19.04.2007

EgoNoir - Der Pfad zum Fluss | 2007 | Amortout Productions | CD | Dark/Black Metal

Freudig überrascht war ich, als ich in dem Schreiben von Amortout las, dass die Musik von EgoNoir unter anderem von Bethlehem beeinflusst ist. Entsprechend vielsagend ist die mitgelieferte Stilbeschreibung: „Psycho German Dark Metal“.

Düster spielt EgoNoir auf Der Pfad zum Fluss zweifelsohne auf. Sogleich mit dem ersten Lied, welches zugleich auch Titelstück des Albums ist, offenbart sich ein großartiges Machwerk düsterer und gestörter Musik. Die instrumentale Umsetzung ist schleppend, dabei eher ruhig und mit einem melancholischen Unterton ausgestattet. Diese ruhige und schleppende Struktur wird durch laute, etwas rau klingende, und leise, sanft und harmonisch wirkende Arrangements verfeinert. Dazu kommt dann die herausragende Gesangsleistung, die nicht nur variabel sondern auch hochgradig eindringlich ist. In einigen Parts ist der Gesang arg verzerrt, laut und sehr intensiv – dabei aber stets verständlich. In anderen Parts ist der Gesang ruhiger und schön sonor und wohlklingend, mit einer leicht rau-trockenen Note.

Schwermütig und schleppend geht es auch mit dem zweiten Lied, EgoNoir Teil 7, weiter. Die musikalische Begleitung des vielschichtigen Gesangs erweist sich als nicht minder facettenreich. EgoNoir baut in seine Musik sehr interessante melodische Einsprengsel ein, die nicht unbedingt immer auf Anhieb auffallen. Denn es ist nicht selten, dass den kraftvollen und schleppenden Rhythmus, eine leise, sanft und lieblich gespielte Akustikgitarre begleitet, die zuweilen bezaubernde melodische Momente einstreut.

Feind beginnt mit einem eingespielten Sample, in dem eine Stimme zu einem Rachefeldzug aufruft. Auf dieses Sample setzt EgoNoir prompt mit einem sehr schnellen und antreibenden Rhythmus ein. Rhythmisch eingängig und dabei brachial bleibt es überwiegend. Nur in der Mitte ist ein ruhiges, düsteres Zwischenspiel zu hören. Antreibend und schnell geht es auch mit Winter is my name weiter. Hier fällt vor allem eingängiges und kraftvolles Riffing auf sowie eine neue Variante des Gesangs, die heller und heiserer ist. Auf diesen energischen Auftakt folgt eine schleppende Passage, in der parallel zum extremen Gesang ein leiser Chor zu hören ist. Zum Ende hin wird das Lied wieder schnell.

Mit Der unschuldige Mörder folgt das, mit knapp zehn Minuten Spielzeit, längste Lied des Albums, welches für mich, neben dem Titellied Der Pfad zum Fluss, zum besten und eindringlichsten Material der CD gehört. Es fängt sehr leise an. Es ist lediglich auf dem linken Tonkanal ein tiefes, dunkles, sich ständig wiederholendes Riff zu hören, welches allmählich lauter wird und irgendwann auch auf den rechten Kanal übergeht. Dieses Riff, welches sich durch die Beständigkeit zu einer bleiernen Melodie verdichtet, ist zwar denkbar simpel, doch die atmosphärische Wirkung die es inne hat, ist immens. Nach und nach setzten dann auch eine sprechende Stimme und das Schlagzeug ein. Der unschuldige Mörder steigert die Intensität kontinuierlich Stück für Stück. Es kommt immer wieder eine neue Variation hinzu. EgoNoir schafft es so, eine absolut bedrückende und düstere Atmosphäre und Spannung aufzubauen die sich dann in einem verstörtem Part entlädt, in dem vor allem der Gesang die Grenzen des Wahnsinns aufzeigt.

Die beiden letzten Lieder Heereskind und Des Blutes Ruhm sind ebenfalls zwei sehr stimmungsvolle Stücke, die beide sehr abwechslungsreich gestaltete Elemente beinhalten. Dies trifft vor allem auf Heereskind zu. Nicht nur wegen seinen offensichtlichen militärischen Bezügen, wie etwa das Sample vom Marschlied „Hänschen klein“ am Ende des Liedes zeigt. Es ist ein vielschichtiges Stück, in dem es sowohl sehr harmonisch wie auch heftig und brachial zugeht. Des Blutes Ruhm hat dann durchgängig etwas hymnenhaftes, was am Gesang liegt, der zeitweise von einem Chor begleitet wird und damit schon etwas schunkelhaftes hat.

Ich bin von EgoNoir und Der Pfad zum Fluss begeistert. Es ist sehr düstere und eindringliche Musik, die es schafft, verstörte und vom Wahnsinn getriebene Stimmungen zu transportieren und zu erzeugen. In diesem Zusammenhang, und auch gesanglich, ist der Verweis zu Bethlehem durchaus angebracht. Dennoch ist Der Pfad zum Fluss ein sehr eigenständiges Werk, auf welches das Prädikat „Dark Metal“ wie die Faust aufs Auge passt. Bitte mehr davon!

01. Der Pfad zum Fluss
02. EgoNoir Teil 7
03. Feind
04. Winter is my name
05. Der unschuldige Mörder
06. Heereskind
07. Des Blutes Ruhm

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