Freudig überrascht war ich, als ich in dem Schreiben von Amortout las, dass die Musik von EgoNoir
unter anderem von Bethlehem beeinflusst ist. Entsprechend vielsagend
ist die mitgelieferte Stilbeschreibung: „Psycho German Dark Metal“.
Düster spielt EgoNoir auf Der Pfad zum Fluss
zweifelsohne auf. Sogleich mit dem ersten Lied, welches zugleich auch
Titelstück des Albums ist, offenbart sich ein großartiges Machwerk
düsterer und gestörter Musik. Die instrumentale Umsetzung ist
schleppend, dabei eher ruhig und mit einem melancholischen Unterton
ausgestattet. Diese ruhige und schleppende Struktur wird durch laute,
etwas rau klingende, und leise, sanft und harmonisch wirkende
Arrangements verfeinert. Dazu kommt dann die herausragende
Gesangsleistung, die nicht nur variabel sondern auch hochgradig
eindringlich ist. In einigen Parts ist der Gesang arg verzerrt, laut und
sehr intensiv – dabei aber stets verständlich. In anderen Parts ist der
Gesang ruhiger und schön sonor und wohlklingend, mit einer leicht
rau-trockenen Note.
Schwermütig und schleppend geht es auch mit dem zweiten Lied, EgoNoir Teil 7, weiter. Die musikalische Begleitung des vielschichtigen Gesangs erweist sich als nicht minder facettenreich. EgoNoir
baut in seine Musik sehr interessante melodische Einsprengsel ein, die
nicht unbedingt immer auf Anhieb auffallen. Denn es ist nicht selten,
dass den kraftvollen und schleppenden Rhythmus, eine leise, sanft und
lieblich gespielte Akustikgitarre begleitet, die zuweilen bezaubernde
melodische Momente einstreut.
Feind beginnt mit einem eingespielten Sample, in dem eine Stimme zu einem Rachefeldzug aufruft. Auf dieses Sample setzt EgoNoir
prompt mit einem sehr schnellen und antreibenden Rhythmus ein.
Rhythmisch eingängig und dabei brachial bleibt es überwiegend. Nur in
der Mitte ist ein ruhiges, düsteres Zwischenspiel zu hören. Antreibend
und schnell geht es auch mit Winter is my name weiter. Hier
fällt vor allem eingängiges und kraftvolles Riffing auf sowie eine neue
Variante des Gesangs, die heller und heiserer ist. Auf diesen
energischen Auftakt folgt eine schleppende Passage, in der parallel zum
extremen Gesang ein leiser Chor zu hören ist. Zum Ende hin wird das Lied
wieder schnell.
Mit Der unschuldige Mörder folgt das, mit knapp zehn Minuten Spielzeit, längste Lied des Albums, welches für mich, neben dem Titellied Der Pfad zum Fluss,
zum besten und eindringlichsten Material der CD gehört. Es fängt sehr
leise an. Es ist lediglich auf dem linken Tonkanal ein tiefes, dunkles,
sich ständig wiederholendes Riff zu hören, welches allmählich lauter
wird und irgendwann auch auf den rechten Kanal übergeht. Dieses Riff,
welches sich durch die Beständigkeit zu einer bleiernen Melodie
verdichtet, ist zwar denkbar simpel, doch die atmosphärische Wirkung die
es inne hat, ist immens. Nach und nach setzten dann auch eine
sprechende Stimme und das Schlagzeug ein. Der unschuldige Mörder steigert die Intensität kontinuierlich Stück für Stück. Es kommt immer wieder eine neue Variation hinzu. EgoNoir
schafft es so, eine absolut bedrückende und düstere Atmosphäre und
Spannung aufzubauen die sich dann in einem verstörtem Part entlädt, in
dem vor allem der Gesang die Grenzen des Wahnsinns aufzeigt.
Die beiden letzten Lieder Heereskind und Des Blutes Ruhm
sind ebenfalls zwei sehr stimmungsvolle Stücke, die beide sehr
abwechslungsreich gestaltete Elemente beinhalten. Dies trifft vor allem
auf Heereskind zu. Nicht nur wegen seinen offensichtlichen
militärischen Bezügen, wie etwa das Sample vom Marschlied „Hänschen
klein“ am Ende des Liedes zeigt. Es ist ein vielschichtiges Stück, in
dem es sowohl sehr harmonisch wie auch heftig und brachial zugeht. Des Blutes Ruhm
hat dann durchgängig etwas hymnenhaftes, was am Gesang liegt, der
zeitweise von einem Chor begleitet wird und damit schon etwas
schunkelhaftes hat.
Ich bin von EgoNoir und Der Pfad zum Fluss
begeistert.
Es ist sehr düstere und eindringliche Musik, die es schafft, verstörte
und vom Wahnsinn getriebene Stimmungen zu transportieren und zu
erzeugen. In diesem Zusammenhang, und auch gesanglich, ist der Verweis
zu Bethlehem durchaus angebracht. Dennoch ist Der Pfad zum Fluss ein sehr eigenständiges Werk, auf welches das Prädikat „Dark Metal“ wie die Faust aufs Auge passt. Bitte mehr davon!
01. Der Pfad zum Fluss
02. EgoNoir Teil 7
03. Feind
04. Winter is my name
05. Der unschuldige Mörder
06. Heereskind
07. Des Blutes Ruhm
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