Als ich das Päckchen auspackte und diese
Kassette in den Händen hielt und mich drei komisch dreinblickende, merkwürdig
posierende, langhaarige Typen anschauten, dachte ich zunächst es hier mit einer
Band zu tun zu haben, die irgendwas mit Heavy, Speed und Thrash Metal spielt
und in den 80igern hängengeblieben ist. Dann ist da noch der Name. HOTEL
GREULICH. Im Grunde nichtssagend und wenn man sich die Namen der 25 enthaltenen
Stücke anschaut, dann merkt man auch, dass sich dieses Schweizer Trio selbst
nicht allzu ernst nimmt. Auch wenn die Drei nicht unbedingt todernst sind, so
sind sie dennoch oldschool, da sie immerhin den Kontakt mittels handgeschriebenen
Briefs der E-Mail bevorzugen.
HOTEL GREULICH spielen jedenfalls rauen und
dreckigen Black Metal. Zwischen den Jahren 2012 und 2014 wurden die Lieder in
zahllosen, improvisierten Aufnahmesitzungen live eingespielt und aufgenommen. Das
Resultat ist, es hier mit absolut ungeschliffenem und direktem Black Metal zu
tun zu haben. Qualitativ und stilistisch gibt es große Schwankungen. Es gibt
Lieder, die klassischen rohen Black Metal bieten, der durch grelles Riffing und
harschen, hasserfüllten Kreischgesang auffällt. Ebenso gibt es aber auch sehr
lärmende und chaotische Stücke, die klanglich und spielerisch überaus dreckig
und derb sind, was dann schon stark in Richtung „Pure Fucking Armageddon“ von
MAYHEM geht. Woanders ist es schleppend und HOTEL GREULICH erinnern dann auch mal mit
ihrem heiser gesprochenen Gesang an CELTIC FROST und HELLHAMMER. Zwischendurch
gibt’s immer wieder kurze Ambientstücke, die teilweise an norwegische
Gruppen der 90iger erinnern. In dem Lied „Visionen der Nacht“ beginnen HOTEL
GREULICH mit einem stark verzerrten sowie übersteuernden Kreischgesang, der
dann an Gruppen wie KÄLTE und EXORIAL erinnert – nur um dann in skurrilen
Klargesang überzugehen, was dann ähnlich obskur klingt wie HÖLLENPOETIK.
Diese auf 50 Kopien limitierte Kassette ist
ausschließlich für Freunde und Sammler obskurer und roher Musik. HOTEL GREULICH spielen
nicht nur Black Metal der verdammt oldschool ist, sie spielen teilweise auch
wahrlich finsteren Black Metal, der jedoch an Obskurität kaum zu überbieten ist. Man merkt
den Aufnahmen ihren Probecharakter an, entsprechend ist auch die Qualität. Doch
wer sich daran nicht stört und wer es roh, räudig, chaotisch, rumpelnd und dreckig mag, der bekommt
mit dieser Kassette ein durchaus interessantes und in jedem Fall individuelles
Stück Musik aus der Vergangenheit.
1. Nachzeit
2. Parkplatz
3. Ein Nichts
4. Kontakt & Nähe
5. Warten
6. Himmelwärts
7. Zimmernummer 201
8. Seltsam, Uhr stehen geblieben
9. Wirre Erinnerungen
10. Visionen der Nacht
11. Übernächtigt
12. Nulldreihundert
13. Leere Gänge 01:57
14. Dunkelheit steigt herab (Schroff)
15. Normalität
16. Fluchtversuch
17. Stromausfall
18. Scheisse, endlich tot
19. Poltergeist
20. Mitsterben
21. Technorealität
22. Exitstenz
23. Hotel Greulich
24. Wendeltreppe
25. Totgeweiht