Zwei Jahre nach dem herrlichen Instrumentalalbum Sonnenwind gibt es mit Geisterwald nun einen delikaten Nachschlag. Auch wenn Geisterwald
mehr Text und Gesang enthält, ist es ebenfalls ein zumeist ruhiges
Werk, welches sachte, sanft und mit Tiefgang einen sich selbst vergessen
macht.
Mit dem Eingang beginnt das sechste Album denn auch
ruhig, gefühlvoll und zuweilen sehr düster. Neben langsam gespielten
dunklen Klängen und Tönen sind irgendwelche Tierlaute zu hören, die ich
nicht wirklich dem dazugehörigen Tier zuordnen kann, es könnte sich aber
dabei um eine Eule handeln. Dieser Anfang ist recht schwermütig, was
von der tiefen Flüsterstimme untermauert wird. Nach einigen Minuten wird
aus dem dunklen Flüstern ein bedrohliches Sprechen und kraftvolle
Gitarren verdrängen kurzweilig diese naturmystische Atmosphäre. Die
Stimmungen die Eingang verbreitet, spiegeln den Albumtitel Geisterwald perfekt wieder.
Mit dem zweiten Titel, einem unbetitelten Stück, geht es dann
freundlicher und lebendiger weiter. Zu einem ruhigen Rhythmus sind die
warmen und satt klingenden Gitarren, der Bass und das Schlagzeug zu
hören. Im mittleren Teil kommt ein ruhiges Piano hinzu und zum Ende hin
kommen auch noch Streichinstrumente dazu, sodass das Spiel kurzweilig
einen sehr orchestralen Ausdruck bekommt. Dieser ist allerdings sehr
kurz, da dass Stück wenig später schneller und energischer wird.
Ebenfalls ohne Namen und atmosphärisch sehr vielfältig gestaltet ist der
dritte Titel, in dem zum Teil sehr schnelle und harte Parts zu hören
sind.
In Ein Gedanke prägt vor allem das Gitarrenspiel die
Atmosphäre, da es stets in Bewegung ist und teilweise einige technische
Riffs das sonst eher atmosphärische Spiel komplettieren. Am
interessantesten ist jedoch der Part, in dem eine merkwürdige sprechende
Stimme zu hören ist. Merkwürdig deshalb, weil sie ruhig, klar und
unverzerrt aber dennoch unverständlich ist. Der Text der dazu abgedruckt
ist, ist zwar deutsch, dennoch verstehe ich beim mitlesen kein einziges
Wort. Bis hierhin war Ein Gedanke auch ruhig und
atmosphärisch, doch nach diesem bizarren Stimmenpart, folgt eine
schnelle, treibende und kurzweilig auch rasend aggressive Passage.
Baumhold ist zwar ein durchgängig ruhig und harmonisch
vorgetragenes Lied, doch sind einzelne Passagen und Arrangements druck-
und kraftvoll, was nicht nur an Stefans Spielweise liegt sondern auch am
Klang seiner Instrumente, der einen sehr warmen und klaren Charakter
hat. Durch diese Gegebenheit klingen auch vermeintlich ruhige und
melodische Parts energisch und nachdrücklich.
Mit über zehn Minuten Spielzeit ist Nebelnächtlich das
mit Abstand längste Lied des Albums. Es ist ein sehr schönes Lied, das
sehr viele verschiedene atmosphärische Abstufungen besitzt. Es gibt
ruhige, traumhaft schöne Melodien genau so zu hören wie harte und
kraftvolle Arrangements. Zudem ist es das Lied mit dem meisten Text. In
den anderen Liedern beschränkt sich der Gesang zumeist auf einen
einzigen Part, wo der Gesang dann auch eigentlich kein Gesang ist
sondern vielmehr ein Flüstern, mal klar oder mal verzerrt. In Nebelnächtlich
ist sowohl klarer als auch verzerrter Gesang zu hören, wobei auch hier
nicht von singen gesprochen werden kann, da Stefan mehr spricht als
singt, was aber dennoch sehr eindringlich sein kann, da seine Stimme
sehr kehlig ist und das rollende R etwas sehr bestimmendes in die Musik
hineinlegt.
Ebenfalls textreich ist der abschließende Titel Der Waldrand hinter mir. Stimmentechnisch ist es ähnlich gelagert wie Nebelnächtlich.
Die musikalische Intention hat allerdings neben den zarten und
malerischen Harmonien auch zusätzlich laute und stürmische Anleihen.
Geisterwald ist ein schönes und atmosphärisches Album, in dem Licht- und Schattensaiten erneut durch wunderbare Stimmungen und Melodieführungen glänzen kann. Es ist abwechslungsreicher als Sonnenwind, nicht nur, weil es Gesang enthält, sondern weil auch immer wieder mal kurzweilige harte Parts zu hören sind. Licht- und Schattensaiten steht also auch 2007 für Musik mit Geist, zumal das textliche Konzept von Geisterwald Tiefe besitzt und naturmystisch und kunstfertig ist.
01. Eingang
02.
03.
04. Ein Gedanke
05. Baumhold
06. Nebelnächtlich
07. Der Waldrand hinter mir
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