Frostscald Records und Bands aus Schweden, das scheint eine nicht
gerade seltene Kombination zu sein. Vor gut 13 Jahren wurde mit At The Sight Of The Apocalypse Dragon der Erstling der Schweden von Midvinter
veröffentlicht, danach löste sich die Gruppe auf. Nach vielen Jahren
der Abstinenz fand die Band aber wieder zusammen und es steht sogar
neues Material in Aussicht. In der heutigen Rezension geht es jedoch um
ihr erstes und bis dato einziges Album. Wer das schon sein Eigen
nennt, für den besteht keinerlei Anreiz, sich das Album erneut zu
kaufen, denn außer der Aufmachung blieb alles unverändert. Man
spendierte dem Album keine Klangüberarbeitung und Bonusmaterial gibt es
auch nicht (den einzig bisher unveröffentlichten Text zum letzten Lied
mal ausgenommen) – ich finde das nicht weiter schlimm, zumal so eine
klangliche Aufbereitung nicht immer ein Pluspunkt sein muss, da kann
viel schief gehen. Ob die Klangkulisse überhaupt einer Überarbeitung
bedarf und ob die Welt genau auf diese Wiederveröffentlichung gewartet
hat, darauf werde ich später zurückkommen.
Alle Mitglieder hatten innerhalb der schwedischen Szene andere Betätigungsfelder (unter anderem zeitweise Setherial und Sorhin) und auch At The Sight Of The Apocalypse Dragon kann
man die Herkunft durchaus anhören. Gleich zu Beginn offenbart das
melodische Gitarrenwerk bereits eine nicht zu leugnende schwedische
Note, die für das Album prägend ist. Ebenso prägend sind die
ausladenden Strukturen, bis auf das letzte überschreitet nämlich jedes
Lied die 8 Minuten. Innerhalb der Lieder mangelt es nicht an
Abwechslung, man geizte nicht mit ordentlicher Raserei, aber auch
gemäßigte Momente wurden reichlich eingebaut. Zur Unterstützung der
Gitarren zog man immer wieder das Keyboard heran, das durch gutes
Einfügen ins Gesamtkonstrukt nicht überpräsent wirkt und somit eine
Bereicherung darstellt. Heraus kam dabei durchweg episches Album, das
zwar nicht geradlinig verläuft, aber dennoch gut ins Ohr geht.
Schwerwiegende Kritikpunkte gibt es auf At The Sight Of The Apocalypse Dragon nicht!
Der Kreischgesang ist sehr gefällig, der Klargesang nicht spektakulär
aber in Ordnung und an den Instrumenten wirkt auch niemand deplatziert.
Obwohl es nicht schlecht gespielt ist, hätte das Schlagwerk allerdings
mehr Finesse gebrauchen können. Der eine oder andere Wirbel mehr hätte
zum Beispiel gut getan und die Lieder noch dynamischer gemacht.
Letztlich bleibt das aber eine Kleinigkeit, die ich ohne weiteres
verkraften kann. Hinsichtlich der Güte des Klangs zählten Midvinter
sicher nicht zur Speerspitze der damaligen Zeit, aber alles in allem
ist das eine runde Sache und daher geht es auch vollkommen in Ordnung,
daß der Klang bei der Wiederveröffentlichung unverändert blieb.
So einige Hördurchgänge hat At The Sight Of The Apocalypse Dragon hinter
sich und ich muss feststellen, daß da kein verschollener Klassiker
ausgegraben wurde. Zu hoch gegriffen wäre diese Einschätzung – dennoch
bleibt es ein richtig gutes Werk und eine absolut gerechtfertigte
Wiederveröffentlichung! Gute Zutaten wurden gut verarbeitet, lediglich
in der Gesamtheit fehlt der Kreation das spezielle Etwas, das ein
geniales Album von einem guten unterscheidet. Dennoch: Die Schweden
nehmen das Gespür für gute Melodien anscheinend mit der Muttermilch
auf! Midvinter sind also für alle, die auf melodischen
Black Metal schwedischer Prägung stehen, eine gute Adresse zum
Antesten! Wann das neue Material tatsächlich veröffentlicht wird,
bleibt abzuwarten, die ersten Hörproben im Rohformat wecken aber
bereits Interesse.
7,5/10
Der Einsiedler
01. Dödfödd / Stillborn
02. All things to end are made
03. Moonbound
04. Hope rides on devil wings
05. Dreamslave
06. Nocticula in aeternum / Of night primeval
07. Ett liv förnekat
08. De vises hymn
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