Retaliation stellt das dritte Album der Schweizer Gruppe Tribes of Caïn dar. Verteilt auf knapp 60 Minuten, wird abwechslungsreicher und melodischer Black / Death Metal geboten.
Abwechslungsreich ist das Material in jeglicher Hinsicht. Es gibt
enorm viele unterschiedlich geartete Rhythmen und Tempi, die zum Teil
sehr komplex und technisch ausgefallen sind. Zu diesen komplexen
rhythmischen Strukturen gehören beispielsweise viele Wechsel innerhalb
kurzer Zeit. Aber auch ohne diese Vielzahl an Breaks ist das rhythmische
Geflecht von Retaliation stets in Bewegung. Eingängig
angelegte Strukturen und Passagen sucht man vergebens. Stattdessen sind
die mannigfaltigen mittelschnellen und schnellen Strecken steten
Veränderungen unterworfen.
Aber nicht nur rhythmisch ist Retaliation ein
abwechslungsreiches wie zugleich auch anspruchsvolles Werk. Das Spiel an
den Saiteninstrumenten ist mindestens genauso vielschichtig, wobei das
Hauptaugenmerk der Gitarristen auf ein Harmonie- und Melodie bedachtes
Spiel liegt. Eingängige oder harte Riffs sind selten, dafür sind umso
öfter und ausgiebiger harmonische Melodieführungen zu hören, deren
Spektrum weit gefächert ist. So gibt es zarte, dunkle und
unaufdringliche Harmonien wie auch filigranes Riffing der Marke
Dissection, welches in Where blood runs cold zu hören ist. Das
komplexe Songwriting schlägt sich aber auch auf das Gitarrenspiel aus,
welches neben den klaren Harmonien auch zahlreich verschachtelte und
sich schnell und oft verändernde Melodien besitzt.
Nicht weniger interessant an Tribes of Caïn ist
der Gesang, der nur minimal verzerrt ist, dafür aber einen stark
heiseren Klang hat. Ein wenig erinnert mich dieser Gesang an den von
Fallen Yggdrasil auf dem
„Building up a ruin to come“ Album. Auf eine eigenartige Art und Weise
passt dieser Gesang sehr gut zur Musik von Tribes of Caïn,
da er einerseits unkonventionell ist und andererseits blendend zur
Klangproduktion passt. Obwohl der Klang insgesamt als sauber, klar und
differenziert zu betrachten ist, ist Retaliation nicht
überproduziert und besitzt klanglich einen eigenständigen Charakter.
Allerdings missfällt mir dabei der Klang des Schlagzeugs. Er ist zu
schwach. Ihm fehlt in den entscheidenden, nämlich schnell und brachial
angelegten Momenten, ein kraftvoller Druck damit das Energische in
diesen Passagen entsprechend zur Geltung kommt.
Dies ist auch die einzige wirkliche Kritik an Retaliation,
obgleich diese melodische und zum teil sehr komplexe Spielweise nicht
mein Geschmack ist. Trotzdem muss man anerkennend sagen, dass es Tribes of Caïn einwandfrei gelungen ist, dieses anspruchsvolle und technisch strukturierte Material umzusetzen.
Wer also melodischen Black / Death Metal und / oder komplex gestaltete Lieder mag, dürfte von Tribes of Caïn und Retaliation nicht enttäuscht werden. Auf den Seiten von Tribes of Caïn gibt es übrigens die beiden ersten Alben kostenlos zum runterladen.
Aceust
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