überdies noch mit TRAUER sein Unwesen. Alle drei Gruppen weisen einen gewissen Hang zu Atmosphäre und Melancholie auf, wobei sich KERKER aber am deutlichsten von den beiden anderen Projekten abgrenzt.

„A Dime For The Bleak Faces“ ist der Name des Debütalbulms, welches nach zwei Demos aus den Jahren 2006 und 2007 nun folgt. Es ist mit seinen sieben Titeln rund 41 Minuten lang und liefert ein uneinheitliches, also abwechslungsreiches, Bild ab. Mit den beiden ersten Liedern gibt es relativ viel Tempo. Der Rhythmus ist treibend und flott, phasenweise ist Raserei zu hören, die von Neidecks Gesang grimmig begleitet wird. In dieser Anfangsphase wirken KERKER nicht nur grimmig und kalt, sondern auch zielstrebig und geradlinig. Hier spielen KERKER authentischen Black Metal früherer Tage, der dezente und gute Gitarrenmelodien aufweist, die geschickt mit den vielen Tempoeinlagen harmonieren.

Doch mit dem dritten Lied ändert sich so einiges und depressive Elemente breiten sich zunehmend aus. Am Anfang geben KERKER noch Vollgas, so dass kalter, schneller und misanthropischer Black Metal zu hören ist. Irgendwann wird das Tempo komplett rausgenommen und die Kombination aus Neidecks ruhigem sowie heiserem Gesang, der teils klagend und zerbrechlich scheint, mit der grellen Gitarrenmelodie, erinnert mich stark an Nocturnus Horrendus mit seinem Projekt COLDNESS, jedenfalls wenn er mit COLDNESS einen schleppenden Part einlegt. Doch das ist nicht alles. Am Ende des Liedes gibt es sogar Klargesang und drückende Orgelklänge.

Ähnlich vielschichtig geht es dann auch weiter und KERKER präsentieren sich von einer sehr atmosphärischen, gefühlvollen und melancholischen Seite. Manch ein Arrangement wirkt sogar verträumt, wie etwa die Pianopassage in „Prague“. Nach diesem atmosphärischen und melodischen Mittelteil kehren KERKER mit den verbleibenden Liedern zur anfänglichen grimmigen und direkten Atmosphäre und Stilistik zurück.

„A Dime For The Bleak Faces“ ist kein einfaches Album. Es ist sogar etwas gewagt, da die beiden atmosphärischen und melodischen Stücke sich extrem konträr zum Rest des Albums verhalten. Am Anfang und Ende spielen KERKER wunderbar grimmigen, kalten, aggressiven sowie hasserfüllten Black Metal, der ob aller Rohheit und Direktheit auch Melodik und latente Melancholie besitzt. KERKER machen da eigentlich alles richtig, doch mit dem experimentellen Mittelteil setzen  sie einen markanten Kontrast, der nicht jedem gefallen dürfte. Mich haben sie jedenfalls irritiert und mir sagen die rohen und harten Lieder, die klar in der Überzahl sind, wesentlich mehr zu.


1. Dethronement Of Old Kings
2. A Dime For The Bleak Faces
3. Sighisoara Winter
4. Prague
5. Douleur Oblige
6. Nocturnal Empire
7. His Fairway Left Decay


19.01.2015

Licurgo - Flames | 2014 | Hass Weg Productions / Vacula Productions | CD | Black Metal



LICURGO, die sich bereits 2005 in Spanien gründeten, veröffentlichten vor wenigen Wochen mit „Flames“ ihr zweites Album. Das Debütalbum liegt bereits mehr als fünf Jahre zurück, weshalb das Trio wohl nicht zu den aktivsten Gruppen zu zählen ist. Musikalisch gehen LICURGO keine Kompromisse ein und konzentrieren sich auf geradlinigen, satanischen Black Metal.

Die drei Spanier erfinden das Rad dabei selbstverständlich nicht neu, was auch niemand ernsthaft erwarten dürfte. Dennoch ist es LICURGO gelungen, eine sehr eigenständige Spielweise zu erlangen. Vor allem das Spiel an den Gitarren ist nicht nur interessant sondern auch eigenständig und bisweilen gar regelrecht eigenwillig. Dies äußert sich immer wieder durch unerwartete Riffs und dezente Disharmonien, was mir persönlich sehr gut gefällt und was dem Album einen besonderen Schliff verleiht.

Aber auch ansonsten hinterlassen LICURGO einen ordentlichen Eindruck. Der Black Metal des Trios ist grimmig und rau, wurde mit besagten melodischen Anreicherungen gespickt und besitzt auch eine rhythmische Vielfalt. Neben den häufigen mittelschnellen Arrangements, gibt es immer wieder auch schnelle, zum Teil schön aggressive, Einlagen. Vor allem während der zweiten Hälfte beweisen LICURGO Mut zur rhythmischen Vielfalt und Schnelligkeit. Das schnelle Spiel steht den Spaniern definitiv gut, da die durch das hohe Tempo entfesselte Aggression, hervorragend mit der bereits zementierten Grimmigkeit, harmoniert.

LICURGO haben mit „Flames“ ein überzeugendes, zweites Album abgeliefert. Wer geradlinigen und grimmigen Black Metal mag, darf hier gerne zugreifen. Trotz einer gewissen harmonischen und rhythmischen Vielfalt ist „Flames“ unterm Strich ein sehr direktes Album.


1. Pater Nostre Satana
2. Kill
3. She Is In Me
4. Like Lions
5. Black Eternity
6. Saguntum
7. Only The Fire
8. ¡Salve Satan!
9. Demoniac Conquest
10. God Emperor
11. Outro