Twilight of a Lost Soul lautet der Name des dritten Albums von Inhuman Hate.
Da ich die Gruppe bisher nicht kannte, hatte ich also keine
Vorstellung von der Musik, die mich erwartete. Laut Eisenwald handelt
es sich um traurigen Black / Doom Metal. Diese Mischung kann sehr gut
und interessant sein, auch wenn ich aufgrund des Gruppennamens eher auf
Raserei und Brachialgewalt getippt hatte.
Am Anfang steht mit über 15 Minuten Spielzeit das mit Abstand
längste Lied. Es geleitet ruhig und atmosphärisch ins Werk. Anfänglich
sind sanfte Klargitarren und Wassergeplätscher zu hören. Irgendwann
nimmt die Intensität zu, kraftvolle Riffs, melodische Gitarrenläufe,
treibendes Schlagwerk und Gesang kommen hinzu. Dennoch bleibt es ruhig
und atmosphärisch, eine gewisse Melancholie breitet sich aus. Inhuman Hate
nimmt sich in diesem Auftakt viel Zeit, um mittels Melodik und
emotionalem Gesang, eine dichte Stimmung aufzubauen. Bei mir klappt das
allerdings nur bedingt, da ich die 15 Minuten als etwas langatmig
empfinde. Im zweiten Lied ist das Tempo von Beginn an schnell und
treibend. Doch aufgrund des weiterhin ruhigen Gesanges sowie der
Melodieführung bleibt es auch hier schwermütig, zumal das Tempo
irgendwann gedrosselt und von einer klaren Akustikpassage mit
sphärischen Gitarren abgelöst wird. Dieser Part gefällt mir verdammt
gut, vor allem, weil diese sphärische Gitarre leise vom variabel
gespielten Schlagzeug begleitet und schließlich verdrängt wird, ehe sich
die Gitarre dann mit einem melodischen Soli zurück meldet. Das
Schlagzeug ist auf dem Album ohnehin ein guter Faktor, der allerdings
droht, inmitten der Riffwände und Melodien, unterzugehen. Zum Einen ist
der Klang des Schlagwerks sehr gut, da enorm druck- und schwungvoll.
Zum Anderen gefällt mir auch die Spielweise, da diese - sofern es das
Songwriting vorsieht - durchaus spielerisch anspruchsvoll und
vielfältig ist. II ist jedenfalls ein gutes, abwechslungsreiches Lied.
III besteht vor allem aus Stimmen, die entweder
geflüstert oder geschrien wurden, und von düsteren Ambientklängen
begleitet werden. Das ist ganz nett und kurzweilig auch ansprechend,
wenn man es als kurze Überleitung inszeniert. Aber die fünfeinhalb
Minuten, die der Titel für sich beschlagnahmt, scheinen mir zu lang. IV
beginnt dunkelmelancholisch mit Piano, Cello und dumpfem
Donnergrollen. So weit, so gut. Doch dabei bleibt es leider nicht und Inhuman Hate
spielt fortan melodisch, rockig und mit gefühlvollem Klargesang auf,
was mich ein wenig an Gothic Rock denken lässt. Mir gefällt es
überhaupt nicht, und wahrscheinlich wird dieses Lied entweder geliebt
oder gehasst werden. Zum Glück gibt es abschließend noch das fünfte
Lied, welches den Karren wieder etwas aus den Dreck zieht. Das Lied ist
schwer, dunkel und kraftvoll, die angekündigten Doom-Einlagen kommen
zum Tragen. Die düsteren Riffs, zum Teil sehr tief und mächtig - die
Bassgitarre wabert bedrohlich im Hintergrund - harmonieren exzellent
mit dem Schlagwerk. V ist ein tolles Lied das sogar ohne den Gesang genau so gelungen und ansprechend wäre.
Twilight of a Lost Soul ist eine sehr
abwechslungsreiche und launische Platte, die keiner klaren Linie folgt.
Das Liedgut ist sehr unterschiedlich beschaffen und die einzige
Gemeinsamkeit ist wohl die latente Melancholie in der Musik. Es gibt
Lieder, die mir auf Anhieb sehr gut gefallen haben (II und V). I und III
kann ich noch durchgehen lassen, doch das vierte Lied mit dem
Klargesang löst in mir die sofortige Betätigung der Überspringentaste
aus. Ein Fazit kann ich deshalb nicht wirklich treffen. Man muss die
Scheibe selbst probieren, dafür allerdings eine Neigung für
melancholischen Metal mitbringen.
6/10
Aceust
01. I
02. II
03. III
04. IV
05. V
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