27.01.2008

Licht- und Schattensaiten - Geisterwald | 2007 | Eigenproduktion | CDR | Metal

Zwei Jahre nach dem herrlichen Instrumentalalbum Sonnenwind gibt es mit Geisterwald nun einen delikaten Nachschlag. Auch wenn Geisterwald mehr Text und Gesang enthält, ist es ebenfalls ein zumeist ruhiges Werk, welches sachte, sanft und mit Tiefgang einen sich selbst vergessen macht.

Mit dem Eingang beginnt das sechste Album denn auch ruhig, gefühlvoll und zuweilen sehr düster. Neben langsam gespielten dunklen Klängen und Tönen sind irgendwelche Tierlaute zu hören, die ich nicht wirklich dem dazugehörigen Tier zuordnen kann, es könnte sich aber dabei um eine Eule handeln. Dieser Anfang ist recht schwermütig, was von der tiefen Flüsterstimme untermauert wird. Nach einigen Minuten wird aus dem dunklen Flüstern ein bedrohliches Sprechen und kraftvolle Gitarren verdrängen kurzweilig diese naturmystische Atmosphäre. Die Stimmungen die Eingang verbreitet, spiegeln den Albumtitel Geisterwald perfekt wieder.

Mit dem zweiten Titel, einem unbetitelten Stück, geht es dann freundlicher und lebendiger weiter. Zu einem ruhigen Rhythmus sind die warmen und satt klingenden Gitarren, der Bass und das Schlagzeug zu hören. Im mittleren Teil kommt ein ruhiges Piano hinzu und zum Ende hin kommen auch noch Streichinstrumente dazu, sodass das Spiel kurzweilig einen sehr orchestralen Ausdruck bekommt. Dieser ist allerdings sehr kurz, da dass Stück wenig später schneller und energischer wird. Ebenfalls ohne Namen und atmosphärisch sehr vielfältig gestaltet ist der dritte Titel, in dem zum Teil sehr schnelle und harte Parts zu hören sind.

In Ein Gedanke prägt vor allem das Gitarrenspiel die Atmosphäre, da es stets in Bewegung ist und teilweise einige technische Riffs das sonst eher atmosphärische Spiel komplettieren. Am interessantesten ist jedoch der Part, in dem eine merkwürdige sprechende Stimme zu hören ist. Merkwürdig deshalb, weil sie ruhig, klar und unverzerrt aber dennoch unverständlich ist. Der Text der dazu abgedruckt ist, ist zwar deutsch, dennoch verstehe ich beim mitlesen kein einziges Wort. Bis hierhin war Ein Gedanke auch ruhig und atmosphärisch, doch nach diesem bizarren Stimmenpart, folgt eine schnelle, treibende und kurzweilig auch rasend aggressive Passage.

Baumhold ist zwar ein durchgängig ruhig und harmonisch vorgetragenes Lied, doch sind einzelne Passagen und Arrangements druck- und kraftvoll, was nicht nur an Stefans Spielweise liegt sondern auch am Klang seiner Instrumente, der einen sehr warmen und klaren Charakter hat. Durch diese Gegebenheit klingen auch vermeintlich ruhige und melodische Parts energisch und nachdrücklich.

Mit über zehn Minuten Spielzeit ist Nebelnächtlich das mit Abstand längste Lied des Albums. Es ist ein sehr schönes Lied, das sehr viele verschiedene atmosphärische Abstufungen besitzt. Es gibt ruhige, traumhaft schöne Melodien genau so zu hören wie harte und kraftvolle Arrangements. Zudem ist es das Lied mit dem meisten Text. In den anderen Liedern beschränkt sich der Gesang zumeist auf einen einzigen Part, wo der Gesang dann auch eigentlich kein Gesang ist sondern vielmehr ein Flüstern, mal klar oder mal verzerrt. In Nebelnächtlich ist sowohl klarer als auch verzerrter Gesang zu hören, wobei auch hier nicht von singen gesprochen werden kann, da Stefan mehr spricht als singt, was aber dennoch sehr eindringlich sein kann, da seine Stimme sehr kehlig ist und das rollende R etwas sehr bestimmendes in die Musik hineinlegt.
Ebenfalls textreich ist der abschließende Titel Der Waldrand hinter mir. Stimmentechnisch ist es ähnlich gelagert wie Nebelnächtlich. Die musikalische Intention hat allerdings neben den zarten und malerischen Harmonien auch zusätzlich laute und stürmische Anleihen.

Geisterwald ist ein schönes und atmosphärisches Album, in dem Licht- und Schattensaiten erneut durch wunderbare Stimmungen und Melodieführungen glänzen kann. Es ist abwechslungsreicher als Sonnenwind, nicht nur, weil es Gesang enthält, sondern weil auch immer wieder mal kurzweilige harte Parts zu hören sind. Licht- und Schattensaiten steht also auch 2007 für Musik mit Geist, zumal das textliche Konzept von Geisterwald Tiefe besitzt und naturmystisch und kunstfertig ist.

01. Eingang
02.
03.
04. Ein Gedanke
05. Baumhold
06. Nebelnächtlich
07. Der Waldrand hinter mir

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